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Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Asa Anderberg Strollo
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schlechtes Gewissen. Es ist ja vollkommen klar, dass Alex sich in dem Zustand, so betrunken wie sie ist, nicht dem Personal hier zeigen will! Vielleicht weiß sie aber nicht einmal, dass sie hier ist, ihr wäre es natürlich lieber gewesen, dass Jonna sie zum Odenplan gebracht hätte.
    Aber wie hätte Jonna denn diesen Betonraum finden sollen, von dem Alex gesprochen hatte? Der Odenplan sieht genauso aus wie all die anderen Haltestellen, viele verschiedene Eingänge mit diversen Bahnsteigen. Hätte sie da mit einem schweren Zombie auf der Schulter ein bisschen auf gut Glück über die Gleise gehen und suchen sollen?
    Das wird sie sagen, wenn Alex wach wird.
    Es ist wichtig, dass sie ein bisschen ausnüchtert, ehe sie von hier weggehen, damit sie den richtigen Weg in den Tunneln finden. Genauso wichtig ist aber, dass Alex nicht allein in diesem Zimmer aufwacht, begreift, wo sie ist, total sauer auf Jonna wird und dann ohne sie abhaut. Denn wo soll Jonna dann heute Nacht schlafen?
    Sie legt Stift und Block weg und geht in den Flur. Sie ist immer noch matt und erschöpft und zittert, als sie jetzt zu dem kleinen Raum schleicht, in dem Alex liegt und schläft. Sie zieht die Ärmel des grünen Pullovers über ihre kalten Hände, legt das Ohr dicht an die Tür und horcht.
    Kein Laut.
    Wahrscheinlich schläft sie wie ein Stein. Sicherheitshalber drückt Jonna die Klinke herunter, öffnet die Tür und schleicht ins Zimmer. Über dem Bett brennt ein Licht, Alex liegt jetzt auf der Seite, sie hat sich also ein wenig bewegt, seit Jonna und Sandra ihr gemeinsam die Schuhe und die Jacke ausgezogen und sie hingelegt haben. Aber liegt sie nicht viel zu still?
    Die alte Angst packt Jonna wieder, und sie hält eine Hand vor Alex’ Mund. Wie viele Male stand sie nicht in Kolsva genauso da, wenn Oma betrunken eingeschlafen war, wie oft hat sie nicht angespannt gewartet, bis sie die warme Atemluft an der Handfläche gespürt hat – und sich entspannen konnte.
    So wie jetzt.
    Puh. Nicht noch jemand heute Abend. Alex lebt.
    Sie lebt. Jonna tritt einen Schritt zurück und schluckt. Dann schleicht sie wieder aus dem Zimmer und will gerade die Tür zuziehen, als Sandra herankommt.
    »Machst du dir Sorgen?«
    Sie entfernen sich ein paar Schritte von der Tür, und Sandra sagt leise: »Ich habe vor ein paar Minuten nach ihr geschaut. Wir können uns jetzt um sie kümmern, geh du nur und setz dich zu den anderen Mädchen, wenn du willst.«
    Jonna bleibt stehen und weiß nicht, was sie sagen soll. Sie fühlt sich egoistisch, wenn sie die Verantwortung für Alex einfach jemand anderem überlässt, um selbst Spaß zu haben. Ist das nicht das, was ihre Mutter auch mit ihr gemacht hat? Jetzt verhält sie sich schon ganz genauso! Als ihr das klar wird, muss sie sich ärgerlich über die Augen wischen, sie brennen, geweint hat sie heute wirklich schon mehr als genug.
    »Komm.«
    Sandra erkennt Jonnas Problem und geht schnell mit ihr in die kleine Küche, gibt ihr ein Stück Haushaltspapier und knipst die Leuchtstoffröhre über der Spüle an.
    »Das war ein langer Tag, was?«
    Diese ganz gewöhnliche, einfache Frage lässt alle Dämme brechen. Das kann man wohl sagen! Jonna ist so fertig und verzweifelt, dass sie kaum stehen kann, das spürt sie jetzt. Als würde man einen Hahn aufdrehen, beginnen die Tränen nur so zu fließen, und sie sinkt mit dem Rücken gegen einen Küchenschrank gelehnt auf den Fußboden. Sandra setzt sich schweigend neben sie und lässt Jonna einfach weinen. Das Küchenpapier wird zu einem nassen Klumpen in ihrer Hand, bis Sandra schließlich sagt: »Erzähl mal. Was es auch ist, wir können eine Lösung finden.«
    Wie kann sie das versprechen? Einfach so, ohne Jonna im Geringsten zu kennen? Jonna schüttelt den Kopf, schnieft und presst die Lippen aufeinander. Jetzt ist es genug, noch eine Enttäuschung hält sie nicht aus, sie will nicht wieder auf Sachen hoffen, die es am Ende dann doch nicht gibt, dafür hat sie sich heute Abend nicht bis hierher gekämpft. Sie wird wieder zur Muschel, die sich in ihrer Schale verschließt, aber sie kann doch nicht verhindern, dass die Tränen erneut fließen.
    »Was ist denn so anstrengend?«
    Ach, jetzt hör doch auf! Jonna schüttelt wütend den Kopf, schnäuzt sich und wischt sich wieder über die Augen. Dann wendet sie den Blick zum Fenster. Sie wüsste doch sowieso nicht, wo sie anfangen sollte. Worauf wartet Sandra denn, kann sie jetzt nicht einfach abhauen? Als Jonna sie grade
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