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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe
Autoren: Terry Pratchett
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stecken wir hier in einer Sackgasse«, sagte Mumm.
    »So scheint es, ja.«
    Der Kommandeur warf Kohle, zielte dabei auf einen bronzefarbenen
    und grünen Drachen, der den Brocken mühelos fing. Es wurde immer
    heißer im Stall.
    »Ich verstehe einfach nicht, warum ihr es immer hier und auf der Wa-
    che versucht«, sagte Mumm. »Ich meine, ich bin doch viel unterwegs. Ihr
    könntet mich auf der Straße erschießen.«
    »Was? Sollen wir uns etwa wie ganz gewöhnliche Mörder verhalten,
    Herr?«
    Mumm nickte langsam. Die Assassinengilde hatte eine Ehre, auch
    wenn sie schwarz und ziemlich krumm war.
    »Wieviel bin ich wert?«
    »Zwanzigtausend, Herr.«
    »Man sol te euch mehr für mich bezahlen«, meinte Mumm.
    »Das finde ich auch.« Wenn der junge Mann zur Gilde zurückkehrte…
    wurde beim nächsten Mal bestimmt mehr Geld verlangt. Assassinen
    schätzten den Wert ihres eigenen Lebens ziemlich hoch ein.
    »Mal sehen«, brummte Mumm und betrachtete das Ende der Zigarre.
    »Die Gilde bekommt fünfzig Prozent. Es bleiben also zehntausend Dol-
    lar.«
    Der Assassine dachte darüber nach und rang sich zu einer Entschei-
    dung durch. Umständlich löste er einen Beutel vom Gürtel und warf ihm
    Mumm zu.
    Der Kommandeur griff nach seiner Armbrust. »Wenn du mutig bist,
    dich fal en zu lassen… Viel eicht erreichst du die Tür, ohne mehr als nur
    oberflächliche Verbrennungen davonzutragen. Was meinst du?«
    Keine Antwort.
    »Natürlich müßtest du ziemlich verzweifelt sein«, fuhr Mumm fort. Er
    legte die Armbrust auf den Futtertisch und holte eine Schnur hervor.
    Das eine Ende band er an einem Nagel fest, das andere an der Arm-
    brustsehne. Anschließend trat er vorsichtig beiseite und lockerte den
    Abzug.
    Die Sehne bewegte sich ein oder zwei Millimeter weit.
    Der mit dem Kopf nach unten hängende Assassine beobachtete ihn
    und schien den Atem anzuhalten.
    Mumm paffte an der Zigarre, bis aus dem Ende ein rotglühender Zap-
    fen wurde. Dann lehnte er sie so an die Schnur, daß sie nur noch ein
    wenig weiterbrennen mußte, bis die Glut die Schnur erreichte und sie
    verbrannte.
    »Ich verzichte darauf, die Tür zu verriegeln«, sagte Mumm. »Ich habe
    immer großen Wert darauf gelegt, nicht unvernünftig zu sein. Deine be-
    rufliche Laufbahn werde ich mit großem Interesse verfolgen.«
    Er warf den Drachen die restliche Kohle zu und verließ den Stal .
    Es sah nach einem weiteren ereignisreichen Tag in Ankh-Morpork aus
    – und er begann erst.
    Als Mumm das Haus erreichte, hörte er ein lautes Zischen und dann
    ein Klicken. Es folgten die Geräusche von jemandem, der ziemlich
    schnell zum Zierteich lief. Mumm lächelte.
    Willikins wartete mit der Jacke auf ihn. »Bitte denk daran, daß du um
    elf Uhr bei seiner Lordschaft erwartet wirst, Herr.«
    »Ja, ja.«
    »Und um zehn Uhr hast du einen Termin bei den Wappenherolden.
    Dazu hat sich ihre Ladyschaft besonders klar geäußert. Ihre exakten
    Worte lauteten: ›Sag ihm, daß er nicht versuchen sol , sich irgendwie
    herauszuwinden.‹«
    »Na schön.«
    »Außerdem bittet dich ihre Ladyschaft, niemanden zu verärgern.«
    »Ich werd’s versuchen. Sag ihr das.«
    »Die Sänfte wartet draußen, Herr.«
    Mumm seufzte. »Danke. Es schwimmt jemand im Zierteich. Hol ihn
    aus dem Wasser und gib ihm eine Tasse Tee, in Ordnung? Scheint ein
    vielversprechender Bursche zu sein.«
    »Gewiß, Herr.«
    Die Sänfte. O ja, die Sänfte. Es war ein Hochzeitsgeschenk des Patri-
    ziers. Lord Vetinari wußte, wie sehr Mumm es liebte, durch die Straßen
    der Stadt zu wandern. Gerade deshalb hatte er ein Geschenk gewählt,
    das den Kommandeur der Stadtwache an solchen Wanderungen hindern
    sollte.
    Ja, die Sänfte stand draußen bereit. Und die beiden Träger richteten
    sich erwartungsvol auf.
    Einmal mehr erwachte der Rebell in Sir Samuel Mumm. Vielleicht
    blieb ihm tatsächlich nichts anderes übrig, als das verdammte Ding zu
    benutzen, aber…
    Er sah den ersten der beiden Männer an und deutete mit dem Daumen
    auf die Tür. »Steig ein.«
    »Aber, Herr…«
    »Es ist ein schöner Morgen«, sagte Mumm und zog die Jacke wieder
    aus. »Ich fahre selbst.«

    »Liebe Mutter und lieber Fater…«

    Hauptmann Karotte, stolzes Mitglied der Stadtwache von Ankh-
    Morpork, verbrachte seinen freien Tag auf eine ganz bestimmte Weise.
    Zuerst frühstückte er in einem gemütlichen Café, dann schrieb er einen
    Brief nach Hause. Diese Briefe bereiteten ihm immer wieder Schwierig-
    keiten. Die Exemplare, die er
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