Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hollisch verliebt

Hollisch verliebt

Titel: Hollisch verliebt
Autoren: Showalter Gena
Vom Netzwerk:
hatte sie ihm erzählt, ein Vampir könne einen Menschen nicht verwandeln, er würde es nicht überleben. Und auch der Vampir würde sterben. Damals hatte er nicht verstanden, warum.
    Jetzt verstand er es – aber für dieses Wissen musste er bezahlen.
    Als sie sein letztes Blut getrunken und ihm ihres gegeben hatte, hatten sie nicht nur DNA ausgetauscht oder seine Seelen gegen ihr Monster. Sie hatten alles getauscht und geteilt, alles. Erinnerungen, Vorlieben und Abneigungen, Fähigkeiten und Wünsche, hin und her, hinund her, bis er nicht mehr wusste, was von ihm stammte und was von ihr.
    War er einmal mit einer neunschwänzigen Katze ausgepeitscht worden? Hatte er einen Menschen ausgesaugt, bis dieser gestorben war? Oder war er zufällig auf einen Clan kranker Werbären gestoßen und hatte sie gesund gepflegt?
    Ein gedämpftes Grollen – ein Gähnen? – in seinem Unterbewusstsein ließ ihn aufhorchen. Das Monster. Eigentlich war „Dämon“ eine passendere Bezeichnung für Scharfzahn. Aden fühlte sich von ihm wie besessen. Dieses Gefühl hätte er eigentlich gewohnt sein müssen. Allerdings war Scharfzahn ganz anders als die Seelen, die zuvor seinen Kopf geteilt hatten. Er war nicht so umgänglich wie Julian, so pervers wie Caleb oder so mitfühlend wie Elijah. Scharfzahn dachte nur an Blut und Schmerzen. Er wollte Blut fließen lassen und anderen Schmerzen zufügen.
    Wenn er das Kommando übernahm, war Aden eher Raubtier als Mensch. Er hasste sich dafür ebenso sehr, wie er Victoria hasste. Was absurd war. Scharfzahn vergötterte Aden, ganz ohne Zweifel. Es gefiel ihm in Adens Kopf, und er schlug nicht ständig um sich, um herauszukommen, wie bei Victoria. Trotzdem hatte Scharfzahn eine gewalttätige Ader, die ihren Tribut forderte.
    Manchmal tauschten Aden und Victoria erneut, und die Seelen kehrten zu ihm zurück, Scharfzahn zu ihr. Aber dann vermischte sich alles von Neuem, immer wieder. Und jeder Tausch trieb sie ein bisschen näher an den Rand des Wahnsinns. Zu viele Erinnerungen wirbelten durcheinander, zu viele widersprüchliche Begierden. Bald würden sie endgültig über die Klippe stürzen.
    „Aden“, keuchte Victoria. „Ich … brauche …“
    Er wusste, was sie gleich sagen würde.
    Sie legte seinen Kopf zur Seite, so wie er vorhin ihren, und öffnete ihre Lippen. Das gefiel ihm nicht. Sie schlug ihre Fangzähne in seine Halsschlagader. Das gefiel ihm auch nicht, und er fauchte. Früher hatte sich ihr Biss gut angefühlt, doch in ihrem blindwütigen Hunger wurde sie ungeschickt, und ihre Fangzähne schnitten in eine Sehne. Trotzdem hielt er sie nicht zurück. Sie musste ebenso dringend trinken wie er.
    Schritte hallten durch ihre Höhle und brachen sich an den Wänden.
    Aden blieb ruhig. Victoria konnte sie beide an jeden Ort versetzen, den sie schon einmal besucht hatte. So waren sie hierhergekommen, als er verletzt worden war. Er wusste nicht, wo „hier“ war oder woher sie die Höhle kannte, nur, dass ab und zu Wanderer hereinkamen. Bisherhatte sich keiner zu ihnen vorgewagt, und er bezweifelte, dass sich das ändern würde.
    Natürlich hätten sie sich gemeinsam an einen anderen, noch entlegeneren Ort zurückziehen können. Vielleicht wäre es sicherer gewesen, wenn sie sich so weit wie möglich von der Zivilisation entfernt hätten. Immerhin war Aden eine lebendige Zielscheibe, seit Victorias Vater von den Toten zurückgekehrt war und seinen Thron zurückforderte.
    Aden mochte ein Mensch sein – vielleicht –, aber er war nun König der Vampire. Er hatte getötet, um die Herrschaft zu erlangen, und er würde den Thron wieder für sich beanspruchen. Sobald es ihm gelang, sich von Victorias Blut zu entwöhnen.
    Waren das seine Gedanken oder die des Monsters?
    Seine eigenen, beschloss er. Es mussten seine Gedanken sein. Der Drang, König zu sein, war ebenso stark wie sein Blutdurst.
    Früher war das aber anders. Er hatte sogar nach jemandem gesucht, der ihn ersetzen konnte.
    Das war früher. Außerdem habe ich schon Pläne für mein Volk geschmiedet.
    Sein Volk? Da sprach wohl sein Adrenalin.
    Ach ja? Jetzt spreche ich – halt die Klappe.
    Die widerhallenden Schritte kamen immer näher …
    Victoria riss ihre Fangzähne aus seinem Hals und wandte sich fauchend in Richtung Höhleneingang. Wäre sie bei klarem Verstand gewesen, hätte sie die Besucher einfach fortgeschickt, bevor sie die Höhle betreten konnten. Ihre Stimme war so mächtig, dass sich kein Mensch ihren Befehlen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher