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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Autoren: James Clavell
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keinen Penny mehr!«
    »Da wird sich aber nicht viel ändern! Wir beziehen ja alle nur einen Hungerlohn! Was besitzt du an Vermögen? Wie viele Millionen? Fünfzig? Siebzig? Hun…«
    »Wenn du dich nicht sofort entschuldigst und mit diesem Unsinn aufhörst, dann mach ich ein für allemal Schluß mit dir. Ich enterbe dich, und zwar sofort!«
    Die Aufregung schlug sich John Tschen jedesmal auf den Magen. Er haßte die endlosen Streitereien – sein Vater hochrot vor Wut, seine Frau in Tränen, seine Kinder starr vor Schreck. Glotzend standen sie herum und wünschten ihn zum Teufel, seine Stiefmutter, seine Brüder und Vettern, die meisten seiner Onkel und alle ihre Frauen. Neid und Habgier. – Aber was Bartlett angeht, hat Vater recht, wenn auch nicht so, wie er denkt. Nein. Das ist mein Fall. Das ist etwas für mich. Dieses eine Geschäft, und ich bin für immer frei.
    Sie hatten fast schon die lange, hell erleuchtete Zollhalle durchschritten.
    »Gehen Sie am Sonnabend zum Rennen?« fragte John Tschen.
    »Aber sicher!« Zur großen Freude aller hatte vergangene Woche der mächtige Jockey-Club, der sämtliche Pferderennen kontrollierte – die einzige legale Form organisierten Glücksspiels in der Kolonie – ein Sonderbulletin herausgegeben: »Obwohl die Saison in diesem Jahr erst am 5. Oktober beginnt, hat die Verwaltung mit der gütigen Erlaubnis unseres illustren Gouverneurs, Sir Geoffrey Allison, beschlossen, Sonnabend, den 24. August, zum Vergnügen aller und als Gruß an unsere hart arbeitende Bevölkerung, die die schwere Last der zweitschlimmsten Dürreperiode in unserer Geschichte mit großer Seelenstärke trägt, zum Renntag zu erklären …«
    »Wie ich höre, lassen Sie ›Golden Lady‹ im fünften Rennen laufen«, sagte Armstrong.
    »Der Trainer meint, sie hätte gute Chancen. Kommen Sie doch bitte an Vaters Loge vorbei und trinken Sie ein Glas mit uns! Ich könnte ein paar Tips von Ihnen gebrauchen. Sie sind ein großer Wetter.«
    »Ich habe manchmal Glück, das ist alles. Aber was sind meine zehn Dollar schon gegen Ihre zehntausend?«
    »So hoch wetten wir nur, wenn eines unserer Pferde läuft. Die letzte Saison war eine einzige Katastrophe … Ichkönnte einen Gewinn gebrauchen.«
    »Ich auch.« O Jesus, und wie ich einen gebrauchen könnte, dachte Armstrong. Aber dich, John Tschen, dich schert es keinen Fliegenschiß, ob du zehntausend oder hunderttausend gewinnst oder verlierst. Ruhig Blut, sagte er sich. Daß es Gauner gibt, ist eine Tatsache, und es ist deine Aufgabe, sie zu fangen, wenn du kannst – und mit deinem miserablen Gehalt zufrieden zu sein. Warum sollte ich diesen Bastard beneiden? Dem geht es so oder so an den Kragen. »Ich habe übrigens einen Beamten zu Ihrem Wagen beordert, damit er Sie durch die Sperre schleust.«
    »Oh, vielen Dank. Tut mir leid, daß ich Ihnen solche Mühe gemacht habe.«
    »War doch keine Mühe. Ich dachte mir, es muß wichtig sein, wenn Sie persönlich kommen.« Armstrong konnte es sich nicht verkneifen, noch einen Pfeil abzuschießen. »Wie ich schon sagte: Keine Mühe ist zu groß für das Noble House.«
    John Tschen blieb bei seinem höflichen Lächeln. Leck du mich, dachte er. Wir dulden dich, weil du ein einflußreicher Bulle bist, aber von Neid zerfressen, schwer verschuldet, sehr wahrscheinlich korrupt und, was Pferde betrifft, ganz sicher ahnungslos. Leck mich kreuzweise. Dew neh loh moh auf alle deine Nachkommen, dachte John Tschen, ließ sich aber seine Schmutzworte nicht anmerken. Er hob die Hand an die halbe Münze, die er an einer dünnen Lederschnur um den Hals trug. Seine Finger zitterten, als sie das Metall berührten. Unwillkürlich schauderte er.
    »Ist was?« fragte Armstrong.
    »Nichts. Gar nichts.« Nimm dich zusammen, dachte John Tschen.
    Sie hatten die Zollhalle passiert und befanden sich im Bereich der Einwanderungsbehörde. Reihen von verschreckten, unsicheren, ermüdeten Menschen warteten vor den sauberen kleinen Pulten der kaltherzigen uniformierten Beamten. Sie grüßten Armstrong. John Tschen spürte ihre bohrenden Blicke.
    Wie immer wurde ihm mulmig unter ihren forschenden Augen, obwohl er vor ihren neugierigen Fragen sicher war. Er war Inhaber eines richtigen englischen Passes, nicht nur eines zweitklassigen Hongkong-Passes, sowie einer amerikanischen Grünen Karte – der Ausländerkarte – jenes kostbaren Besitztums, das ihm gestattete, in den USA zu leben, zu arbeiten und sich zu vergnügen.
    »Herr Inspektor?«
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