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Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Asa Anderberg Strollo
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ihr weitermachen?«
    Sandra klatscht in die Hände, und endlich wird es leise. Jonna öffnet die Augen ein wenig und sieht, dass Sandra sich jetzt mitten ins Zimmer gestellt hat. Sie steht da und sieht sich ein wenig unsicher um, als würde sie tatsächlich wissen wollen, was sie jetzt tun sollen, als wären die Meinungen der Mädchen wirklich entscheidend für den weiteren Abend.
    »Gib uns was Neues!«
    Die im Schleier ruft das ganz forsch, und die meisten in der Gruppe scheinen ihrer Meinung zu sein.
    »Also, gut. Dann muss ich mal nachsehen, was Helena vorhatte.« Sandra nimmt ein Papier vom Regal hinter sich und liest dann: »Lebenslänglich.«
    Nein, nein! Jetzt hebt das Geschnatter noch lauter an, alle Mädchen protestieren und winken ab, es ist ganz offensichtlich, dass sie ein Wort wie »lebenslänglich« nicht interpretieren wollen.
    »Ehrlich? Also nicht. Aber wie macht Helena das denn immer?«
    »Nimm einfach ein neues Thema.«
    Gut. Sandra sieht auf das Papier und wählt ein neues Thema. Diesmal ist es besser, die Mädchen schlagen leere Seiten in ihren Blöcken auf und greifen nach Stiften und Pinseln.
    Jonna öffnet die Augen und nimmt die Finger aus den Ohren. Sie setzt sich im Sessel zurecht und denkt, dass es vielleicht das ist, was ihr am Enter so gut gefällt. Dass sie hier das Gefühl hat, von Bedeutung zu sein. Vielleicht mag sie den Ort nicht so furchtbar gern, aber er hilft ihr, sich selbst mehr zu mögen, und das ist schließlich gut.
    Eine ganze Weile liegt sie da und sieht einfach nur träge aus dem Fenster. Den Nacken auf der einen Armlehne, die Arme weich um die Brust gelegt, die andere Armlehne in den Kniekehlen.
    Müsste die Aktivität nicht langsam mal zu Ende sein? Sie merkt, dass sie dabei ist einzuschlafen. »Jonna, dafür findet sich eine Lösung.« Wo soll sie heute Nacht schlafen? Wird sie Bettzeug, Decke und morgen vielleicht sogar ein Frühstück bekommen?
    Bis vorige Woche waren diese Dinge selbstverständlich, jetzt kommen sie ihr wie das Paradies vor. Sie schaut zum Himmel hoch und sieht, dass es draußen angefangen hat zu schneien. Der Himmel ist vollkommen wolkenbedeckt, und es fallen große, weiße Flocken wie an dem Tag, als sie nach Stockholm gekommen ist. Weiße Flocken vor einem schwarzen Himmel – wenn man nicht wüsste, wie verdammt kalt und beschissen es draußen ist, könnte man es fast schön finden.
    Sie gähnt, dreht den Kopf ein wenig und schaut auf die Straße, um sich wach zu halten. Doch es ist keine belebte Straße, da gibt es nicht viel zu sehen. Ein paar geparkte Autos, die morgen wahrscheinlich freigeschaufelt werden müssen, ein seltsam schief stehendes Straßenschild und ein angekettetes Fahrrad ohne Sattel. Die Menschen, die am Fenster vorbeigehen, eilen gebeugt und zielgerichtet vorwärts.
    Sie gähnt noch einmal und will eben der Schläfrigkeit nachgeben, als sie etwas sieht – sie reißt die Augen auf, setzt sich im Sessel aufrecht, lehnt sich ans Fenster und starrt in die Dunkelheit. Die Scheibe ist beschlagen, aber sie sieht doch, dass die Person da draußen innehält. Ja, im nächsten Moment starren sie einander direkt ins Gesicht, und Jonna muss aus dem Sessel aufstehen, das Blut fährt ihr in den Kopf, und im Bauch sind lauter Schmetterlinge. Sie läuft zum Fenster, um sich zu vergewissern, wer da auf der anderen Seite steht.
    Elina.
    Die ganz und gar nicht verloren ist. Die da ist. Die ganz lebendig hier steht und die es immer noch gibt, und vielleicht wird jetzt doch alles anders, vielleicht ist das hier der Moment, in dem alles besser wird?
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