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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip
Autoren: James Patterson
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vielmehr aus voller Kehle. Zum Glück hat Monas Praxis in der Upper West Side früher als Aufnahmestudio für eine Talkshow gedient. Die Wände sind schalldicht. Zumindest behauptet das Mona.
    So, wie ich mich aufführe, müssten sie auch gepolstert sein.
    »Nein, du bist nicht verrückt«, erwidert Mona mit ihrer stets ruhigen Stimme. »Aber könnte es sein, dass du dir zu viel zumutest?«
    »Tue ich das nicht immer?«
    »Doch«, bestätigt sie. »Jedenfalls seit ich dich kenne. Aber sag ja nicht, wie viele Jahre das schon sind!«
    Siebenundzwanzig Jahre, um genau zu sein, seit Mona und ich uns während unseres ersten Jahrs an der Yale University kennenlernten und herausfanden, dass wir beide heimliche Fans von General Hospital und wie kleine Mädchen in Blackie verliebt waren, der von dem sehr jungen – und unglaublich hübschen – John Stamos gespielt wurde.
    Puh, ist mir gerade klargeworden, wie alt ich bin?
    Jedenfalls ist Mona seit zwei Monaten mehr als nur meine beste Freundin und die Schwester, die ich nie hatte. Sie ist auch Dr. Mona Elien, meine Psychiaterin.

    Ja, ich weiß. In der Theorie sind solche Arrangements keine gute Idee. Aber wer lebt denn schon in der Theorie?
    Ich nicht.
    Ich lebe ganz praktisch von Kaffee, Adrenalin und einer unaufhörlichen Sechzehn-Stunden-Schicht im Lexington Hospital nach der anderen, wo ich als Herzchirurgin arbeite. Ich habe einfach weder Zeit noch Geduld für die Kennenlernphase in einer Therapie. Abgesehen davon gibt es keinen Menschen, auf dessen Meinung ich mehr gebe. Keinen Menschen, dem ich mehr vertraue. Basta.
    »Ich will ja nichts gegen diesen Segeltörn sagen, Katherine. Eigentlich halte ich ihn für eine gute Idee«, erklärt sie. »Ich mache mir nur Sorgen darum, wie groß deine Erwartungen sind, wie groß der Druck ist, dem du dich und deine Kinder aussetzt. Was ist, wenn es nicht funktioniert?«
    »Das ist doch ganz einfach«, beruhige ich sie. »Ich werde sie umbringen und uns von unserem kollektiven Elend befreien.«
    »Na ja«, merkt Mona wie immer mit undurchdringlicher Miene an, »gut zu wissen, dass du einen Plan B hast.«
    Beide brechen wir in Lachen aus. Mit wie viel anderen Seelenklempnern könnte ich so reden?
    Doch Mona hat recht. Ich verbinde mit diesem Segeltörn tatsächlich viele Hoffnungen, vielleicht zu viele.
    Aber ich kann nicht anders.
    Das passiert, wenn man sieht, wie die eigene Familie auseinanderbricht, und glaubt, die Schuld liege bei einem selbst.

2
    Um es kurz zu machen: Die Probleme setzten schlagartig ein, als mein Mann Stuart plötzlich starb. Es war ein vernichtender Schock. Stuart hatte mich mehr als einmal betrogen, doch dafür gab ich meiner Karriere und meinem Dienstplan zumindest genauso viel Schuld wie ihm.
    Auf jeden Fall war Stuarts Tod für unsere drei Kinder noch schlimmer als für mich, was ich anfangs nicht merkte. Vielleicht war ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt.
    Irgendwie dachte ich, unsere Familie würde damit fertigwerden, wenn wir nur zusammenhielten.
    Ich machte mir etwas vor.
    Stuart war der Ruhepol der Familie, war fast immer da, während ich mehr im Krankenhaus als zu Hause war oder Rufbereitschaft hatte. Ohne ihn entwickelten sich die Kinder zu selbstständigen, kleinen Inseln. Sie waren verwirrt und zornig, und, schlimmer noch: Sie wollten kaum mehr etwas mit mir zu tun haben. Aber das konnte ich ihnen nicht verübeln. Und, ehrlich gesagt, bestand bei mir nie die Gefahr, zur Mutter des Jahres gekürt zu werden. Wie so viele andere Frauen bin ich der lebende Beweis dafür, wie schwer es ist, Erfolg im Beruf und eine glückliche Beziehung zu den eigenen Kindern zu haben. Unmöglich ist es nicht, nein, aber schwierig.
    Aber das ist so ungefähr alles, was geändert werden müsste. Zumindest hoffe ich das. Ganz arg.
    Ab Freitag habe ich zwei Monate Urlaub. Dr. Katherine Dunne meldet sich offiziell ab.

    Die Kinder und ich setzen die Segel, um den größten Teil des Sommers auf der Familie Dunne zu verbringen, dem Boot, das uns immer zusammenhielt, solange Stuart noch lebte. Es war sein Stolz und seine Freude – und bisher brachte ich es nicht übers Herz, es zu verkaufen. Das konnte ich den Kindern nicht antun.
    Natürlich ist Carrie, Mark und Ernie die Sache mit dem Segeln zuwider, doch das ist mir egal. Selbst wenn ich sie unter Schreien und Treten aufs Boot zerren muss, sie kommen mit!
    »Ach, und es gibt noch eine gute Nachricht«, erzähle ich Mona. »Die Kinder haben aufgehört, unsere Reise
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