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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4
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sie den passenden Zeitpunkt für einen Rückzug für gekommen. Es war inzwischen schon sehr dunkel geworden. Und obwohl sie kein Feigling war, wollte sie nicht länger mit diesem Mann auf dem Promenadendeck stehen, das nur vom fahlen Schein einiger Gaslampen beleuchtet wurde.
    „Es war ein anstrengender Tag, Mr Leclerc. Ich fand es sehr aufmerksam von Ihnen, dass Sie einer Lady Gesellschaft geleistet haben. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.“
    „Gute Nacht, Miss Fenton. Und … süße Träume.“
    Während der Bohemien diese Worte aussprach, schaute er Kate noch einmal tief in die Augen. Sie wandte sich abrupt von ihm ab und stolzierte mit erhobenem Kopf vom Promenadendeck hinunter. Ihre Reisetasche war schon zuvor von einem Steward in die ihr zugewiesene Kabine gebracht worden.
    Erleichtert schloss Kate die Tür und lehnte sich dagegen. Es fühlte sich so an, als ob Roger Leclercs Blicke sich förmlich in ihren Rücken gebrannt hätten. Aber das war natürlich nur Einbildung. Kate führte ihre aufgekratzte Stimmung auf die Reise zurück. Schließlich war es das erste Mal in ihrem dreiundzwanzigjährigen Leben, dass sie ihre Heimatstadt und ihr Heimatland verließ! Am nächsten Morgen würde sie in Paris aufwachen, der Stadt der Liebe und des Amüsements.
    Dass ihr Gemütszustand etwas mit dem attraktiven Bohemien zu tun haben könnte, wollte sie nicht wahrhaben.
    Am nächsten Morgen hielt Kate als Allererstes mit ihren beiden Reisegefährten Kriegsrat. Sie hatte David Benson und Phineas Fletcher schließlich zu ihrem Cousin und ihrem Onkel ernannt. Diese Geschichte musste sie mit ihnen abstimmen, damit sie sich nicht Roger Leclerc gegenüber versehentlich verplapperten. Kate war nämlich sicher, dass der Franzose erneut ihre Nähe suchen würde.
    „Sie haben mich also als Ihren Cousin ausgegeben?“ Der Kriminalassistent klang enttäuscht. „Wäre es nicht plausibler gewesen, wenn Sie behauptet hätten, ich sei Ihr Gemahl, Miss Fenton?“
    Da ist wohl der Wunsch der Vater des Gedankens , dachte Kate genervt. Und sie sagte: „Wohl kaum, Mr Benson. Dann hätten Sie und ich nämlich die vergangene Nacht gemeinsam in einer Kabine verbringen müssen, um kein unnötiges Aufsehen zu erregen.“
    Die roten Ohren des Kriminalassistenten nahmen einen beinahe violetten Farbton an. So verlegen hatte Kate ihn noch niemals erlebt. Ob er sich wohl in seiner Fantasie gerade die Dampfkutter-Pilotin im Nachthemd vorstellte? Das wollte sie gar nicht so genau wissen. Jedenfalls tat er ihr nun richtig leid.
    „I-ich weiß nicht, was ich sagen soll, Miss Fenton. Ich bedaure aufrichtig …“
    „Dafür gibt es keinen Grund, Mr Benson. Die Situation ist für uns alle nicht ganz einfach. Ich werde Sie ab sofort mit Ihrem Vornamen anreden. Es wäre doch sehr auffällig, wenn ich zu meinem eigenen Cousin Mr Benson sage, nicht wahr?“
    „Zweifellos“, brachte der schüchterne junge Mann hervor.
    „Und ich bin dann natürlich Onkel Phineas für dich, meine liebe Nichte“, sagte der exzentrische Erfinder lachend. Von den Dreien schien er die Situation am ehesten auf die leichte Schulter zu nehmen. Aber das konnte auch daran liegen, dass er nicht so ganz in der Wirklichkeit lebte. Das war jedenfalls Kates Meinung.
    Gemeinsam mit ihren beiden Begleitern ging Kate zum Frühstück im Speisesalon. Sie hatte sich nicht getäuscht. Roger Leclerc schien nur auf sie gewartet zu haben. Er sah an diesem Morgen noch aufregender auf als am Abend zuvor. Aber Kate blieb äußerlich gefasst und stellte ihm die Männer vor.
    „Darf ich Sie mit meinem Cousin David Benson und mit meinem Onkel Phineas Fletcher bekanntmachen, Mr Leclerc? – Das hier ist der wackere Bohemien, der mein Hütchen vor den Wassermassen des Ärmelkanals bewahrt hat.“
    „Das war sehr freundlich von Ihnen, Sir“, sagte Phineas Fletcher jovial. „Wir mussten Mi… äh … meine Nichte gestern leider im Stich lassen. Ihre französische Crème brûlée ist nichts für einen britischen Magen, schon gar nicht bei einem solchen Wetter.“
    „Zweifellos, Sir“, entgegnete Roger Leclerc aalglatt. „Aber heute Morgen sieht es doch schon viel erfreulicher aus. Und ich bin sicher, dass Paris uns mit strahlendem Sonnenschein empfangen wird.“
    Zu Kates Erleichterung gab es zum Frühstück auch Tee und Eier mit Schinken, so dass sie nicht allzu sehr von ihrer gewohnten Ernährung abweichen musste. Und außerdem plauderten Fletcher und Benson so angeregt mit ihr, dass der
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