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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 2

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 2

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 2
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einprägen können, dass die immer umfangreicher werdenden Sammlungen aus aller Welt einen Umzug in ein größeres Gebäude notwendig gemacht hatten. Daher befand sich das berühmte Museum seit 1824 in dem jetzigen Gebäude. Erst 1850, vor knapp einem Jahr, war der Umzug vollständig vollzogen worden.
    Nun wartete eine komplette Welt des Wissens mitten in London auf die neugierigen Besucher. Kate selbst fühlte sich in dem ehrwürdigen Gebäude zwischen den kulturbeflissenen Ladys und Gentlemen allerdings so fehl am Platz wie ein Glas dunkles Ale unter lauter Champagnerkelchen. Sie musste sich eingestehen, dass sie sich aus diesem Grund in den riesigen Ausstellungshallen nicht besonders gut auskannte. Aber Kate war entschlossen, ihre Wissenslücken mit Charme und Einfallsreichtum zu überspielen.
    Vielleicht würden später einmal Zeiten anbrechen, in denen Frauen auch an Universitäten studieren durften. Momentan konnte Kate sich das noch nicht vorstellen. Die Welt der höheren akademischen Bildung blieb ihr also verschlossen. Außerdem hätte sie die hohen Studiengebühren niemals bezahlen können. Also musste sich Kate auf das verlassen, was sie hatte: Ihre Fähigkeiten als Pilotin und Mechanikerin sowie eine angeborene Respektlosigkeit gegenüber scheinbar unlösbaren Problemen.
    Und Kate hatte schon ganz andere Schwierigkeiten gemeistert. Demgegenüber war ihr Vorhaben, ohne nennenswerte eigene Kenntnisse eine Museumsführung zu machen, beinahe nebensächlich.
    An der Seite von Raja Singh betrat Kate die hohe weite Eingangshalle. So aus der Nähe hatte das Britische Museum schon etwas sehr Respekteinflößendes an sich. Allmählich schwand ihre Zuversicht. Das Museum mit seinen zahlreichen Abteilungen kam ihr wie ein riesiges Labyrinth aus Marmor vor. Wie sollte sie sich hier zurechtfinden?
    „Äh, was möchten Sie zuerst sehen, Mr Singh?“
    „Die altägyptische Sammlung mit den Mumien und den Grabbeigaben. – Wir müssen hier entlang, Miss Fenton.“
    Zu ihrer Erleichterung bemerkte Kate, dass der Inder eine Broschüre aus seiner Jackentasche gezogen hatte. Offenbar hatte er die Informationsschrift schon aus Indien mitgebracht. Nun war sie es, die ihm folgen musste.
    „Wenn Sie schon dieses Heft da haben, Sir – wozu brauchen Sie mich dann überhaupt?“
    Es war nicht clever, diese Frage zu stellen. Aber Kate hatte es trotzdem getan, obwohl sie dadurch vielleicht diesen Auftrag verlor. Doch ihre Neugier war größer als ihr Wunsch nach leicht verdientem Geld. Singh drehte sich zu ihr um und lächelte sanft.
    „Ich bin ein alter Mann und fühle mich für die Vergangenheit zuständig, Miss Fenton. Aber Sie sind jung und Sie kennen sich mit moderner Technik aus, sonst könnten Sie wohl kaum einen Drehflügler steuern. Ich wollte gern durch London streifen und mich mit so einer Person wie Ihnen unterhalten. Sie sind genau die Richtige für diese Aufgabe, das habe ich auf dem Flugfeld sofort erkannt.“
    Kate errötete. Sie spürte instinktiv, dass sie von dem Alten nichts Böses zu erwarten hatte. Dennoch war sie verwirrt.
    „Ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen, Mr Singh.“
    Während Kate und der Inder miteinander sprachen, hatten sie die ägyptische Abteilung erreicht. Hier waren momentan nicht viele Museumsbesucher unterwegs. Die großen steinernen Sarkophage und hinter Glas ausgestellten Mumien wirkten einschüchternd und bedrückend zugleich. Singh berührte Kate sanft am Arm und deutete auf eine der steinernen Totenkisten.
    „Das ist ganz einfach, Miss Fenton. Sehen Sie sich diesen Sarkophag an. Der Mensch, der einst darin gelegen hat, ist längst tot, seit Tausenden von Jahren. Sie hingegen sind jung, Ihr Leben hat gerade erst begonnen. Deshalb ist es mir wichtig, was Sie denken. Ich bin so alt, dass ich schon fast vergessen habe, wie es ist, jung zu sein.“
    Kate glaubte immer noch, der Inder wollte sie auf den Arm nehmen. Aber er schien es ernst zu meinen. Obwohl er ein Fremder war, beschloss sie spontan, sich ihm anzuvertrauen. Singh war eine Vaterfigur. Dabei hatte er mit ihrem eigenen Dad fast überhaupt nichts gemeinsam, denn Jeremias Fenton war mit Leib und Seele Erfinder und Techniker gewesen.
    Singh hingegen machte auf Kate den Eindruck eines Mystikers, der sich im Seelenleben der Menschen besser auskennt als mit Zahnrädern und Pneu-Stangen. Sie konnte sich den alten Inder auch als einen Fakir vorstellen, der auf einem Nagelbrett saß oder sich für viele Monate in die Erde
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