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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe
Autoren: Terry Pratchett
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Feldwebel und
    warf einen bedeutungsvol en Blick zum Besucherzimmer. »Ist wegen des
    Alchimiejobs gekommen.«
    Ein Zwerg sah zu Mumm auf und lächelte nervös.
    »Na schön«, sagte der Kommandeur. »Ich empfange ihn in meinem
    Büro.« Er griff in die Jackentasche und holte den Geldbeutel des Assas-
    sinen hervor. »Bitte füg das hier dem Witwen-und-Waisen-Fonds hinzu,
    Fred.«
    »Oh, gut, Herr Kommandeur. Wenn sich solche Glücksfäl e häufen,
    können wir uns bald mehr Witwen leisten.«
    Feldwebel Colon kehrte an seinen Schreibtisch zurück, öffnete unauf-
    fäl ig die Schublade und holte das Buch hervor, in dem er gelesen hatte.
    Der Titel lautete: Tierwirtschaft. Colon dachte voller Unruhe an die seltsamen Geschichten, die man sich von manchen Leuten auf dem Land
    erzählte. Er fragte sich, ob er mit Gasthäusern rechnen mußte, die al ein
    von Tieren besucht werden durften. Doch derartige Befürchtungen er-
    wiesen sich schließlich als grundlos. In dem Buch ging es schlicht und
    einfach darum, wie man Kühe, Schweine und Schafe züchtete.
    Es gab nur noch ein Problem für ihn: Er brauchte ein Buch, das ihn
    die Kunst des Lesens lehrte.
    Im Obergeschoß drückte Mumm ganz vorsichtig die Tür seines Büros
    auf. Die Assassinengilde beachtete die Regeln, das mußte man ihr lassen.
    Es galt als außerordentlich taktlos, einen Unbeteiligten zu töten. Einer
    der großen Nachteile bestand zum Beispiel darin, daß man dafür kein
    Honorar bekam. Aus diesem Grund waren Fal en im Büro ausgeschlos-
    sen, weil zu viele Personen den Raum betraten. Trotzdem hielt Mumm
    es für besser, auf der Hut zu sein. Er verstand es ausgezeichnet, sich die Feindschaft von Leuten zuzuziehen, die reich genug waren, um Assassinen zu bezahlen. Die Vertreter der Gilde mußten nur einmal Glück ha-
    ben; Mumm brauchte ständig Glück.
    Er schlich durchs Zimmer und sah aus dem Fenster. Es stand fast im-
    mer offen, selbst dann, wenn’s draußen kalt wurde. Mumm hörte gern
    die Geräusche der Stadt. Wer am Gebäude hochzuklettern versuchte,
    bekam es mit seinem Einfal sreichtum in Form von lockeren Schindeln,
    scheinbar festen Steinen und trügerischen Regenrinnen zu tun. Außer-
    dem hatte Mumm unten einen Speerspitzenzaun errichten lassen. Er
    diente vor al em zur Zierde, was jedoch nichts daran änderte, daß die
    Spitzen sehr… spitz waren.
    Bisher hatte er alle Assassinen überlistet.
    Ein zögerndes Klopfen erklang an der Tür.
    Es stammte von dem Zwerg. Mumm ließ ihn eintreten, schloß die Tür
    wieder und nahm am Schreibtisch Platz.
    »Du bist also Alchimist«, sagte er. »Säureflecken an den Händen und
    keine Brauen.«
    »Ja, Herr.«
    »Es ist recht ungewöhnlich, daß sich ein Zwerg für die Alchimie ent-
    scheidet. Leute wie ihr… Ich dachte immer, ihr schuftet in der Gießerei
    des Onkels oder so.«
    Leute wir ihr, nahm der Zwerg zur Kenntnis. »Konnte mich einfach
    nicht an den Umgang mit Metal gewöhnen.«
    »Ein Zwerg, der sich nicht an den Umgang mit Metal gewöhnen kann?
    Das dürfte ziemlich ungewöhnlich sein.«
    »In der Tat, Herr Kommandeur. Als Ausgleich dafür war ich immer
    gut in alchimistischen Dingen.«
    »Bist du Mitglied der Gilde?«
    »Nicht mehr.«
    »Ach? Wie hast du die Gilde verlassen?«
    »Durchs Dach, Herr. Aber ich glaube, ich weiß inzwischen, was schief-
    ging.«
    Mumm lehnte sich zurück. »Die Alchimisten jagen dauernd irgend et-
    was in die Luft. Deshalb ist noch niemand rausgeflogen, soweit ich
    weiß.«
    »Weil noch nie jemand den Gildenrat gesprengt hat, Herr.«
    »Was, den ganzen Rat?«
    »Einen großen Teil davon. Alle leicht abnehmbaren Teile.«
    Mumm stellte fest, daß er ganz automatisch die unterste Schublade
    öffnete. Er drückte sie wieder zu, schob statt dessen die Papiere auf dem
    Schreibtisch hin und her. »Wie heißt du, Junge?«
    Der Zwerg schluckte. Er schien diesen Augenblick gefürchtet zu ha-
    ben. »Kleinpo, Herr Kommandeur.«
    Mumm sah nicht einmal auf.
    »Ah, ja. Hier steht’s. Du kommst vom Überwaldberg, nicht wahr?«
    »Äh… ja, Herr«, erwiderte Kleinpo ein wenig überrascht. Für gewöhn-
    lich konnten Menschen nicht zwischen den einzelnen Zwergenclans un-
    terscheiden.
    »Unsere Obergefreite Angua kommt von dort«, sagte Mumm.
    »Nun, was deinen Vornamen betrifft… Ich kann Freds Handschrift
    nicht entziffern…«
    Der Zwerg atmete tief durch. »Grinsi, Herr«, sagte Grinsi Kleinpo.
    »Grinsi, wie? Freut mich, daß die alten Namenstraditionen
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