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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 2

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 2

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 2
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konnte nicht verhindern, dass sie von einer schleichenden Beklemmung ergriffen wurde. Nein, das hier war nicht einfach nur die Stein gewordene Fantasie von Steinmetzen, die vor vielen Tausend Jahren ihren eigenen Alpträumen ein Gesicht geben wollten. Dahinter steckte mehr, viel mehr. Kate versuchte, ihre Empfindungen in eine Frage zu fassen.
    „Dann haben die Handwerker, die einst diese Steinfigur schufen, also einem Vampirgott gehuldigt?“
    „Ja, das Böse hat manche Menschen immer schon sehr stark fasziniert. Ich wollte dieses Museum besuchen, weil ich die Statue des Seth einmal mit eigenen Augen sehen wollte. In der indischen Kultur haben wir unsere eigenen Figuren, die Gewalt und Tod symbolisieren. Ich denke beispielsweise an Kali, die Göttin der Zerstörung und des Todes. Sie wird stets mit blutigen Augen und Schädeln um den Hals dargestellt, in ihren vielen Händen trägt sie todbringende Waffen. Aber das Problem, um das es hier geht, hat mit Indien nichts zu tun. Seine Wurzeln liegen direkt hier in Europa. Denn die Lehre des Seth ist von Nordafrika schon sehr früh weiter gewandert. Bis hierher nach England.“
    Singh sprach sehr ruhig. Während Kates Herzschlag sich beim Anblick der unheimlichen Skulptur beschleunigte, zeigte der Inder keine sichtbare Gefühlsregung. Er war ein außergewöhnlicher Mann, das wurde Kate mit jedem Augenblick immer klarer. Und Singh war außerdem ein guter Beobachter, wie sich nun zeigte.
    „Ich spüre, dass Sie eigentlich eine sehr tapfere Frau sind, Miss Fenton. Aber wir Menschen fürchten uns vor dem Unbegreiflichen, das ist ganz natürlich. Trotzdem muss Ihnen dieses Abbild des Seth keine Angst einjagen. Das ist nur ein behauener Stein, nichts weiter. Keine Seele, keine Wiedergeburt, keine Magie.“
    Kate schüttelte den Kopf. „Ich weiß, Sir. Aber – hier stimmt etwas nicht.“
    Der Inder zog seine buschigen Augenbrauen zusammen und schaute sich suchend um. Dann antwortete er mit gesenkter Stimme: „Sie haben recht, ich war gerade zu vertieft in meine Erklärungen zu Seth und Kain. Ja, hier geht etwas nicht mit rechten Dingen zu. Aber ich bin bei Ihnen. Ich schütze Sie.“
    Kate hörte kaum auf Singhs Worte. Sie spürte eine urtümliche Angst in sich aufsteigen, die ihr bisher völlig unbekannt gewesen war. Diese Seite ihrer Seele kannte sie noch nicht, Kate war nämlich eigentlich kein Feigling. Man hatte sie schon öfter angegriffen, und sie hatte sich immer mutig verteidigt.
    Aber momentan wurde sie nicht durch aggressive Droschkenkutscher oder lüsterne Passagiere bedroht. Kate spürte nur, dass sie und Singh sich in Gefahr befanden. Und dann bemerkte sie die Schatten.
    Im ersten Moment glaubte sie, sich getäuscht zu haben. Blitzschnell tauchten die pechschwarzen Schemen auf, verschwanden aber sogleich wieder. Kate blinzelte irritiert. Was ging hier vor?
    Sie bemerkte, dass auch Singh seinen Körper anspannte. Bisher hatte der alte Inder ganz locker neben ihr gestanden. Aber nun straffte er sich, aus seinem Mund drang ein leises Gemurmel. Kate konnte den Sinn der Worte nicht begreifen, denn der Mann mit dem Turban benutzte seine Muttersprache.
    Und plötzlich ertönte ein furchtbarer Schrei, der Kate das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie wirbelte herum, dahin, wo das Geräusch herkam. Am Eingang zur ägyptischen Abteilung des britischen Museums hatte ein uniformierter Wächter gestanden. Nun lag er leblos am Boden, bewegungsunfähig und mit weit aufgerissenen Augen. Wehrlos musste er das über sich ergehen lassen, was mit ihm geschah.
    Auf dem Rücken des Wärters hockte eine blutsaugende Bestie und trieb ihre Fangzähne in seinen Hals. Kate erinnerte der Vampir in diesem Moment an eine riesige Krähe oder Fledermaus. Die Bestie hatte bemerkt, dass Kate sich ihr zuwandte. Der Blutsauger hob seinen schmalen totenbleichen Kopf, rollte mit den gelblichen Augen und warf Kate einen heimtückischen Blick zu.
    Die junge Frau war in diesem Moment gelähmt vor Entsetzen. Sie hatte ihren Schlagring nicht bei sich. Und selbst, wenn sie das Eisenstück unter ihrem Handschuh getragen hätte – was konnte sie damit schon gegen ein untotes Monster ausrichten? Kate kam sich hilflos vor, und das war ein ganz mieses Gefühl.
    Und der Vampir war nicht allein. Das wurde Kate nun bewusst, als weitere dunkle Schemen hinter den hochkant gestellten Steinsärgen und den überlebensgroßen Statuen auftauchten.
    Kate und Singh wurden von mehreren Blutsaugern eingekreist. Kate
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