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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike
Autoren: Kai Brodersen
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nimmt.
    |9| Höhepunkte der Antike also, nicht Wendepunkte wollen wir im Folgenden vorstellen – und haben dabei eine Auswahl aus der Vielzahl
     für unser Darstellungsziel geeigneter hoher Punkten zu treffen gehabt, auch um die Vielfalt an historischen Quellen und Deutungen
     zu erschließen. So begegnen uns im Folgenden archäologische Zeugnisse in Athen und Rom, in Troia und Pompeji, und große Texte
     von Homer über das Neue Testament bis zum
Corpus Iuris Civilis
. Alexander der Große erscheint ebenso wie Konstantin der Große, Perikles ebenso wie Caesar und Augustus. Wir besuchen das
     klassische Athen und die hellenistische Weltstadt Alexandria ebenso wie das frühe Rom und eine römische Kleinstadt im Schatten
     des Vesuv. Das Orakel von Delphi ist ebenso Gegenstand des Buchs wie die griechischen Philosophen in der „Schule von Hellas“
     und wie das Wirken Jesu, und Staat und Recht begegnen uns von der attischen Demokratie bis zur kaiserzeitlichen Monarchie
     und zur spätantiken Kodifizierung der europäischen Rechtstradition.
    So möchte der Band seine Leserinnen und Leser auf bedeutende hohe Punkte der Welt des Altertums einladen – und dazu, die Antike
     von dort aus zu überblicken, eben von Höhepunkten der Antike.
    Für die Anregung zu dem Band und für die verlegerische Betreuung danke ich Wolfgang Hornstein und Regine Gamm – und den Kolleginnen
     und Kollegen aus Bamberg, Berlin, Bonn, Erfurt, Erlangen, Frankfurt, Leipzig, Mannheim, Saarbrücken und Wien für die engagierte
     Mitarbeit: Sie hat den Band auch für den Herausgeber zu einem Höhepunkt gemacht.
     
    Mannheim, im Herbst 2005
    Kai Brodersen

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    |10| Die hoch gebaute Stadt: Troia und der Troianische Krieg
    JÖRG FÜNDLING
     
    Troias Mauern sind unzerstörbar. Die Steine, die Helena trugen, als sie dem besorgten König Priamos die Helden Griechenlands
     zeigte, die Steine, um die Hektor siebenmal floh und dann zum Grauen der Stadt geschleift wurde – sie konnten nur in der Sage
     untergehen, in der allein sie begründet sind. Und immer höher ragen sie, denn die Jahre selbst scheinen an ihnen zu bauen.
    Den Grundstein legten die Götter oder Homer, was beinahe aufs selbe hinausläuft. Homer nämlich schuf etwas Transzendentes,
     eine Stadt, die zwischen allen Welten lag. Das Troia der 24
Ilias -
Gesänge ist noch nicht zerstört und doch schon unrettbar dem Untergang verfallen. So setzt es der Wille der Götter fest, auf
     der Grenze zwischen Erhabenheit und Grausamkeit. Es ist ein göttlich gebotener Frevel, diese Stadt vernichten zu wollen, die
     immer wieder „die heilige“ heißt. Ja, die Götter selbst sind festgehalten, indem sie hinter einen Horizont zurückweichen.
     Noch sind sie in besonderen Augenblicken sichtbar. Aber es besingt sie ein Dichter, dessen Zeit den letzten noch zu erwartenden
     Einbruch des Göttlichen schon ins Innere des Menschen verlegt – des Helden, des Dichters selber. Und um das Maß voll zu machen,
     sind die menschlichen Figuren von der Gefahr verfolgt, nicht allein den Zuhörern, sondern sogar sich selbst historisch zu
     werden.
    Die Verwirrung über soviel Gegensätzliches ist nie stumm gewesen, doch während der ganzen griechischen Antike war die Ehrfurcht
     lauter: Homer selbst wurde der Nachwelt heilig. Hesiods systematische, bemüht fromme
Theogonie
entfaltete die Götterwelt in aller Ausführlichkeit; man zollte ihm Respekt, aber konzentrierte sich auf die rauf lustigen
     Olympier der um Systematik unbekümmerten
Ilias
. Troia, von dem die zerstrittenen, dezimierten Eroberer der Sage wie Fremde heimkehrten, wird aus der Rückschau zu dem Ort,
     der die Griechen zu einer Nation zusammenschmiedete.
     
     
    |11| Ein antikes Reiseziel
     
    Als nun Rom sich die griechische Welt untertan zu machen begann, fanden sich Autoren, die – nicht ohne Bosheit – die dynamische
     Stadt am Tiber auf die besiegten Troer zurückführten. Die Römer, ohnehin von Minderwertigkeitsgefühlen geplagt, hätten zur
     Abhilfe einige Heroen aus Griechenland adoptieren können – nichts davon; ausgerechnet Troia als Ort einer wahrhaft epischen
     Niederlage wurde zum Fundament trotzigen Nationalstolzes. Zehn Jahre Belagerung hatten nur stattgefunden, damit Rom gegründet
     wurde, und Rom hatte den Troianischen Krieg in der Revanchepartie gewonnen. Den Osten und überhaupt die ganze Welt unterworfen
     hatte es übrigens am Ende auch; nicht schlecht für Verlierer.
    All dies Weltbewegende, erbaut in den
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