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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip
Autoren: James Patterson
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›Urlaub der zerstrittenen Familie Dunne‹ zu nennen.«
    »Das ist wirklich eine gute Nachricht«, bestätigt Mona mit ihrem klingelnden Lachen, das ich so sehr mag.
    »Ja, jetzt sagen sie ›Mamas Höllentrip zur Beruhigung ihres schlechten Gewissens‹ dazu.«
    Wieder lässt Mona ihr helles Lachen hören, und auch ich kann es mir nicht verkneifen, mitzulachen. Andernfalls müsste ich losheulen und mich aus ihrem Fenster stürzen.
    In was habe ich mich da nur hineinbugsiert? Und wie kommt meine Familie dort wieder lebend heraus?
    Zwei gute Fragen, auf die ich im Moment keine Antworten habe.

3
    Nach einem Nieselregen, der den ganzen Freitagvormittag anhielt, legte sich der Mittagsnebel über den Bootshafen Labrador Island in dem exklusiven und sehr feudalen Städtchen Newport auf Rhode Island.
    Nebel.
    Und so dicht, dachte Jake Dunne, als er sich mit seinen schlanken Einsfünfundachtzig auf dem Teakholzdeck des Bootes seines verstorbenen Bruders reckte. Der Nebel passte ganz gut zu seiner eigenen Verfassung, weil er sich über diese Reise selbst noch nicht ganz im Klaren war – was er von ihr erwartete, wie sie sich entwickeln würde. Würde er seine Entscheidung bedauern?
    Er wusste nur, wie seine Exschwägerin Katherine vor ein paar Wochen am Telefon geklungen hatte. Verzweifelt. Unwiderstehlich. So, wie sie ihren Wunsch, nein, ihr Bedürfnis ausgedrückt hatte, diese Fahrt mit ihren Kindern zu unternehmen, konnte man denken, sie knüpfe daran ihre allerletzte Hoffnung.
    Wie hätte er also ablehnen können, als sie ihn gebeten hatte, ihr Kapitän zu sein? Natürlich konnte er nicht. Er schlug Katherine niemals etwas aus.
    Jake wollte gerade seine letzte Inspektion des Bootes fortsetzen, die neuen Seile und Segel bewundern, als ihn eine vertraute Stimme rief.
    »Hey, wie geht’s da oben, J. D.? Schön, dich zu sehen.« Jake drehte sich um. Direkt unter ihm an der Anlegestelle stand Darcy Hammerman, die Hafenkapitänin. Sie trug
wie alle Mitarbeiter ein blaues Polohemd mit dem Logo von Labrador Island. Allerdings war das von Darcy abgetragener, ein subtiles Merkmal ihrer höheren Stellung. Warum auch nicht? Ihr und ihrem Bruder Robert gehörte der Hafen.
    »Hey, Darcy, was gibt’s Neues?«, fragte Jake in seinem gewohnt ruhigen Ton.
    »Nicht viel«, antwortete Darcy mit breitem Grinsen. Sie war Ende dreißig, schlank, attraktiv und immer hübsch gebräunt. »Ein Tag wie jeder andere, an dem ich reiche Leute zu Booten übersetze, die mehr kosten als mein Haus.«
    Jake kicherte, während er beobachtete, wie Darcy ihren Blick über die Familie Dunne gleiten ließ.
    »Und? Was für einen Eindruck hast du?«, fragte Darcy. »Ist sie bereit zum Auslaufen?«
    »Sie sieht ja vielleicht noch ein bisschen schäbig aus, aber seetauglich ist sie jetzt auf jeden Fall«, antwortete Jake, der es besser wissen musste als sonst jemand.
    Aufgewachsen in Newport als jüngster Sohn einer begeisterten Seglerfamilie, war für Jake der Umgang mit Booten so alltäglich wie das Atmen. Von allen Dunnes war er der perfekteste Segler geworden. Zweimal hatte er die Cruising Division des renommierten und äußerst schwierigen Newport-Bermuda-Rennens gewonnen.
    Dennoch wirkte Darcy nicht völlig überzeugt von seiner beschwingten Einschätzung. Sie wirkte sogar leicht besorgt, als sie ihren Blick weiterwandern ließ.
    »Was ist?«, wollte Jake wissen. »Siehst du was, was ich nicht sehe? Ist dir was aufgefallen?«
    »Nichts. Nein, gar nichts.«
    »Wie lange kenne ich dich schon? Ungefähr zehn Jahre? Da ist doch was. Also sag schon.«

    Darcy kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. »Nein, es ist nur dummer Aberglaube, mehr nicht.«
    Jake nickte, ohne weiterzudrängen. Das brauchte er nicht. Er wusste genau, worüber Darcy sprach. Unter Seglern war Aberglaube weit verbreitet. Mehr noch, Jake war selbst abergläubisch. Auf eine Art jedenfalls. Was Darcy dachte, lag ihm selbst auf der Seele. Wie ein zwei Tonnen schwerer Anker. Ein Boot, das seinen Kapitän verliert, ist für immer ein Geisterboot.
    Stuart war während eines Tauchgangs gestorben, als er mit der Familie Dunne unterwegs gewesen war. Seine Sauerstoffflasche hatte nicht mehr funktioniert. Er war in die Tiefe getaucht, aber nicht wieder nach oben gekommen. Später trieb dann seine Leiche im Wasser. Aberglaube hin oder her, für Jake war das Boot seines älteren Bruders die unvergessliche Erinnerung an eine Tragödie, die er so schnell wie möglich vergessen wollte. Wenn er könnte.
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