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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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ihm
Edelberts schroffe Art nichts aus. Aber im Moment war er doch etwas dünnhäutig.
    »Äh … wie läuft’s denn so bei dir?«, gab Burgbacher nun
pflichtschuldig zu Protokoll.
    Hummel wies mit einer Hand auf die Tür des Gäste- WC s. »Elke spricht offenbar nur noch über ihre
blumenverzierten Klebezettel mit mir und fordert mich zur Hausarbeit auf.«
    »Tja, Frauen«, gab ihm Burgbacher kurz die benötigte Unterstützung
und schüttelte den polierten Glatzkopf. »Wie ist denn der aktuelle Stand des
Ehedramas?«
    Hubertus zögerte. »Na ja: Offiziell sind wir nach wie vor ein Paar.
Inoffiziell: Frag mich was Leichteres.«
    »Und wie sieht es mit dieser Carolin und dir aus?«, bohrte
Burgbacher weiter, der in groben Zügen Bescheid wusste. Er hatte sie schon
ein-, zweimal gesehen Und sie schien recht sympathisch zu sein. Wie Elke.
Eigentlich war das dem Impresario auch egal. Aber selbst wenn er für die
bürgerliche Ordnung nicht allzu viel übrig hatte: Ein paar Konstanten musste es
im Leben doch geben. Hubertus und Elke gehörten zu diesen und eher zusammen als
die beiden Städte Villingen und Schwenningen, die man im Zuge der Kreisreform
vor mehr als 30 Jahren zwangsverheiratet hatte. Es
genügte ja wohl, wenn er dauernd Beziehungsprobleme hatte. Und eigentlich war
er vor allem deshalb hier …
    Hubertus hatte vor einigen Wochen versucht, mit seiner geänderten
Gefühlslage Elke gegenüber offen umzugehen. Weltanschaulich konnte er ihr
freilich schon lange nicht mehr folgen. Mitunter kam er sich vor wie sein
eigener Vater. Der war mittlerweile fast 80 und
hatte sein ganzes Leben in Villingen verbracht, das heißt, wenn er nicht gerade
als Lokführer die Bahnhöfe der Schwarzwaldbahn bis Offenburg in der einen oder
Konstanz in der anderen Richtung abgefahren hatte. Karma hielt er bestenfalls
für eine Margarinensorte.
    Nachvollziehbarer als Elkes Geschwurbel war für Hubertus die
handfeste Art seiner Tochter gewesen: Martina hatte ihm wegen Carolin explizite
und heftige Vorwürfe gemacht. »Nur, weil Mama sich vor ein paar Jahren mal in
so einen anderen Typen verliebt hat, willst du jetzt auch zeigen, dass du
begehrt bist? Sei froh, dass du Mama hast!«
    »Hallo? Hubertus? Stichwort Carolin!«, wartete Burgbacher immer noch
ungeduldig auf eine Antwort. »Du weißt schon. Diese brünette Lehrerin.
Erinnerst du dich?«
    »Ich weiß nicht. So geht das jedenfalls nicht weiter. Ich muss mich
dringend entscheiden«, sagte Hummel.
    »Bevor sich Elke entscheidet – und zwar gegen dich!«, bemerkte
Burgbacher und zog einen weiteren Klebezettel von der Tür des Zimmers ab, das
Elke ihre »Entspannungsoase« nannte. Hier machte sie Yogaübungen und zog sich
zurück, wenn sie ihren Unterricht vorbereitete, in ihren Ratgebern schmökerte,
wieder einmal eine neue Gottheit anbetete oder Hubertus ihr auf die Nerven
fiel.
    »Betreten verboten. BITTE «, lautete die
Botschaft. Drei Ausrufezeichen schlossen sich an.
    Hubertus schnaufte. Dieses dauernde » BITTE «
machte das Ganze noch penetranter. Das hatte sie sicher auch aus einem ihrer
Ratgeber.
    Dieser Zettel an der Tür hatte Gesellschaft – und zwar von einer Art
    Spielkarte. Auf dieser waren eine Schlange, ein Frauenkopf und die Zahl 7 zu sehen.
    »Das ist eine Lenormandkarte«, erklärte Burgbacher, der durch seinen
Lebensabschnittsgefährten Einblick in die Welt der Esoterik bekommen hatte.
»Eine Wahrsagekarte – und diese hier steht für eine Nebenbuhlerin und für
Verwicklungen oder Verführungen, wenn ich mich recht entsinne. Alberto hat
damit auch immer rumhantiert. Ich HASSE ihn.« Der
Impresario klatschte den Zettel mit viel Wucht zurück an die Tür.
    Burgbachers Gefühlsausbruch ging an Hummel vollkommen vorbei. Er
starrte nur auf Botschaft Nummer vier.
    »Ich würde mal sagen, dass Elke zumindest vorübergehend ausgezogen
ist«, bemühte sich der Theater-Impresario mit tiefstem Bass um eine
Einschätzung. »Da haben wir ja eine reizende Gemeinsamkeit. Alberto …«
    »Ausgezogen?« Hubertus hatte diesen Gedanken irgendwo zwischen
Zettel zwei und drei auch schon gehabt, ihn dann aber erfolgreich verdrängt.
    Er ignorierte das Eintrittsverbot und warf einen Blick in Elkes
Zimmer. Die Schaumstoffmatte, auf der sie ihre Übungen machte und die
üblicherweise immer auf dem geölten Naturholzboden lag, war weg. Ihre Tasche
mit dem samtenen Lebensbaum-Aufnäher: ebenfalls verschwunden.
    Hubertus überlegte: Yoga war dienstags und donnerstags. Heute
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