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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd
Autoren: Clive Cussler
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drückte die Arme des kräftigen Mannes auseinander. Dann ließ sich Hunt zurückfallen und riss den überraschten und wütenden Abner zu Boden.
    Carr reagierte sofort und ließ die Kohleschaufel mit voller Wucht zwischen Abners Schulterblätter krachen. Genau in diesem Moment stürzte die Fähre in ein Wellental, sodass die Schaufel Abners Kopf verfehlte, dem sie ansonsten mit Sicherheit den Schädel zertrümmert hätte. Für Carr fühlte es sich an, als hätte er einen gefällten Baum getroffen.
    Es war ein brutaler Schlag, der fast jedem das Bewusstsein geraubt hätte. Aber nicht Abner. Er stöhnte mit schmerzverzerrtem Gesicht, rollte von Hunt herunter und kam auf die Knie. Er zog seine Smith & Wesson und richtete ihn auf Carr. Sein Gesicht war ausdruckslos, und er blinzelte nicht einmal, als er abdrückte. Carr hatte die Schaufel zu einem weiteren Schlag erhoben, doch er erstarrte mitten in der Bewegung, als die Kugel in seine Brust schlug. Der Aufprall warf ihn gegen die Ventile, bevor er langsam auf die Knie sank und vornüber auf den Boden des Führerhauses kippte.
    Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, schwang Abner den Lauf seines Revolvers zu Hunt herum und schoss dem Lokführer in den Bauch. Hunt krümmte sich, während er Abner schmerzgepeinigt und mit kaltem Hass anblickte. Er taumelte rückwärts, die eine Hand auf den Bauch ge- presst und die andere ausgestreckt. Abner begriff zu spät, was Hunt vorhatte. Bevor er reagieren konnte, hatte Hunt den horizontalen Bremshebel gepackt und zerrte ihn von rechts nach links. Mit seiner letzten Bewegung schlang der Sterbende den Arm um den Dampfhebel und zog ihn zu sich herunter, während er tot zu Boden sank.
    Die Antriebsräder begannen sich zu drehen, und die Lokomotive setzte sich in Bewegung. Abner, der vom Schlag auf den Rücken geschwächt war, reagierte zu langsam. Sein Blick war getrübt, und es dauerte drei lange Sekunden, bis er bemerkte, dass die Lokomotive über das Schiffsdeck fuhr. Jeder Versuch, sie anzuhalten, kam zu spät. Als Abner den Hebel zurückdrücken konnte, schob sich die 134 Tonnen schwere Lokomotive bereits vom Bug der Kalispell in die kalten Tiefen des Flathead Lake.

50
    Wegen der starken Bewegungen durch Wind und Wasser bemerkte zunächst niemand in Cromwells Waggon, dass der Zug von der Fähre rollte. Doch Bell registrierte schnell, dass sich die Räder des Wagens drehten. Er riss die Waggontür auf und wurde von einer Windböe getroffen, die ihn einen Moment lang taumeln ließ. Doch dann senkte er den Kopf und lehnte sich hinaus. Er sah gleich zwei makabre Dinge auf einmal. Erstens hob sich das Deck am Heck wegen der Bewegung des Zugs. Und zweitens rollte die Lok am Bug in die wogende See.
    Bell schnellte herum. »Der Zug rollt vom Schiff!«, rief er über den Sturm hinweg. »Schnell, springen Sie, solange noch Zeit ist!«
    Cromwell dachte, dass dies seine Gelegenheit wäre, und begriff nicht gleich, dass die Katastrophe bereits geschah. Wortlos sprang er vom Sofa auf und zückte seine Automatik, doch dann beging er einen dummen Fehler. Statt augenblicklich abzudrücken und Bell zu töten, rief er noch: »Leben Sie wohl, Isaac!«
    Plötzlich wurde die Hand mit der Waffe zur Seite gestoßen, und die Kugel traf den Türrahmen neben Bells Kopf.
    Margaret stand vor Cromwell. Ihre haselnussfarbenen Augen glühten dunkel, und sie hatte die Lippen zusammengepresst, bis sie sprach. Sie zeigte keine Furcht, und sie stand mit beiden Beinen fest auf dem Waggonboden. »Es reicht, Jacob«, sagte sie.
    Ihr blieb keine Zeit, noch mehr zu sagen. Bell packte sie am Arm. »Springen Sie!«, drängte er sie. »Schnell!«
    Nur Bell begriff, was geschah. Er warf erneut einen Blick hinaus und sah, dass die Lok schon fast unter den Wellen verschwunden war. Tender und Güterwaggon wurden von ihrem gewaltigen Gewicht ins Wasser gezogen. Das Deck neigte sich in einem steilen Winkel, und die Kalispell war in größter Gefahr, mit dem Zug unterzugehen. Es waren nur noch Sekunden, dann würde auch der Güterwaggon über Bord gehen.
    Cromwells Gesicht nahm einen hasserfüllten Ausdruck an, und er richtete den Lauf seiner Colt-Pistole erneut auf Bell. Doch Margaret stand immer noch zwischen den beiden Männern. Cromwell war sich auf einmal des nahenden Todes und der Niederlage bewusst und bekam einen grausamen Ausdruck in den Augen. Er versuchte Margaret beiseite zustoßen, um sich durch die Tür zu stürzen, doch sie schlang die Arme um die Taille ihres
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