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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
Autoren: Harald Evers
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einen schönen Waidmannshut mit breiter Krempe und
einer schillernden Babbu-Feder im braunledernen Hutband. Izeban hingegen hatte wirre, grau-weiße Haare und trug gar keine
Kopfbedeckung.
»Wo wollt Ihr denn hin, Herr Kommissar?«, fragte Izeban.
Marko schnaufte. Ihm schwante Übles. »Ebenfalls nach Savalgor.«
»Ach? Ist das nicht ein glücklicher Zufall? Da könnt Ihr mich
doch bestimmt mitnehmen!«
Marko verzog das Gesicht. »Ich fürchte, das wird nichts werden.
Habt Ihr Euch mein Ross schon angesehen?« Er deutete auf Rox.
»O ja! Ein prachtvolles Her! Stark genug für fünf von uns!«
»Stimmt!«, bestätigte Marko nickend. »Und auch böse genug!
Es wirft zwar kein gutes Licht auf mich, aber dieser Hengst – er
ist eine Bestie! Ein Ungeheuer! Eben ein Schlachtross, wie es sein
muss. Kleine Gelehrte wie Euch verspeist er zum Frühstück – bei
allem Respekt, Meister Izeban!«
»Haha!«, machte der kleine Mann, trat zu Rox und tätschelte
ihm freundlich die Nase. Er zog etwas aus seiner Tasche, hielt es
Rox hin und der mächtige Hengst zupfte ihm es sanft und geschickt aus der Handfläche – ohne ihm dabei den Arm abzubeißen. Marco traute seinen Augen nicht. Er trat vor seinen Hengst,
die Fäuste entrüstet in die Hüften gestemmt und wohlweislich
zwei Schritte Abstand haltend. »Du Verräter! Du hinterlistige Bestie! Mir machst du jeden einzelnen Tag meines Lebens zur Hölle,
und diesem… Meisterlein da, dem frisst du aus der Hand! Das ist
ja die Höhe!« Rox stand nur friedlich mampfend da. Marko hätte
schwören mögen, dass Rox ihn in diesem Augenblick hämisch,
schadenfroh und gehässig angrinste.
*
    Der Provinzkommissar hoffte, dass ihnen bis Savalgor niemand
mehr begegnete. Der Anblick, den sie boten, war unter aller Würde. Meister Izeban war klein gewachsen und hätte seine Beine
weit spreizen müssen, um auf Rox’ breitem Hinterteil Platz nehmen zu können. Das hätte ihm an seinen edelsten Körperteilen
reichliche Schmerzen beschert. Also saß er vorne. Wie ein kleines
Kind hatte er vor Marko Platz genommen, dabei wie eine Dame
beide Beine nach rechts geschwungen, und starrte aus der enormen Höhe kindlich-staunenden Blickes auf die Welt hinab. Es
stimmte schon: Die eine Elle, die man auf Rox’ Rücken höher saß
als auf gewöhnlichen Pferden, gewährte dem Reiter einen ganz
anderen Blickwinkel.
    Schlimmer aber war Meister lzebans Karren, den Rox nun zog.
Er erinnerte an ein Kinderspielzeug, das mit Seilen an sein mächtiges Hinterteil gebunden war. Es war leider notwendig gewesen,
denn sie hatten keinen Weg gefunden, all die Kisten und Säcke
Rox aufzuladen. Doch das stolze Schlachtross schien sich ebenso
wenig an seiner kuriosen Last zu stören wie an den Zärtlichkeiten, die ihm der Gelehrte angedeihen ließ. Er fütterte Rox mit
kleinen Leckereien, streichelte seinen mächtigen Hals und flüsterte ihm freundliche Worte ins Ohr. Marko war überzeugt, dass der
Hengst dies alles nur tat, um ihn zu ärgern.
    »Wie weit ist es wohl noch bis Savalgor?«, wollte Izeban wissen.
»Zwei Tage noch ungefähr«, erwiderte Marko seufzend. »Allerdings… bei diesem Tempo wohl eher sechs.«
»Darf ich fragen, was Ihr in Savalgor für Geschäfte habt, Hoher
Kommissar?«
»Es genügt, wenn Ihr mich mit Marko anredet, Izeban. Ich habe
einen wichtigen Besuch abzustatten.«
»Einen wichtigen Besuch? Bei wem denn?«
»Neugierde zählt für Euch wohl nicht gerade zu den Untugenden, was?«
»Nein«, grinste der Meister. »Im Gegenteil. Ich halte sie für eine Tugend. Gelehrte wie meinesgleichen leben geradezu davon.«
»Soso.«
»Nun, wollt Ihr es mir nicht sagen?«
Marko richtete sich würdevoll auf. »Die Zeiten sind schlecht und
es gibt allerlei ungute Gerüchte. Zugleich heißt es, die Thronfolgerin suche nach einem Gatten. Nach einem Vater für ihr Kind
und einem klugen Regenten, der an ihrer Seite über das Land
herrscht!«
»Und das wollt Ihr sein?«
Marko maß Meister Izeban mit scharfen Blicken.
»Oh«, beeilte sich Izeban zu versichern, »nicht dass ich an Euren Fähigkeiten zweifelte, verehrter Marko. Aber ich meine gehört
zu haben, dass es sich um den echten Vater ihres Kindes handeln
muss. Das jedenfalls verlangt der Hierokratische Rat. Seid Ihr
etwa… der echte Vater?«
»Natürlich nicht. Ich pflege keine Damen zu beglücken, ohne
davon zu wissen. Dennoch – was dem Land ganz offensichtlich
fehlt, ist ein Mann von Stil und Gewicht. Ein Mann, der mit dem
Schwert oder dem
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