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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip
Autoren: Manuela Martini
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waren. Zwei von ihnen, Melissa Rule und Jessica Wheeler, ähnelten auf den ersten Blick der Toten. Beide wohnten in New South Wales. Viele hundert Kilometer von Chinchilla entfernt. Von Dr. Eliza Lee war ebenfalls eine Nachricht eingetroffen. Die Tote trug eine eingehängte Zahnprothese der oberen vier Schneidezähne mit metallenem Gaumenstück. Eine nicht sehr alltägliche Arbeit. Jeder Zahnarzt würde sich daran erinnern. Alle weiteren Ergebnisse würde sie hoffentlich bis heute Abend mitteilen können, schrieb sie.
    Shane vertiefte sich noch einmal in die Angaben auf der Vermisstenliste. Sie würden also ganz von vorne anfangen müssen: das Bild der Toten herumzeigen, Zahnärzte befragen...
    Er überlegte kurz, ob er jetzt Pam anrufen solle. Acht Uhr am Sonntag – wie konnte er nur auf so einen Gedanken kommen? Kim und Pam schliefen mindestens bis neun und auch wenn heute Montag wäre, könnte er sich den Anruf ersparen. Dann war Pam in der Schule und Kim machte sich gerade auf den Weg zu ihrem Job in diesem Verwaltungsbüro. Warum nur wollte sie wieder heiraten?, fragte er sich. Er fühl te, wie die Frustration in ihm aufstieg - und v erletzte Eitelkeit , Neid. Weil sie es geschafft hatte , ihrem Leben einen neuen Fixpunkt zu geben. Er hingegen verlor seinen Fixpunkt immer weiter aus den Augen. Nein, eigentlich hatte er schon lange keinen mehr.
    „Shane!“ Tamaras Stimme riss ihn aus seinen Grübeleien . „Wir haben einen Hinweis!“

7

    Alice Monroes immenser Oberkörper war in ein rosafarbenes unförmiges T-Shirt verpack t. Lockenwickler spickten ihren Kopf. Sie hielt die Zeitung mit dem Phantombild in den Händen, das eine gesichtslose Frau mit rotgebatiktem T-Shirt und Jeansrock zeigte. Shane schätzte Alice Monroes Alter auf irgendetwas zwischen fünfzig und siebzig.
    „Keine Frage! Das ist sie! Bert!“, rief sie schrill, hinter ihrem Tresen stehend, auf dem sich zwischen Kaugummibehältern und Ständern mit Postkarten und Schlüsselanhängern Zeitschriften stapelten. Ein klein er Mann um die S ieb zig mit hängenden Schultern, rundem Rücken und großer Brille schlurfte aus dem Hinterzimmer des Ladens heran.
    „Was zum Teufel schreist du so?“ krächzte er.
    „Bert, die Polizei ist hier! Und die Tote ist Romaine!“ Ihr teigiges Gesicht wabbelte. Ohne Gruß nahm er ihr die Zeitung aus der Hand, hob seine Brille ein wenig hoch und kniff angestrengt die Augen zusammen.
    „Da ist doch gar kein Gesicht drauf!“, brummte er verärgert.
    „Aber die Kleidung und die Haare!“, meinte Alice, „Bert!“
    Irgendetwas Unverständliches murmelnd legte er die Zeitung auf die Theke , zuckte die Schultern und ließ die Brille wieder auf den Nasenrücken zurückfallen.
    „Ohne Gesicht weiß ich nicht, wer das ist.“ Er schüttelte den Kopf. „ Solche Kleider kann jede anhaben.“ Er warf einen kurzen Blick auf Alice: „du besser nicht.“
    „Elender Hund!“ knurrte sie. Wortlos schlurfte er wieder ins Hinterzimmer zurück.
    „Ich bin mir sicher!“, sagte sie aufgeregt nickend zu Shane und Tamara, „ s ie hat hier meistens ihre Zigaretten gekauft. Marlboro Lights. Vier bis fünf Schachteln die Woche. Und manchmal auch die Women’s Weekly .“
    „Danke.“ Shane steckte das Bild wieder ein.
    „Mein Gott!“ Sie schlug die Hand vor den Mund. „Sie war wirklich die ganze letzte Woche nicht da!“
    „Wissen Sie, wie sie genau heißt oder wo sie wohnt?“, fragte nun Tamara.
    „Moment, ich hab´s gleich.“ Die Furchen auf Alice Monroe s Stirn wurden tiefer. „ J etzt fällt’s mir ein! Sie heißt Stavarakis. Romaine Stavarakis. Sie wohnt, oh Gott, ich meine, sie wohnte hier, in Chinchilla, mit ihrem Cousi n . Ed Fraser, heißt er.

    Romaine Stavarakis’ Haus lag am Ortsausgang von Chinchilla. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befanden sich nur noch zwei weitere Häuser, Holzhäuser, von denen die Farbe abblätterte. Auch Romaines Haus hätte einen frischen Anstrich und ein paar Reparaturen der Fenster vertragen können. Die Trockenheit setzte den Vorgärten zu, Sträucher waren dürr und die Rasenflächen braun. Auf einem Grundstück hing Wäsche auf der Wäschespinne. Hinter den beiden Nachbarhäusern drehte sich quietschend ein rostiges Windrad, das eine Wasserpumpe antrieb. Durch die Felder hoher Gräser, die sich an die Häuser anschlossen, blies der Wind Schneisen. Am Straßenrand, vor Romaines Haus, stand ein roter, glänzend polierter allradbetriebener Ford Explorer. Eine Frau mit
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