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Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Titel: Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2
Autoren: PeP eBooks
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klammfeuchtes Tuch.

DER TANZ MIT DEN SCHWÄRMERN

    W er - wer war das, Will?«, flüsterte Jo und seine Stimme zitterte dabei vor Angst und Kälte. Der Nebel war eisig und er lähmte das Denken. »Wer war das,Will?« Will hörte seinen Freund, wie er hilflos und blind durch den Nebel tapste. »Und wo ist Hannah? Was wird aus ihr werden? Was wird jetzt aus uns?«
    »Nein, was wird aus ihr ?« Will wandte sich an den Franzosen. »Was haben die vor?!«, rief er, als Moses nicht reagierte. »Jetzt sag was, und ich rate dir, sag mir die Wahrheit!« Er suchte und fand den Chevalier.
    Der hockte stumm auf dem Boden. Dann hob Moses Kahiki langsam den Kopf. »Sie werden sie töten«, sagte er leise.
    Will taumelte, stutzte, wich etwas zurück. »Nein, sag mir die Wahrheit«, stammelte er.
    »Das ist die Wahrheit, Will. Sie werden sie töten. Und wir können nichts dagegen tun.«
    »Und mit nichts meinst du ›nichts‹?« Will wurde jetzt wütend, riss sich das Hemd vom Leib und schleuderte es auf den Franzosen. »Vergiss deine Wahrheit! Steck sie dir dahin, wo niemand sie findet! Ich hasse sie und weißt du, warum? Sie macht dich zu einem erbärmlichen Feigling!« Er zog auch die Schuhe
aus und warf sie Moses gegen die Brust. »Und du, Jo, wo immer du steckst. Du schreibst dir jetzt ein für alle Mal hinter die Ohren: Frauen und Unglück sind ein und dasselbe.« Er holte tief Luft. »Oh, wie ich das hasse!«, fluchte der Junge und dann sprang er …
    »Nein!«, rief Moses. »Tu das nicht. Bitte!«
    … mit einem entschlossenen Kopfsprung ins Meer. Jo und Moses hörten den Splash .
    »O nein!«, seufzte Moses und vergrub den Kopf in den Händen. »Das wollten sie. Deshalb haben sie Hannah geholt.«
    »Sie?«, fragte Jo aus dem Nebel heraus. Er konnte den Chevalier nicht sehen. »Wen meinst du mit ›sie‹ und woher willst du sie kennen?«
    »Ala ho’i ole mai. 1 « Moses schüttelte den Kopf. »Von Wollen kann da keine Rede sein. Ich war schon mal hier. Vor über zwölf Jahren. Und das, was ich mit ›sie‹ meine, sind die Schwärmer.« Er wischte sich das Blut von der Nase und stöhnte vor Schmerz. »Schwärmer sind Teufel in Engelsgestalt. Sie bringen dich dazu, dass du tanzend ertrinkst, und dann, kurz vor dem Ende, zeigen sie ihre wahre Gestalt. Dann verwandeln sie sich in riesige Quallen, und in ihren halb durchsichtigen Bäuchen siehst du die Gesichter der armen Kerle, die von ihnen gefressen wurden, während sie versuchten, die Insel zu finden. Dort findest du alle: Piraten und Könige, Kaufleute, Glücksritter, Mörder, Banditen. Doch ihre Gesichter sind Fratzen. Die Gier, die sie getrieben hat, hat sie in Monster verwandelt, und der Anblick eines Einzigen von ihnen reicht aus, um dir für immer den Schlaf zu rauben.«

    »Und was wird aus uns?«, fragte Jo leise, verzweifelt.
    »Wir werden warten«, seufzte Moses Kahiki. »Das kann ich, weißt du, und zwar gar nicht so schlecht.« Er setzte sich zu Jo und nahm ihn auf seinen Schoß. »Erinnerst du dich an die Nacht in Berlin?«
    »Du meinst die vor den Galgen?«, fragte der Junge und schniefte.
    »Ja«, nickte Moses, »da haben wir auch gewartet, und du hattest plötzlich überhaupt keine Angst. Erinnerst du dich, was ich dir damals gesagt habe? Die Dinge kommen zu dir, wenn du bereit bist, auf sie zu warten.«
    »Ja«, sagte Jo, »ich erinnere mich. Aber jetzt habe ich Angst. Denn wenn wir jetzt warten, kommen die Schwärmer und werden uns holen. Genauso wie Hannah und Will.« Jo kullerten die Tränen aus seinen großen Augen. »Ich will nicht ohne Will leben. Ich will das nicht, Mo!«
     
    Will wollte das auch nicht. Er tauchte ins Wasser, und als er in dem kurzen Moment, in dem er schwerelos war, die Augen aufschlug, kam er aus dem Staunen nicht mehr heraus. Hier unter Wasser war alles glasklar. Die Sicht schien unendlich und in dieser kristallenen Weite schwebten die Schwärmer um ihn herum. Sie leuchteten hell. Ihre Gewänder strahlten in blendendem Weiß, und als Will seine Augen an das gleißende Licht gewöhnt hatte, sah er in ihre Gesichter. Wunderschön waren sie, egal, ob Mann oder Frau. Und zwei dieser Frauen schwebten jetzt auf ihn zu. Ihr Lächeln war freundlich, von einer sanftmütigen Kälte, so kalt wie die Finger, die sich jetzt mit seinen verzahnten, und obwohl irgendetwas tief in Will »Vorsicht!« schrie, gefiel ihm diese Kälte und er lachte sie an. Er lachte und
drehte sich mit den Frauen im Kreis. Dann entdeckte er Hannah. Sie tanzte, wie
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