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Hoellentrip

Hoellentrip

Titel: Hoellentrip
Autoren: Manuela Martini
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wurden . Ich muss sie morgen endlich anrufen, dachte er.
    „Wir haben keine“, unterbrach Becky seine Gedanken und legte das Besteck auf ihren leeren Teller. E s hätte k eine besondere Beobachtungsgabe gebraucht, um aus ihrer Äußerung einen traurigen Ton herauszuhören. Kaum war der Satz ausgesprochen, stand Herb auf und trug die leere Fleischplatte und ihre beiden Teller in die Küche. Shane fiel auf, dass er noch nicht einmal die Hälfte des Steaks gegessen hatte.
    Becky warf Shane ein schnelles Lächeln zu .
    „A ber man kann ja nicht alles haben, nicht wahr?“
    Sie hatten einen verminten Weg betreten und Shane war erleichtert als sich Becky in die Küche zurückzog und er mit Herb auf der kleinen mit Fliegennetz geschützten Veranda saß.
    „Hier ist schon mal eine Frau verschwunden“ , erzählte Herb, nahm einen Schluck aus einer weiteren Bierflasche und sah hinauf in den schwarzen Nachthimmel, in dem Millionen Sterne glitzerten. „Sie war auf der Durchreise, ihre Spur verliert sich hier. War letztes Jahr, ungefähr dieselbe Zeit.“
    Die Zikaden waren lauter geworden. Shane hörte ein Auto auf der anderen Seite des Hauses vorbeifahren.
    „Wir haben den Fall nicht aufgeklärt. Haben irgendwann gehofft, dass die Frau einfach ihre Identität geändert und ein neues Leben angefangen hat. Ich erinnere mich noch genau an ihren Namen.“ Herb blickte versonnen durch das Fliegengitter in den Garten, auf dem das Licht aus dem Haus ein graues Rechteck warf.
    Shane blieb noch ein e Weile , dann verabschiedete er sich. Als Becky Shane zur Tür brachte glaubte er in ihren Augen einen Anflug von Resignation zu erkennen. Sie stand im erleuchteten Rahmen der Tür und winkte ihm nach.
    Das Motel lag nur wenige Straßen weiter, den Weg hatte Herb ihm erklärt. Er ging an vergessenen Vorgärten vorbei, an Häusern, in denen Fernseher wechselnde Lichter an die Zimmerwände warfen, Stimmen und Musik aus geöffneten Fenstern drangen. Die Zikaden waren unermüdlich, nur die Moskitos hatten sich schon zur Ruhe begeben.

    Kaum zwanzig Minuten später stand er vor dem Motel, einem Flachbau mit beleuchteten, nummerierten Türen, vor denen Autos parkten. Aus seiner Hosentasche zog er den Schlüssel, den Herb ihm bereits im Büro gegeben hatte. Sein persönliches Gepäck hatte Tamara im Auto mitgenommen. Er bemerkte den Dienstwagen vor der Nummer sieben, und blickte auf den Schlüsselanhänger in seiner Hand. Nummer acht. Er schloss die Tür auf. Die Klimaanlage hatte eine angenehme Kühle geschaffen. Bevor er sich hinlegte, schaltete er sie aus. Das Stottern und Gurgeln erstarb. Als er die Augen schloss, befand er sich wieder in dem Wäldchen vor der Grube, in dem die Tote lag. Das Loch in der Schläfe, das blonde Haar, alles sah er wieder deutlich vor sich. Der Mord war schon vor Tagen geschehen, hatte Eliza gesagt. Der Mörder hatte vielleicht gerade begonnen, sich in Sicherheit zu wiegen. Shane drehte sich auf den Bauch und versuchte zu schlafen. Doch eisblaue und silberfarbene Augen verfolgten ihn.

6

    Shanes Nacht wurde miserabel. Moskitos, die durch eine undichte Stelle im Fliegennetzfenster eingedrungen sein mussten, quälten ihn. Als er in der Nacht plötzlich hellwach wurde, blätterte er in der letzten Ausgabe des Australien Police Journal, das er sich mitgebracht hatte. Mitten in einem Artikel über einen zwanzigjährigen Junkie, der seinen Freund ermordete und zerstückelte, fielen ihm dann irgendwann die Augen zu.

    Müde schleppte er sich am Morgen zu Fuß ins Büro, der Dienstwagen vor der Nummer sieben war schon verschwunden, als er in den noch kühlen Morgen hinausgetreten war. Tamara saß bereits am Schreibtisch und gähnte.
    „Ich hab sicher nicht mehr als eine Stunde geschlafen“, sagte sie, „kann mich so schwer an fremde Betten gewöhnen.“
    Shane brachte nur ein Nicken zustande und bemerkte gerade noch, dass er zu lange auf ihren Busen starrte, der sich unter ihrer engen Bluse abzeichnete. Rasch verzog er sich auf seinen Platz.
    Detective Constable Miller, eine dieser attraktiven, patenten Frauen , die stets für gute Laune und Essen sorgten , hatte Kaffee gekocht, weil der von der Sekretärin abscheulich schmeckte, wie sie behauptete, und ein paar Sandwichs mitgebracht.

    Das Missing Persons Bureau hatte eine Liste geschickt, mit elf Namen und den zugehörigen Fotos von weiblichen Personen zwischen fünfzehn und vierzig, die innerhalb der vergangenen Woche in Australien als vermisst gemeldet worden
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