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Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Titel: Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
Autoren: Harald Evers
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schwebte.
    Er bot einen faszinierenden, zugleich aber auch bedrohlichen
Anblick. Wie ein riesiger, ausgerissener Zahn wirkte er, die Wurzel nach unten weisend, mit einem Bauwerk auf der Oberseite,
dem Aussehen nach eine Festung; sie musste riesenhaft in ihren
Ausmaßen sein.
    Genau in ihrer Blickrichtung hing der Felsen unbewegt in der
Luft, gut zwanzig Meilen von ihnen entfernt. Obwohl sie noch
nichts über dieses rätselhafte Tal wussten, in dem sie vor einigen
Stunden angekommen waren, war sich Ullrik dessen sicher, dass
dieser Schwebende Felsen nichts Gutes verhieß. Er war kein Beschützer oder ein Ort der Sicherheit – nein, er wirkte eher wie
eine dunkle Drohung.
    Noch bedrohlicher allerdings war der Schwarze Nebel auf der
anderen Seite des Tals, über den Bergen. Über eine Meile dick,
lag er wie ein erstickendes Leichentuch über dem Land, zog sich
entlang des gesamten Horizonts und stand ebenso still und unbewegt an seinem Ort wie der rätselhafte Felsenzahn. Was dies
zu bedeuten hatte, wagte Ullrik nicht einmal zu vermuten. Etwas
Vergleichbares hatte er noch nie gesehen. »Glaubst du, Meados
ahnt, dass wir auch hier sind?«, fragte Ullrik seinen mächtigen
Drachenfreund. Mächtig ist gut, dachte er besorgt, als er zu Tirao
aufblickte. Der verdammte Meados ist dreimal so groß.
    Woher sollte er?, erwiderte der Felsdrache übers Trivocum.
Wenn allerdings Azranu Marina oder Nerolaan schon hier waren…
Was Ullrik anfangs gehofft hatte, nämlich dass er hier seine beiden Mädchen wieder finden könnte, verkehrte sich nun ins Gegenteil.
Er und Tirao hatten mithilfe der geheimnisvollen Kräfte der Pyramide von Veldoor überraschenderweise die Heimatwelt der Drachen erreicht. Eine rätselhafte Energie hatte sie gepackt und
durch namenlose Sphären hierher geschleudert, in ein kleines Tal
auf einer gänzlich fremden Welt, wo es weder Stützpfeiler noch
Sonnenfenster wie in der Höhlenwelt gab. Einen völlig freien
Himmel – so etwas hatten sie beide noch nie in ihrem Leben erblickt. Tirao war sich seit ihrer Ankunft dessen sicher, dass die
Drachen von hier stammten. Dass diese Welt ihre Heimat war,
von der aus sie, aus unbekannten Gründen, vor Tausenden von
Jahren in die Höhlenwelt gelangt sein mussten.
Aber was wohl als große Entdeckung hätte gefeiert werden können, stand nun im Schatten dunkler Ereignisse. Meados war
ebenfalls hier, der große Sonnendrache, der sich in der Höhlenwelt völlig überraschend als boshafter Widersacher entpuppt hatte, von Beweggründen getrieben, die Ullrik wie auch Tirao völlig
rätselhaft waren. Auch er hatte den Weg hierher gefunden, durch
die geheimnisvolle, meilenhohe Pyramide, die Azrani und Marina
auf dem Kontinent Veldoor entdeckt hatten und deren Gegenstück hier stand.
Diese Gegend aber konnte keinesfalls ein unbekannter Teil der
Höhlenwelt sein. Hier gab es über einem sanften, lieblichen Tal
mit einem Fluss und grünen Hügeln einen weiten, blauen Himmel
– ein Anblick, der für Ullrik wie auch Tirao nicht nur ungewohnt,
sondern auch ein wenig beängstigend war. Seit einer Weile jedoch nahm das Blau zusehends ab und machte einem dunklen
Himmelsgewölbe Platz, in dem immer mehr Lichtpunkte aufflammten – Sterne. Auch das war für beide ein neuer Anblick. In
der Höhlenwelt hatten sie zwar des Nachts ebenfalls Sterne sehen
können, aber wegen der begrenzten, trüben Sicht durch die meilengroßen Sonnenfenster im Felsenhimmel waren es nie mehr als
ein paar Dutzend gewesen. Hier jedoch kündigten sich Tausende
an.
»Ich könnte hinab in dieses Dorf gehen«, schlug Ullrik vor.
»Wenn es eins ist… Aber es sah mir ganz danach aus.
Dort im Südwesten, hinter der Flussbiegung, weißt du noch?«
Im Südwesten? Woher weißt du, wo hier Südwesten ist?
Ullrik deutete in den Himmel. »Wegen der Sonnenbahn. Nennen
wir es einfach so wie in der Höhlenwelt.«
Ja. Das ist sicher ein guter Vorschlag, antwortete der Drache.
Und du willst allein in dieses Dorf gehen? Denkst du, ich sollte
lieber hier bleiben? Ullrik war klar, dass Tirao deswegen so verletzt war, weil das erste Wesen, dem sie hier begegnet waren –
ein Mann mit einem Karren, vor den ein seltsames, aufrecht gehendes Fischwesen gespannt war –, in heilloser Panik die Flucht
vor ihm ergriffen hatte. Vor ihm, dem Felsdrachen, dessen Heimat diese Welt eigentlich war. Der Mann mit dem Karren konnte
hingegen nicht von hier stammen. Er war ein Mensch, und die
Menschen waren nicht von hier. Sie
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