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Hoffnung am Horizont

Hoffnung am Horizont

Titel: Hoffnung am Horizont
Autoren: Kerry Greine
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aber irgendwie hatte er scheinbar Besseres
zu tun und kam erst am Abend vor meinem Abflug an, sodass wir die halbe Nacht
und den Morgen über alles in Windeseile besprechen mussten, bevor ich zum
Flughafen aufgebrochen bin. Dort angekommen war mein Flieger überbucht und ich
konnte von Glück sagen, dass man mich überhaupt mitgenommen hat. Da unser
Flugzeug dann auch noch technische Schwierigkeiten hatte, sind wir schon mit
fünf Stunden Verspätung in Tokio gestartet und somit ist meine Pufferzone für
ein bisschen Schlaf in Toronto von zehn auf fünf Stunden zusammengeschrumpft.
Zu wenig Zeit, um ein Hotel aufzusuchen und in der Wartehalle auf harten
Plastikstühlen schlafen, geht gar nicht. Also bin ich jetzt seit geschätzten 48
Stunden ohne Schlaf und ich habe das Gefühl, mein Körper vibriert und mein
Magen wehrt sich gegen alles vor lauter Kaffeekonsum, während mein Gehirn im
absoluten Leerlauf arbeitet. Immer noch kochend vor Wut über diesen arroganten
Mistkerl, der mir mein Taxi weggenommen hat, sehe dem davonfahrenden Wagen nach
und lehne mich erschöpft gegen eine Säule vor dem Flughafengebäude.
    Ich schaue hoch in den
grauen, wolkenverhangenen Himmel. Nicht ein Sonnenstrahl stielt sich durch die
Wolken und ich fange an zu frösteln. Die Luft riecht nach den Abgasen der vielen
Autos und Reisebussen, die im Minutentakt vor dem Flughafen anhalten, ihre
Passagiere und deren Gepäck entladen oder einladen und wieder abfahren. Der
Gestank lässt die Übelkeit, die mich seit den Turbulenzen quält, noch stärker
werden. Ich muss unbedingt aus der Stadt raus, nach Hause und endlich wieder
die frische Meeresluft atmen. Nach Hause. Kann man es so nennen? In den letzten
Jahren habe ich meine Wohnung kaum mehr als ein paar Wochen im Jahr genutzt,
weil ich ständig beruflich in der ganzen Welt unterwegs war. Von Dänemark bis
Japan, überall sind im Laufe der Jahre von mir geplante Windparks entstanden.
     Nach ungefähr zwanzig
Minuten kommt ein weiteres Taxi, das mir diesmal auch keiner vor der Nase
wegschnappt. Aufatmend lasse ich mich in die Polster fallen und gebe dem Fahrer
meine Adresse. Er pfeift kurz und fragt, ob ich wüsste, was das kostet, wenn er
mich da hin fährt. Ja, weiß ich! Wenn ich irgendwie die Möglichkeit sähe, die
Strecke von gut 160 Meilen von Boston nach Boothbay Harbor noch selbst zu
fahren, ohne am Steuer einzuschlafen, hätte ich einen Mietwagen genommen, aber
ich kann nicht mehr. Und die Firma, bei der ich bis gestern gearbeitet habe,
zahlt meine Reisekosten. Auch das Taxi über diese Strecke. Ein letztes Mal will
ich die Annehmlichkeiten, die der Job mit sich brachte genießen, denn ab morgen
bin ich arbeitslos. Ich habe nach diesem letzten Auftrag in Japan gekündigt und
überlege mir jetzt in Ruhe, was ich in meinem Leben weiter machen möchte. Auf
jeden Fall nicht mehr durch die Weltgeschichte reisen und Windparks planen. Ich
möchte sesshaft werden und eine Arbeit haben, die mich wirklich ausfüllt. Die
letzten Jahre haben mich ausgebrannt und ich sehne mich nach Ruhe und
Beständigkeit. Was, weiß ich noch nicht so genau, aber mir wird schon etwas
einfallen. Ich habe in meinem bisherigen Job genug verdient, um mir viele
Monate freizunehmen und zum ersten Mal in meinem Leben einfach zu tun und zu
lassen, was ich möchte und wie lange ich es möchte.
    Mit diesem Gedanken
schlafe ich ein und werde erst von einem Rütteln an meiner Schulter wieder
wach. Das Taxi hat vor meinem Haus gehalten und der Fahrer hat mich geweckt,
damit ich ihn bezahle. Ich schnappe meine Handtasche, mein einziges Gepäck im
Moment und wanke, noch völlig schlaftrunken, ins Haus.
    In meiner kleinen Wohnung
im Erdgeschoss lasse ich die Tasche einfach fallen und reiße erst einmal alle
Fenster auf. Nach sechs Monaten Abwesenheit ist es ein bisschen muffig hier.
Auch wenn meine beste Freundin Annie ab und zu hier war, um meine Post
durchzusehen und zu lüften, merkt man doch, dass die Wohnung unbewohnt war. Genau
genommen war sie ja nie so wirklich bewohnt. Langsam gehe ich durch die Räume
und sehe mich um. Hier muss einiges geschehen. Im Schlafzimmer steht ein
wunderschönes Bett mit geschwungenem, eisernem Bettgestell, aber ich habe noch
nicht einmal eine passende Tagesdecke dafür. An den Fenstern hängen nur
praktische Jalousien, die den Raum zwar wunderbar abdunkeln um zu schlafen,
aber keinerlei Gemütlichkeit bringen. Ein kleiner weißer Nachttisch mit dazu
passendem Kleiderschrank ergänzen den
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