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Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Anderberg Strollo
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schwere Slalom-Ski stiefel an.
    »In denen kann man ja nicht mal laufen, wie soll man dann damit Skifahren können?«
    Alex schüttelt auch den Kopf. Aber dann erhellt sich ihre Miene.
    »Wir könnten zum Odenplan fahren.«
    Was meint sie? Jonna sieht sie an. Was sollte Elina da machen?
    »Nichts, aber da gibt es einen Raum in der U-Bahn genau wie am Mariatorget, der von einigen als Unterkunft benutzt wird.«
    »Schläft Niki da manchmal?«
    »Mariatorget ist eher ein Aufenthaltsort, da sind die Leute abends, aber nicht über Nacht.«
    Wie? Jetzt kommt Jonna nicht mehr mit.
    »Wir könnten dort schlafen, ich bin schweinemüde, und in dem Raum beim Odenplan sind immer so viele Leute, da sind wir sicher.«
    Ach, so meint sie das. Hm. Jonna sieht ängstlich über die Schulter, als ihr klar wird, dass sie dieses kleine Dilemma schon fast vergessen hatte.
    Sie werden auch im Intersport von den Verkäufern vertrieben, und dann stellen sie sich in die Warmluftschleuse am Eingang und trinken noch etwas von Maggans Whiskey. Der in Kombination mit einer Nacht am Odenplan, das war vielleicht eine anständige Lösung, sie können ja abwechselnd schlafen und Wache halten, wenn es ihnen notwendig erscheint. Sie lehnen sich gegen die Wand und kommen sich ein paar Minuten lang richtig streetsmart vor, doch damit wird gleich schlagartig Schluss sein, denn jetzt klingelt Alex’ Handy und sie nimmt das Gespräch an.
    »Hallo, hier Alex.«
    Das klingt noch fröhlich und unternehmungslustig, doch dann verstummt sie. Total. Jonna zuckt zusammen, sie hat sich eben auf den Boden gesetzt, jetzt sieht sie zu Alex hoch. Was ist los?
    »Ja, hallo, Kjell.«
    Alex räuspert sich und nimmt plötzlich einen sehr seriösen Tonfall an. Wer ist Kjell? Die mit dem Bus würden sich wohl kaum vorstellen, wenn sie anrufen, oder? Jonna starrt Alex an, der im nächsten Moment alle Farbe aus dem Gesicht weicht. Vollkommen. Sie wird bis zum Haaransatz kreideweiß, und dann sinkt sie langsam in die Hocke.
    Hat das was mit Elina zu tun? Ist Kjell vielleicht Elinas Vater? Obwohl Jonna noch keine Ahnung hat, worum es geht, fängt sie an, am ganzen Leib seltsam zu zittern. Was ist passiert? Was zum Teufel ist passiert?
    »Wer ist das?«
    Sie sitzen dicht nebeneinander, Jonna flüstert fragend, erhält aber keine Antwort. Alex hört einfach weiter zu, nickt schweigend und wischt sich mit der freien Hand über Mund und Augen. Und dann schluckt sie, um eine Frage herauszubringen: »Aber wann ist das denn passiert?«
    Schweigen. Langes Schweigen.
    Dann wird sie plötzlich hektisch, Alex reckt sich nach der Whiskeyflasche, packt sie beim Hals und versucht fieberhaft, den Deckel einhändig aufzuschrauben. Als ihr das nicht gelingt, reicht sie die Flasche mit einem verzweifelten Blick Jonna. Mein Gott, was ist denn bloß passiert? Jonna beeilt sich, die Flasche aufzuschrauben, und Alex greift danach und nimmt ein paar große Schlucke. Dann nickt sie wieder zu dem, was dieser Kjell sagt, der offenbar sehr viel zu erzählen hat.
    Trotz Alkohol und dem Versuch, sich zu betäuben, kommen die Tränen. Die kleine, toughe Alex, auf deren Wangen sich Streifen abzeichnen. Sie weint hemmungslos und offen wie ein Kind, und Jonna legt ihr sanft die Hand aufs Knie. Und es schneidet ihr in die Brust, als sie Alex mit der mickrigsten kleinen Stimme, einer Kinderstimme, die im Lärm der Galerie kaum zu hören ist, fragen hört: »Und wo ist er jetzt? Dürfen wir ihn besuchen?«

19
    Sie müssen zum Huddinge-Krankenhaus.
    Wie zwei durchgeschüttelte Teebeutel irren sie durch die Dämmerung ein paar Blocks weit bis zu einem großen Bahnhof. Sie huschen hinter einem anderen Passagier durch die Sperren, finden den richtigen Bahnsteig und den richtigen Zug, und während der Fahrt sieht Jonna sich andauernd um, ob sie irgendwo im Waggon etwas Verdächtiges entdecken kann oder ob sie von jemandem, der mit dem Bus zu tun hat, verfolgt werden. Alles ist sehr verwirrend und chaotisch, aber schließlich schaffen sie es doch zur richtigen Haltestelle.
    Sieben, elf, dreizehn Laternenpfähle, und sie müssen noch eine ganze Ecke gehen, Alex zeigt die Richtung an, und Jonna nickt gehorsam, obwohl sie zittert und solche Magen schmerzen hat, dass sie kaum aufrecht gehen kann. Sie lassen den Bahnhof hinter sich, es ist dunkel, und jetzt folgen sie den Schildern, auf denen »Krankenhaus« steht. Alex schnieft und schluchzt hysterisch, und jeder Mensch, der sie ansieht, wird zu einer Bedrohung. Auf dem

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