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Hoffnung am Horizont (German Edition)

Hoffnung am Horizont (German Edition)

Titel: Hoffnung am Horizont (German Edition)
Autoren: Tamera Alexander
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endlich die Tränen gekommen waren. Sie hatte viele Tränen in ihrem Herzen geweint. Aber erst als sie gesehen hatte, wie sie über Jonathans Gesicht liefen, hatte Annabelle begonnen zu ahnen, dass sie viel mehr wert war, als diese vernichtende Stimme in ihrem Inneren ihr früher hatte einreden wollen. Irgendwie hatte dieser Mann angefangen, die Scherben des kaputten Lebens einer jungen Frau wieder zusammenzufügen.
    Obwohl ihr Leben erst neu begonnen hatte, ging ein Teil dieses Lebens nun schon zu Ende, bevor es richtig angefangen hatte. Doch als sie hier zwischen diesen zwei Frauen stand, geschützt von der Erinnerung an Jonathans Liebe, die sie über das Grab hinaus zu erreichen schien, bemerkte Annabelle, dass sie nicht mehr so viel Angst hatte wie früher.
    Gleichzeitig wusste sie, dass sie nicht hier in Willow Springs bleiben konnte. Jonathan hatte das ebenfalls gewusst, und in seiner großen Liebe zur ihr hatte er in seinen letzten Stunden dafür gesorgt, dass ihr gemeinsames Kind und sie eine Zukunft hatten. Annabelle wusste nicht, wie sie dorthin kommen sollte, aber sie hatte die feste Absicht, den Weg zu Ende zu gehen, zu dem sie und Jonathan gemeinsam aufgebrochen waren.

Kapitel 3
    30. Mai 1870
     
    A ls Matthew Taylor den Rand von Willow Springs erreichte, trieb er den hellbraunen Wallach zu einem Handgalopp an, steuerte nach Nordwesten und lenkte das Pferd eine steile Böschung hinauf. Trotz der vielen Meilen, die sie im letzten Monat zurückgelegt hatten, erklomm das Pferd den steinigen Aufstieg scheinbar mit Leichtigkeit.
    Als sie den Grat erreichten, zügelte Matthew das Pferd, beugte sich vor und streichelte das verschwitzte Fell des Tieres. „Gut gemacht, Junge“, flüsterte er. „Wir sind schon fast da.“ Der Wallach warf den Kopf zurück und wieherte. Matthews hoffnungsvolle Vorfreude darauf, seinen Bruder wiederzusehen, nahm ab, als er daran dachte, wie er und Johnny sich im letzten Herbst getrennt hatten. Vor der Begegnung an jenem Abend waren acht Jahre vergangen, seit er Johnny das letzte Mal gesehen hatte, und sechs Jahre seit ihrem letzten Briefwechsel. Aber die Erinnerung an alles, was sie miteinander durchgemacht hatten, half, die Verkrampfung in Matthews Magen zu lösen. Mit einem leichten Zungenschnalzen trieb er das Pferd weiter.
    Espen mit jungen Blättern säumten die selten benutzte Seitenstraße nach Willow Springs. Obwohl bemooste Felsen und Weiden den Fountain Creek vor seinem Blick verbargen, hatte der bekannte Klang des aus den Bergen gespeisten Flusses, der über die glatten Felsen plätscherte, für Matthew eine gewisse Ähnlichkeit mit einem tiefen Flüstern, das Willkommen zu Hause murmelte.
    Er wünschte, er hätte diesen Ort nie verlassen und Willow Springs wäre wirklich noch sein Zuhause. Genauso wie er sich wünschte, er könnte seine unglücklichen Entscheidungen des letzten Jahres rückgängig machen. Gleichzeitig regte sich Bitterkeit in seiner Brust, weil er gute Gründe hatte, nie wieder hierher zurückzukommen. Er war heute nur hier, weil er Johnny finden musste.
    Er wollte ihn sehen. Er musste ihn wiedersehen. Besonders jetzt.
    Matthew hörte ein Rascheln in den Sträuchern hinter sich und zog die Zügel an. Er drehte sich in seinem Sattel um, sah vorsichtig hinter sich und nahm sein Gewehr in die Hand. Er ließ das Gebüsch nicht aus den Augen und wartete. Als ein kleines Erdhörnchen hinter einem Felsen hervorsprang, schüttelte er über seine Nervosität den Kopf und setzte seinen Weg fort.
    Er war dankbar für jede Meile, die ihn von der texanischen Grenze wegführte, und beruhigte sich damit, dass er immer noch mehrere Tage Vorsprung vor seinen Verfolgern hatte, falls er verfolgt wurde. Er zweifelte nicht daran, dass seine früheren Gefährten aus San Antonio ihre Drohung wahrmachen würden.
    Die einzige Frage war, wie weit sie gehen würden.
    Als die Hütte vor ihm auftauchte, zog er an den Zügeln und blieb stehen. Das verwitterte Holzgebäude sah genauso aus wie das letzte Mal, als er hier gewesen war. Es kauerte sich hinter verwilderten Sträuchern halb versteckt an eine Felswand und wies deutliche Spuren der harten Wintermonate in Colorado auf. Aber die Hütte sah verlassen aus. Matthew stieg ab und schaute sich um. Wenn jemand hier wäre, hätte man sein Kommen gehört.
    Als sein Blick auf die angelehnte Tür fiel, kehrten seine Gedanken zu jenem Oktoberabend im letzten Herbst zurück, als er mit pochendem Herzen an derselben Stelle gestanden
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