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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Autoren: James Clavell
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»Nein. Ich bin jetzt Tai-Pan von Struan’s. Ja. Ian Dunross. Wie lautet das Telex?« Wieder hörte er zu. »Ja, danke.«
    Er legte auf. Nach einer Weile brach er das Schweigen. »Das war unser Büro in Taipeh. Die Lasting Cloud ist vor der Nordküste Formosas gesunken. Man nimmt an, daß sie mit Mann und Maus untergegangen ist …«

SONNTAG, 18. AUGUST 1963

1
    20.45 Uhr:
    Der Polizeibeamte lehnte an der Ecke des Informationsschalters und beobachtete den großgewachsenen Eurasier, ohne ihn direkt anzusehen. Er trug einen hellen Tropenanzug mit Polizeikrawatte und weißem Hemd. Es war heiß in der hell erleuchteten Ankunftshalle, die Luft feucht und voll von Gerüchen. Wie immer wogten lärmende Chinesen hin und her, Männer, Frauen, Kinder. Eine übergroße Anzahl von Kantonesen, einige Asiaten, ein paar Europäer.
    »Herr Inspektor?«
    Eines der Schaltermädchen hielt ihm ein Telefon hin. »Für Sie, Sir«, sagte sie und lächelte artig.
    »Danke«, nickte er, registrierte ihre weißen Zähne, ihr dunkles Haar, ihre Rehaugen und ihre golden schimmernde Haut und stellte fest, daß sie Kantonesin und hier neu war. »Ja?« sagte er in das Telefon.
    »Inspektor Armstrong? Hier spricht der Tower – Yankee 2 ist eben gelandet. Pünktlich.«
    »Danke.« Robert Armstrong, ein Mann von kräftigem Wuchs, lehnte sich über den Tresen und stellte das Telefon zurück. Er nahm Notiz von den langen Beinen des Mädchens und legte sich flüchtig die Frage vor, wie sie wohl im Bett sein würde.
    »Wie heißen Sie?« fragte er.
    »Mona Leung, Sir.«
    »Danke, Mona Leung.« Er nickte ihr zu, ließ seine blaßblauen Augen auf ihr ruhen und sah einen Schatten von Besorgnis über ihre Züge huschen. Das gefiel ihm. Dich krieg’ ich noch, dachte er und wandte seine Aufmerksamkeit wieder seiner Beute zu. Der Eurasier John Tschen stand neben einem der Ausgänge, er war allein, und das überraschte den Inspektor. Und daß er so nervös war. Für gewöhnlich war John Tschen völlig gelassen, doch jetzt warf er jeden Moment einen Blick auf die Uhr, dann auf die Tafel mit den Ankunftszeiten und wieder auf die Uhr.
    Noch eine Minute, dann fangen wir an, dachte Armstrong.
    Er langte in seine Tasche, um eine Zigarette herauszuholen, erinnerte sich, daß er als Geburtstagsgeschenk für seine Frau vor zwei Wochen das Rauchen aufgegeben hatte, stieß einen Fluch aus und steckte die Hände noch tiefer in die Taschen.
    Um einen Kopf größer als die meisten in der Menge, ein breitschultriger Mann mit sportlichem, wiegendem Schritt, verließ er den Schalter. Seit siebzehn Jahren im Polizeidienst, war er jetzt Chef des CID – Criminal Investigation Department – von Kowloon.
    »Guten Abend, John«, sagte er, »wie geht’s denn?«
    »O hallo, Robert«, erwiderte John Tschen den Gruß und war augenblicklich auf der Hut. Er sprach Englisch mit amerikanischem Akzent. »Alles bestens, danke. Und Ihnen?«
    »Mir geht’s gut. Ihr Verbindungsmann auf dem Flughafen meldete der Einwanderungsbehörde, daß Sie ein Sonderflugzeug erwarten, John. Eine Chartermaschine – Yankee 2. «
    »Ja – aber es ist keine Chartermaschine. Eine Privatmaschine. Sie gehört Lincoln Bartlett – dem amerikanischen Millionär.«
    »Ist er an Bord?« fragte Armstrong, obwohl er wußte, daß der Mann an Bord war.
    »Ja.«
    »Mit Begleitung?«
    »Nur sein geschäftsführender Vizepräsident und Handlungsbevollmächtigter.«
    »Ist Mr. Bartlett ein Freund von Ihnen?« fragte er, obwohl er wußte, daß er es nicht wahr.
    »Ein Gast. Wir hoffen mit ihm ins Geschäft zu kommen.«
    »Ach ja? Nun, seine Maschine ist eben gelandet. Warum kommen Sie nicht mit? Wir werden die ganzen bürokratischen Formalitäten für Sie umgehen. Das ist doch das mindeste, was wir für das Noble House tun können, nicht wahr?«
    »Danke für Ihre Mühe.«
    »Nicht der Rede wert.« Armstrong führte ihn durch eine Seitentür in der Zollschranke. »Lincoln Bartlett«, fuhr Armstrong mit gespielter Jovialität fort, »der Name sagt mir nichts. Sollte er das?«
    »Nein, wenn Sie nicht im Geschäftsleben stehen«, antwortete John Tschen und haspelte nervös weiter. »Sein Spitzname ist ›Raider‹ – wegen seiner erfolgreichen Raids, der Übernahmen diverser Gesellschaften, die meist viel größer sind als seine eigene. Ein interessanter Mann. Ich habe ihn voriges Jahr in New York kennengelernt. Sein Firmenimperium erzielt einen Bruttogewinn von fast einer halben Milliarde im Jahr. Er behauptet, er
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