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HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

Titel: HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK
Autoren: JOANNA MAITLAND
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abzugeben. Der Wortwechsel würde nicht lange dauern. Hugo lächelte finster. Er traute seinem Bruder durchaus zu, seinen Standpunkt deutlich zu machen.
    Er hatte recht. Forsters Sekundanten stritten mit ihm, während er die Waffe wählte. Dann kam Kit über den Rasen, wobei er die eine der beiden Pistolen am Lauf mit sich trug.
    Hugo nahm sie und überprüfte sie mechanisch. Sie war geladen und gespannt. Er ließ den Arm hinunterhängen und prüfte ihr Gewicht. Jetzt dauerte es nicht mehr lange.
    Kit warf ihm einen langen, bedeutungsschweren Blick zu und ging dann zurück zu seinem Platz.
    Hugo stellte sich hin, die rechte Schulter und den rechten Arm dem Gegner zugewandt, den Körper seitlich gehalten, um das kleinstmögliche Ziel abzugeben. Er blickte zu Forster. Der hielt jetzt die Pistole in der Hand, hatte die Mütze aber nicht abgenommen. Er sprach leise mit einem seiner Sekundanten. Der schien die Geduld zu verlieren. Er streckte den Arm aus und zog ihm die Kappe vom Haupt.
    Forsters Wutschrei hallte über den Rasen. Sein braunes Haar war weiß geworden.
    Niemand rührte sich. Alle starrten ihn an. Das war doch nicht möglich?
    Hugo lächelte finster. Allem Anschein nach war sein Gegner ein solcher Feigling, dass sein Haar über Nacht weiß geworden war bei der Vorstellung, Hugo über den Lauf einer Pistole hinweg in die Augen sehen zu müssen. Kein Wunder, dass er dieses Zeichen seiner Schande hatte verbergen wollen. Und ganz London würde in Kürze darüber Bescheid wissen.
    „Macht weiter.“ Forsters ärgerlicher Ruf und der folgende Fluch hallten über die Lichtung.
    Die Sekundanten nahmen ihre Plätze ein, der Arzt wandte sich ab. Jemand hob das Taschentuch hoch.
    Hugo fixierte sein Ziel. Die Waffe lag schwer in seiner Hand. Gleich …
    Die Kugel traf ihn, bevor er den Schuss richtig gehört hatte.
    Forster hatte vor dem Signal geschossen!
    Hugo war wie gelähmt. Er konnte es kaum glauben, nicht einmal von einem Mann wie Forster. Reglos stand er da, beobachtete die schockierten Reaktionen der anderen, als wären sie Schauspieler in einem Stück. Entrüstete Rufe wurden laut, und Kit sah aus, als wolle er Forster mit bloßen Händen erwürgen.
    Aber der Sekundant mit dem Taschentuch gebärdete sich völlig unbeeindruckt, als käme dergleichen jeden Tag vor. „Treten Sie zurück, meine Herren“, rief er und blickte mit ernster Miene zwischen Hugo und Forster hin und her. „Ich werde jetzt beginnen.“
    Stille.
    Das Taschentuch sank zu Boden.
    Hugo hob die Pistole und zielte. Forster hatte es nicht gewagt, sich zu rühren. Sein weißes Haupt leuchtete.
    Dann fiel Hugo ein, dass er versprochen hatte, Emma nicht zur Gemahlin eines Mörders zu machen.
    Langsam senkte er den Lauf, hielt ihn auf Forsters Leib. Nein, ein Bauchschuss würde ihn vermutlich ebenfalls umbringen – wenn auch nicht gleich. Seine Beine? Mit einem zerschossenen Knie würde er zum Krüppel. Hugo wusste nur zu gut, wie es war, bemitleidet und bedauert zu werden, weil man kein richtiger Mann mehr war. Forster, der Feigling und Lump, war noch nie einer gewesen. Es wäre nur gerecht, wenn alle Welt das auf den ersten Blick erkennen würde.
    Sein Finger lag am Abzug. Er musste ihn lediglich drücken. Hugo warf einen letzten Blick zur Sonne hinauf und schoss.
    Ruckartig setzte Emma sich auf. Sie hatte geträumt, und …
    Sie war allein.
    Nein! Nicht schon wieder! Er konnte sie nicht schon wieder verlassen haben!
    Sie sprang aus dem Bett, vergaß, dass sie nackt war, bis die morgendliche Kühle auf der Haut sie daran erinnerte. Dann warf sie sich den Hausmantel über und riss die Läden auf. Sonnenlicht fiel ins Zimmer, und für einen Moment war sie geblendet. Tränen stiegen ihr in die Augen.
    Ungeduldig wischte sie sie weg. Es lag nur an der plötzlichen Helligkeit. Sie weinte nicht. Sie wollte nicht weinen.
    Es war ein schöner Tag. Und er hatte sie allein gelassen.
    Matt lehnte sie ihre Stirn gegen die Scheibe und blickte hinaus auf den leeren Platz. Nichts regte sich. Es war viel zu früh. Geistesabwesend strich sie über das glatte Holz des Ladens zu ihrer Rechten. Sie brauchte die Dunkelheit nicht mehr. Wenn Hugo Licht bevorzugte, würde sie es ihm nicht verweigern. Nicht mehr. Von nun an würde sie ihm gar nichts mehr verweigern.
    Wo war er?
    Bestimmt in seinem Bett. Sie würde zu ihm gehen, es ihm sagen. Sie holte tief Luft und ging zur Verbindungstür. Ja, sie würde ihm sagen, dass sie ihn neben sich haben wollte – nein,
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