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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe
Autoren: Terry Pratchett
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doch Zwer-
    genbrot eignete sich gut als Waffe. Für Zwerge war Backen ein Teil der
    Kriegskunst. Wenn sie von Marmorkuchen sprachen, dann meinten sie Marmor.
    »Sieh dir nur diese Delle an«, sagte Hopkinson. »Die Kruste ist prak-
    tisch ruiniert !«
    SO WIE DEIN KOPF, erwiderte Tod.
    »Oh, ja«, brummte Hopkinson im Tonfal eines Mannes, der glaubt,
    daß Köpfe höchstens ein paar Ankh-Morpork-Cent pro Stück kosten –
    und der um den hohen Wert eines guten Brotexponats weiß. »Was ist so
    verkehrt an einem Knüppel? Oder an einem Hammer? Auf Anfrage hät-
    te ich einen zur Verfügung stel en können.«
    Tod hatte von Natur aus eine recht obsessive Persönlichkeit und be-
    griff, daß er es mit einem wahren Meister zu tun hatte. Der verstorbene
    Herr Hopkinson sprach mit piepsiger Stimme und trug seine Brille an
    einem schwarzen Band – der Geist natürlich ihr spirituelles Äquivalent –;
    sicheres Erkennungszeichen einer Person, die den Staub auch von der
    Unterseite der Möbel wischte und Büroklammern der Größe nach sortierte.
    »Es ist wirklich sehr bedauerlich«, fuhr Hopkinson fort. »Und außer-
    dem ungerecht. Immerhin habe ich ihm beim Backofen geholfen. Ich
    glaube, ich sol te mich beschweren.«
    HERR HOPKINSON, IST DIR EIGENTLICH KLAR, DASS DU
    TOT BIST?
    »Tot?« wiederholte der Kustos. »O nein. Ich kann nicht tot sein. Nicht
    ausgerechnet jetzt. Der Zeitpunkt ist dafür denkbar ungeeignet. Erst
    muß ich noch das Kampfgebäck katalogisieren.«
    ICH FÜRCHTE, DAZU KOMMST DU JETZT NICHT MEHR.
    »Nein, nein. Tut mir leid, aber es wartet zuviel Arbeit auf mich. Du
    mußt dich noch ein wenig gedulden. Ich kann jetzt keine Zeit damit ver-
    geuden, tot zu sein.«
    Tod war sprachlos. Nach der anfänglichen Verwirrung reagierten die
    meisten Leute mit Erleichterung auf die Erkenntnis, daß sie gestorben
    waren. Sie streiften eine unbewußte Bürde ab. Der schwere Schritt ins
    Jenseits lag hinter ihnen. Das Schlimmste war bereits geschehen, jetzt
    konnten sie, zumindest in metaphorischer Hinsicht, das Leben fortset-
    zen. Nur wenige Leute verhielten sich so, als sei die ganze Sache ein Är-
    gernis, das verschwand, wenn sie sich lange genug darüber beklagten.
    Hopkinsons Hand strich durch den Tisch. »Oh.«
    SIEHST DU?
    »Das kommt mir sehr ungelegen. Hättest du deinen Besuch nicht ein wenig verschieben können?«
    NUR IN ABSPRACHE MIT DEINEM MÖRDER.
    »Offenbar ist das al es schlecht organisiert. Hiermit möchte ich mich
    offiziell beschweren. Immerhin zahle ich pünktlich meine Steuern.«
    ICH BIN DER TOD, KEIN STEUEREINTREIBER. ICH
    KOMME NUR EINMAL.
    Hopkinsons Gestalt verblaßte immer mehr. »Ich habe immer versucht,
    vernünftig vorauszuplanen…«
    NACH MEINEN ERFAHRUNGEN IST ES AM BESTEN, DAS
    LEBEN SO ZU NEHMEN, WIE ES KOMMT.
    »Das klingt ziemlich unverantwortlich…«
    FÜR MICH HAT ES IMMER GUT FUNKTIONIERT.

    Die Sänfte hielt vor der Wache am Pseudopolisplatz. Mumm überließ es
    den Trägern, sie zu parken, trat ein und streifte die Jacke über.
    Er konnte sich noch gut an die Zeit erinnern, zu der das Wachhaus fast
    leer gewesen war. Erst wenige Tage schienen seitdem vergangen zu sein.
    Feldwebel Colon, der auf seinem Stuhl döste, Korporal Nobbs, der seine
    Wäsche vor dem Ofen trocknete… Und dann, ganz plötzlich, hatte sich
    alles verändert.
    Feldwebel Colon wartete mit einem Klemmbrett auf ihn. »Ich habe
    hier die Berichte von den anderen Wachhäusern, Herr Kommandeur«,
    sagte er und ging neben Mumm.
    »Irgendwelche besonderen Vorfäl e?«
    »Ein sonderbarer Mord, Herr Kommandeur. In einem der alten Häu-
    ser an der Schlechten Brücke. Es hat ‘n alten Priester erwischt. Weiß
    nicht viel darüber. Die Patrouille meinte nur, wir sollten Ermittlungen
    anstellen, Herr Kommandeur.«
    »Wer hat die Leiche gefunden?«
    »Obergefreiter Besuch, Herr Kommandeur.«
    »Lieber Himmel.«
    »Ja, Herr Kommandeur.«
    »Na schön. Viel eicht finde ich heute morgen Gelegenheit, mir den
    Tatort anzusehen. Sonst noch etwas?«
    »Korporal Nobbs ist krank, Herr Kommandeur.«
    »Oh, ich weiß, daß er nicht normal ist…«
    »Ich meine, er hat sich krank gemeldet, Herr Kommandeur.«
    »Was ist es diesmal? Die Beerdigung seiner Oma?«
    »Nein, Herr Kommandeur.«
    »An wie vielen Beerdigungen mußte er in diesem Jahr teilnehmen?«
    »An sieben, Herr Kommandeur.«
    »Fred, du brauchst mich nicht dauernd ›Herr Kommandeur‹ zu nen-
    nen.«
    »Wir haben Gesellschaft, Herr Kommandeur«, sagte der
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