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Hoffnung am Horizont

Hoffnung am Horizont

Titel: Hoffnung am Horizont
Autoren: Kerry Greine
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Flüssigkeit im Glas kreisen. Dann sieht er mich nachdenklich
an.
    „Es tut mir so leid,
Jules. Ich glaube, ich habe Gabe total falsch eingeschätzt. Ich dachte damals
wirklich, er wäre eifersüchtig. Ich dachte, er würde mehr für dich empfinden,
als er in deiner Wohnung so ausgeflippt ist. Ich habe mich wohl getäuscht.“ 
    Wieder nimmt er einem
großen Schluck und leert sein Glas. Er zögert kurz, dann steht er auf und
schenkt sich noch einmal ein. Mit dem Glas in der Hand geht er zum Fenster,
sieht hinaus in die Nacht. Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll, also
schweigen wir beide. Nach ein paar Minuten dreht Chris sich um, kommt zu mir
und setzt sich neben mich auf die Couch. Er legt mir den Arm um die Schulter
und zieht mich an sich. Irgendwann spüre ich, wie er sich neben mir anspannt,
ich fühle, dass er etwas sagen will und richte mich etwas auf, um ihn
anzusehen.
    „Was denkst du Chris?“
    Er zögert, sucht sichtlich
nach Worten.
    „Süße, ich weiß nicht so
recht, wie ich es sagen soll. Ich weiß, du wirst es nicht hören wollen.“
    „Was, Chris? Sag es
einfach. Ist doch jetzt sowieso egal.“
    Forschend mustert Chris
mein Gesicht, als versuche er darin zu lesen, wie ich seine nächsten Worte
verkrafte.
    „Weißt du, Jules, ich kann
dich so gut verstehen. Es muss unendlich wehtun, den Menschen, den man liebt
mit einer anderen Frau zu sehen. Aber eigentlich… Naja… Also eigentlich hat
Gabe nichts falsch gemacht. Ich weiß, du willst das nicht hören, aber ihr seid
nicht zusammen, das hast du selbst gesagt. Das hast du ihm an diesem Abend
sogar gesagt. Ihr seid kein Paar. Das bedeutet, er kann eigentlich ins Bett
gehen mit wem er will. Ich weiß, deshalb tut es dir nicht weniger weh, aber
denk mal darüber nach. Versuch es einmal, aus seiner Sicht zu sehen. Er ist
Single und hatte einen One-Night-Stand oder eine Affäre oder was auch immer.
Das ist völlig legitim.“
    Wütend mache ich mich von
ihm los, fange an durch das Wohnzimmer zu tigern. Chris hat recht, ich will es
nicht hören. Er redet noch eine Weile so weiter, aber ich höre nicht mehr zu.
Ich ertrage es nicht zu hören, wie Chris ihn verteidigt. Ich kann es nicht so
rational betrachten, wie Chris und ich will es auch nicht.
    „Ich geh ins Bett.“, werfe
ich nur noch über die Schulter zu ihm herüber und gehe ins Gästezimmer.
    „Jules, warte! Ich bin auf
deiner Seite! Ich will dir doch nur helfen.“, höre ich ihn noch, aber ich
knalle die Tür ins Schloss. Ich habe genug.
    Auch in dieser Nacht finde
ich keinen Schlaf. Ich sehe weiterhin die Bilder vor mir, aber diesmal höre ich
dazu Chris´ Worte. Gabe hat nichts falsch gemacht… Er ist Single… Ihr seid kein
Paar… Er kann ins Bett gehen, mit wem er will… Versuch es aus seiner Sicht zu
sehen…
     
    Als der Morgen schon vor
dem Fenster graut und ich die ersten Sonnenstrahlen erkennen kann, gebe ich es
auf, schlafen zu wollen und stehe auf. Ich setze mich mit meinem Tee an den
Küchentisch, die Füße mit auf der Sitzfläche, die Arme fest um meine Knie
geschlungen und starre vor mich hin. Allmählich sickert etwas in mein
Bewusstsein. Ich will es nicht wahrhaben, aber je mehr Zeit vergeht, desto
weniger kann ich es wegschieben. Vielleicht hat Chris nicht ganz unrecht…
    Irgendwann höre ich die
Dusche rauschen und kurze Zeit später kommt Chris in die Küche. Er sieht mich
nur prüfend an, wünscht mir guten Morgen und macht sich einen Kaffee, während
ich noch immer an meinem mittlerweile kalten Tee nippe. Dann öffnet er den
Kühlschrank, stutzt kurz und dreht sich dann wie in Zeitlupe zu mir um.
    „Jules…“
    Sein Tonfall ist so ernst
und gleichzeitig völlig ungläubig, dass ich erstaunt aufsehe. „Sag mir, das ich
mich irre!“
    Ich habe keine Ahnung, was
er meint und sehe ihn nur fragend an.
    „Ich war fast eine Woche
weg und mein Kühlschrank sieht original aus, wie ich ihn verlassen habe. Was
zum Teufel hast du in der letzten Woche gegessen?!“
    Ich höre das Fragezeichen
und gleichzeitig das Ausrufezeichen hinter diesem Satz und weiß nicht genau,
was ich sagen soll.
    „Ich… äh… hatte keinen
großen Hunger.“
    „Keinen großen Hunger???
So wie es aussieht, hast du eine Woche lang GAR NICHTS gegessen! Ich habe ja
schon gesehen, dass du viel zu dünn geworden bist, aber ich dachte, du wärst
wenigstens noch ein bisschen vernünftig gewesen und hättest gegessen. Ich
dachte, du hättest aus Stress und Liebeskummer abgenommen und nicht
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