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Homogen

Homogen

Titel: Homogen
Autoren: Franziska Nelka
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Mühe gegeben, um keine Fingerabdrücke am Tatort oder an der Tatwaffe zu machen und dann lassen sie ihre Kleidung einfach so achtlos im Haus liegen!“, machte Richardson weiter.

     
     
    „Sie können sich nicht vorstellen, wie es ist, immer nur Zweiter zu sein“, erwiderte Moltow zögerlich. Sein Haupt war schuldbewusst gesenkt und seine Stimme zittrig. „ Ewig hinter jemanden zu stehen. Nur im Schatten zu sein und niemals selbst den Wind des Ruhmes im Gesicht zu haben. Horitsch war ein Genie – wahrlich. Er wurde von Gott mit dem Blick hinter das Vordergründige gesegnet, wenngleich beifolgend mit einem egozentrischen Charakter! Er verstand es hinter die Fassade der Dinge zu sehen und für einen winzigen Moment das wahre Ausmaß des Universums zu verstehen. Er konnte Gott selbst sehen, verstehen Sie?“, und blickte den FBI-Ermittler fragend und mit Tränen in den Augen an.

     
     
    „Er war es nicht wert! Ich hätte seine Gabe haben sollen. Nicht dieser – eingebildete Egomane!“, rief er erbebt aus und wischte sich wütend die Tränen vom Gesicht.
    Dann drehte er sich gedankenversunken zur Wand und fiel zurück in seine Erinnerungen.

     
     
    „Ich ging am Abend des 26. Mai`s in das Labor und sah Horitsch wie er selbstgefällig vor seinem Mikroskop saß. Dabei trank er einen großen Schluck Limonade. Niemand sonst trank diese billige Sorte mit dem unechten Orangengeschmack. Nur dieser Geizkragen! Plötzlich hatte ich eine Erleuchtung. Wie einfach und besser wäre es, wenn er nicht mehr da wäre? Ich könnte der Entdecker und Weiterentwickler des Homogens sein. Der Ruhm würde mir zuteil. Ich besorgte mir also eine kleine Menge Blausäure und tränkte sie in die Limonade. Es war so einfach.“ Moltow überkam ein kleines Lächeln, während er den letzten Satz aussprach.

     
     
    „Und wie ist die Flasche letztlich außen in die Mülltonne des Labors gekommen?“, fragte Richardson interessiert, der indes alles aufzeichnete, was Moltow sprach.

     
     
    „Ich wartete ab, bis Horitsch wieder von seiner Limonade trank. Wenig später lag er dann auch schon am Boden. Er wirkte so armselig. So klein und gar nicht wie ein Mann von Größe. Seine Augen sahen mich flehend an. Es war ekelhaft. Ich schleppte seinen mit dem Tod ringenden Körper in die Toilette, damit das Labor nicht besudelt wurde. Dann ging ich zurück und nahm die Flasche auf. Ich dachte, es wäre am unauffälligsten, wenn ich sie einfach wegwerfen würde. Niemand würde im Müll danach suchen, war ich mir sicher. – Ich hätte den Inhalt wohl doch lieber ausgießen sollen! Wie dumm von mir!“, sprach Moltow fast höhnisch und seine Lippen formten ein irrwitziges Lächeln.

     
     
    Richardson schüttelte entsetzt seinen Kopf. So etwas hatte er noch niemals gehört. Ihm waren ja schon einige Geständnisse untergekommen und er hatte schon viele obskure Fälle während der letzten zwanzig Jahre aufdecken müssen, aber ein Mord aus Eitelkeit und fehlgeleiteter Eifersucht ist ihn so noch nicht untergekommen. Man sollte glauben, unter Gelehrten ist es anders, aber letztlich sind sie auch nur wilde Tiere, dachte er sich im Stillen.

     
     
    „Aber was zum Teufel hatten sie dann auf dem Friedhof verloren? Wieso wollten sie den Professor wieder ausgraben?“, fragte Richardson mit einer unverständlichen Miene.

     
     
    „Dieser Mistkerl hatte den Chip für die Homogendatei mit sich ins Grab genommen. Die ganzen Unterlagen und Forschungsergebnisse. Ich hatte sie verzweifelt in seinem Aktenkoffer und Computer gesucht, aber er hatte tags zuvor alles auf einen Minichip abgespeichert. Diesen trug er in seinem Ring mit sich und wurde schließlich damit begraben!“
    Moltow ballte zornig seine Hände zu Fäusten. Offenbar war er noch immer wütend über die Ereignisse.

     
     
    Richardson schüttelte nur verständnislos mit seinem Kopf und holte seine Handschellen heraus. Er hatte genug gehört. Beherzt trat er einen Schritt auf Moltow zu und legte das kalte Stahl um seine Handgelenke. Der Professor machte keinerlei Anstalten sich zu wehren und fügte sich den Anweisungen des FBI-Agenten. Er schien sich seinem Schicksal zu beugen und trat seinen bevorstehenden Gang ins Gefängnis gelassen entgegen. Sein Blick wurde teilnahmslos und seine Körperhaltung zunehmend gebückt.

     
     
    „Letztlich sind Sie Gott nicht näher gekommen!“, sagte Richardson und ging mit ihm aus dem Verhörraum, um ihn den Gefängniswärtern zu übergeben. Dieser Satz,
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