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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip
Autoren: Manuela Martini
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jede Abwechslung willkommen.

5

    Um kurz vor neun stieg Shane in Herbs hellblauen Commodore, in dem es nach Schuhcreme roch. Herb tätschelte das Armaturenbrett, „ Ich hab was übrig für alte Autos. W eiß nicht mehr, wie viele Stunden ich schon drunter gelegen hab’. Wie gefällt Ihnen die Lackierung?“
    „ Gut “, antwortete Shane und erinnerte sich an das Hellblau.
    „Ich finde, man braucht ein Hobby. Haben Sie auch ein Hobby, Shane?“
    Shane überlegte. Nein, beim besten Willen fiel ihm nichts ein. Vielleicht Musik hören, aber das kein Hobby. Er schüttelte den Kopf.
    „Hab irgendwie nie Zeit dazu.“
    Herb lachte. In einer Seitenstraße, in der sich einfache Häuser dicht aneinander reihten, bog Herb auf den Rasen eines Flachbaus und rollte mit abgestelltem Motor bis vor einen dürren Busch. Dort zog er die Handbremse.
    Kaum waren sie ausgestiegen wurde die Haustür aufgerissen und eine Gestalt hob sich vor dem erleuchteten Flur ab.
    „Becky“, rief Herb, „ ich hab jemanden mitgebracht. “ Er nahm mit einem Schritt die drei Stufen zur Tür und gab Becky einen Kuss .
    „Kommen Sie herein “, sagte sie und sah ihn aus fröhlichen Augen an, „ich freue mich, wenn wir Gäste haben!“
    Becky war eine attraktive Frau, wenn man sich die Mühe machte, genau hinzusehen. Sie hatte eine sportliche Figur , eine freundliches, offenes Lachen und ein gleichmäßiges Gesicht. Nichts war da, was einen verstörte, keine zu große oder zu kleine Nase, keine auffälligen Augen, nein, in Beckys Gesicht passte alles – inklusive der unkomplizierte n Fransenfrisur und dem Karohemd über der verwaschenen Jeans. Als sie sich zum Licht drehte, fielen Shane ihre Lachfalten auf. Ein glückliches Paar, ging es ihm durch den Kopf – und für einen kurzen Moment dachte er an seine Ehe mit Kim. Wie es am Anfang gewesen war als sie sich noch nicht dauernd stritten.
    „Fühlen Sie sich wie zu Hause, Shane“, sagte Becky und ging mit raschen Schritten voraus, „schlimm genug, dass S ie da draußen in diesen Motels übernachten müssen, noch dazu am Wochenende.“
    „Man gewöhnt sich dran“, erwiderte Shane ohne hinzuzufügen, dass er sogar manchmal ganz froh darum war, nicht nach Hause zu müssen. Ein angenehmer Essensgeruch lag in der Luft. Im Wohnzimmer, das nur durch eine Theke von der Küche abgetrennt war, lagen abgetretene Teppiche und über der Couch hingen Badetücher. Um die abgewetzten Stellen zu verstecken, schätzte Shane. Aber sie schienen glücklich zu sein.
    „Holt Euch ei nen Drink“, rief Becky aus der Küche, sich die Hände an ihren Jeans abwischend, „die Kartoffeln brauchen noch ein bisschen.“
    Shane setzte sich auf die Couch. In der Ecke bemerkte er den Kasten der Klimaanlage, die trotz der stickigen Hitze nicht eingeschaltet war. Herb kam mit einem Sixpack FourX-Bier aus der Küche, gab Shane eines davon, nahm sich selbst eines und stellte den Rest der Packung auf den Teppich neben der Couch.
    „Ich sag’ Ihnen, einen schlechteren Termin hätte es gar nicht geben können! Chinchilla und Polocrosse, das gehört einfach zusammen. Und jetzt diese Tote.“ Herb ließ sich breitbeinig in einen zerschlissenen Fernsehsessel aus hässlich braunem Kunstleder fallen. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß.
    „Kennen Sie Jane Denham und ihren Exmann näher?“
    „Naja, ich war manchmal mit Barry was trinken. Sie haben sich nur getrennt. Verheiratet sind sie noch.“ Herb trank aus der Flasche. „Irgendwann ha tte Jane Barrys Affären satt . Sie sind übrigens beide exzellente Polocrosse-Spieler. Barry hatte ein wunderbares Pferd aus der Doc’s Freckles Oak-Linie, schon mal was gehört davon ?“
    Shane schüttelte den Kopf. Mein Gott, wie heiß es hier war. Sein Hemd klebte unangenehm auf der Haut.
    „ N ein“, antwortete er , „ich hab’ mich auch noch nie für Pferde interessiert.“
    Herb nahm sich ein neues Bier .
    „Ich mich schon. A ber ich konnte es mir nie leisten. Als Kind bin ich in der Stadt aufgewachsen. Da gibt’s keine Pferde.“ Herb schien für einen Moment Erinnerungen nachzuhängen und leerte die zweite Flasche. „Ich war vorher in Townsville. Dann hab’ ich einen Fehler gemacht ... und ... “
    Herb ließ seinen Blick durch die Wohnung gleiten. Mit einer Hand strich er die aufgerissene Stelle in der Armlehne glatt um dann aber schnell weiter zu sprechen. „Becky ist großartig .“ Er öffnete die dritte Flasche. „Sie hätte was B esseres verdient.“ Er verstummte,
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