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Holidays on Ice

Holidays on Ice

Titel: Holidays on Ice
Autoren: David Sedaris
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euch ein nagelneues Auto und tausend Dollar in bar spendieren. Aber wenn ich jetzt so den Blick über eure lieben, fahlen Gesichter schweifen lasse, denke ich, ich erhöhe das Angebot auf ein nagelneues Auto, einen fabrikfrischen Kühlschrank mit Tiefkühlabteilung und eintausendzweihundert Dollar in bar. Klingt das gut? (Augenbrauen heben, Blickkontakt suchen.) Das verspreche ich jedem einzelnen und jeder einzelnen von euch, wenn ihr diese junge Frau davon überzeugen könnt, dass sie mir hilft, ihre Geschichte zu erzählen. Offensichtlich bedeuten ihr die schöneren Dinge des Lebens nichts, und so sei es. Aber ist es fair von ihr, euch, ihren Freunden und Nachbarn, die gleichen Entsagungen aufzuzwingen?
    Indem sie sich weigert, meinen Vertrag zu unterschreiben und einen Nachmittag dranzugeben, mir und meinen prachtvollen Autoren die Fakten wiederzugeben, stellt diese junge Frau sicher, dass keiner von euch je in den Genus von Dingen kommt, welche den meisten zivilisierten Menschen das Selbstverst ändlichste von der Welt sind. Sie wird sagen: »Na schön, sollen ihre neugeborenen Babys doch an Unterernährung und Staphylokokken sterben.« Ihren Sohn hat sie auf die harte Tour eingebüßt, und vielleicht findet sie, ihr hättet das auch verdient! Ich persönlich bin überglücklich, wenn ich euch mit einem sauberen und modernen Gebäude versehen kann, in dem ihr die entsprechenden kleinen, trostlosen Trauergottesdienste abhalten könnt. Wenn ihr jedoch das Geld wollt, um solche verfrühten und unnötigen Todesfälle zu verhindern, werdet ihr mit eurer sogenannten Schwester mal darüber reden müssen. Vielleicht könnt ihr sie ja überreden.
    Ist dies das Christfest, an dem eure Weihnachtsw ünsche in Erfüllung gehen, oder ist dies der Tag, an dem ihr erkennen müsst, wie kleinlich und gehässig ein Mensch zu sein imstande ist? Wenn ihr, wie sie, nicht an Geld, Autos und Haushaltsgeräten interessiert seid, könntet ihr sie immer noch zum Unterschreiben überreden und euren gerechten Lohn wohltätigen Stiftungen überlassen. Es würde euch zwar ziemlich schwer fallen, Menschen zu finden, denen es noch dreckiger geht als euch, aber bitte, das ist eure Sache, finde ich gut, geht mich nichts an. Zu Weihnachten geht es ums Schenken. Ich schenke euch eine nagelneue Kirche, und ihr braucht mir nicht einmal dafür zu danken, wenn ihr keine Lust habt. Dafür habe ich sie euch nicht geschenkt. Und wenn ihr mich nicht entschädi gen wollt, indem ihr eurer Freundin dabei behilflich seid, Vernunft anzunehmen, dann stecke ich diesen Schlag weg und mache mich auf den Heimweg. Ich frage mich nur, wie ihr heute Abend einschlafen wollt, mit euren abgewetzten Decken und christlichen Moralvorstellungen, wenn ihr wisst, dass irgendwo dort drau ßen vor euren plastikverglasten Fenstern in irgendeiner scherbenübersäten Gosse eine alte verkrüppelte Frau um Münzen bettelt, weil ihr zu sehr mit euch selbst beschäftigt wart, um ihr einen Kühlschrank mit Tiefkühlabteilung zu gönnen. Denn, eins will ich euch sagen, nicht Geben ist auch nicht seliger denn Nehmen. (Hat was. Einsinken lassen.)
    Ich wollte euch diesem Gedanken überlassen, aber solang ich noch hier bin, möchte ich noch was anderes hinzufügen. Selbst wenn ihr euch weigert, diese junge Frau zur Vernunft zu bringen, werde ich mein Weihnachts-Special produzieren. Das wird dann jedoch meine Geschichte sein, bei der mir niemand helfen muss. Sie wird von einer kleinen Gruppe sogenannter evangelischer Christen handeln, die so damit beschäftigt ist, sich auf dem Boden zu wälzen und auf ihre Tamburine einzuschlagen, dass sie vergessen hat, wofür Weihnachten eigentlich steht. Dieses Special wird keine erbauliche Botschaft haben, und es ist sehr gut möglich, dass es gut und gern zwanzig Millionen Kinder mit dem Gedanken ins Bett schickt, dass dieser Typ, Gott, vielleicht doch nicht so was Tolles ist, dass sie vielleicht den Geburtstag eines begabten Schwindlers feiern, nicht viel besser als die Strichmännchen, die von den Pygmäen oder Moslems angebetet wer den. Ich werde diese Idee auf einen Zettel schreiben (Block hervorholen, kritzeln) und ihn einem meiner Teilhaber geben, sobald er aus dem Urlaub in Bahu Rahu zur ückkommt. Lieber würde ich die ungleich unwiderstehlichere Geschichte eurer jungen Freundin machen, aber das, Damen und Herren, liegt bei euch. Es braucht Zeit, ein erstklassiges WeihnachtsSpecial zu produzieren, und meine Leute müssen sich allmählich mal
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