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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike
Autoren: Kai Brodersen
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ist umstritten.
     Die kleineren Häuser zwischen engen Gassen sind teils als Indiz einer Bevölkerungszunahme, teils als Verarmung gedeutet worden.
     Mit Troia IV und V, die bis 1700 v. Chr. hinaufführen, sind diese Jahrhunderte Stief kinder der Forschung geblieben. Allzu
     lockend sind die Chancen, in der Folgezeit die Spuren großer Ereignisse zu suchen.
    |17| Denn glänzend und einer Heroenzeit würdig erscheint die Burg von Troia VI, deren sechs Meter hohe Mauern aus Steinquadern,
     ziegelbekrönt, einen halben Kilometer lang, die größte bekannte Festung im westlichen Kleinasien jener Zeit bildeten. Sie
     war keineswegs das Werk von Göttern. Stück für Stück baute und verstärkte man sie mehrere hundert Jahre lang, wie der Reichtum
     es zuließ. Turmbewehrt erhob sie sich mit den Häusern des Herrschers und der Vornehmen über einer Unterstadt in der Ebene,
     deren Spuren erst die seit 1988 laufende Ausgrabung aufgedeckt hat. Wie groß diese Siedlung war, ist kaum zu beurteilen. Der
     erforschte Bruchteil des Gesamtareals hat die Vorstellung widerlegt, dort hätten Häuser dicht an dicht gestanden. Vom Innern
     der Zitadelle wiederum haben die Planierarbeiten der Griechen und Römer die Mitte mit den interessantesten Gebäuden zerstört,
     und nur ein schmaler Ring innerhalb der Mauern lässt sich dort noch erforschen.
    Die Reste des Bildes sind in Maßen imposant. Hier wurde ein Kleinfürstentum regiert, das die Troas oder doch ein beträchtliches
     Stück ihres Nordteils einschloss. Mit den Städten im Hethiterreich und in Mesopotamien hält Troia VI keinen Vergleich aus;
     allzu schlicht ist das Gebiet der Unterstadt. Ihr Bild ist ausgiebig glorifiziert worden, voran in der viel beachteten Troia-Ausstellung
     von 2001, und zog nicht minder ausschweifende Kritik auf sich. Verwirrend sind die in diesem „Zweiten Troianischen Krieg“
     umkämpften Funde. So haben sich in der Ebene gleich zwei Gräben gefunden, in denen Optimisten eine Verteidigungslinie sehen
     wollten – warum die ebenso postulierte Stadtmauer erst volle achtzig Meter dahinter liegen konnte, blieb ein missliches Rätsel.
     Ein anderes Problem sind Quelle und Umfang des Reichtums. Man hat Troia VI zum unumstrittenen Handelszentrum der nördlichen
     Ägäis und Westkleinasiens erklärt. Nur die Handelsgüter fehlen weithin; dergleichen erhält sich im Boden schlecht, Keramik
     ausgenommen, die zum Großteil aber wohl in der Stadt selbst hergestellt wurde.
    Umstritten bleibt, wie lange die Glanzzeit anhielt. Zwischen etwa 1300 und der Zeit nach 1200 v. Chr. sind mehrere Daten genannt
     worden. Ein Erdbeben, das viele Häuser und Teile der Burgmauern niederwarf, brachte Troia VI das Ende, begleitet von einigen
     Feuern; die Suche nach Resten eines Krieges mit mykenischen Griechen blieb hier erfolglos.
    Mit Reparaturen begann Troia VIIa, das für etwa hundert Jahre in den – wenig kunstvoll – geflickten Burgmauern lebte. Der
     Wohlstand |18| war wohl gesunken, jedenfalls aber die Qualität der Keramik. Ein verheerender Brand, vielleicht um 1200 oder 1150 v. Chr.,
     zerstörte die Stadt gründlich – doch wieder fehlen eindeutige Kriegsspuren, und seit etwa 1200 v. Chr. war die mykenische
     Kultur selbst in einer Krise. Der Wiederauf bau folgte prompt, aber Troia VIIb1, am Ende der Bronzezeit, war eine ganz andere
     Stadt. Man beherrschte das Mauern schlechter als zuvor, man formte seine Keramik plötzlich wieder von Hand und in aus dem
     Balkanraum bekannter Form. Man hat an einwandernde Dardaner gedacht, einen illyrischen Stamm, für den schon die
Ilias
passende Personen- und Ortsnamen belegt, darunter Aeneas – so dass die Römer sich eigentlich zu Illyrern erklärt hätten. Nach
     zwei Feuern wurde eine neue Siedlungsphase, VIIb2, durch das Auftauchen der typisch südosteuropäischen „Buckelkeramik“ geprägt
     – auch sie wurde teils als Einwanderungsspur gedeutet. Burg und Stadt endeten – um 1070 bis 1020 v. Chr.? – in einem Brand,
     der vielleicht mit einem Erdbeben zusammenfiel. Danach herrscht vorerst Konfusion. Ob vor dem griechischen Ilion (Troia VIII)
     weitere Bauphasen folgten und bis wann, ist umstritten. Neuerdings wird eine kurzlebige Folgesiedlung zu Beginn der Eisenzeit
     postuliert, Troia VIIb3, die – von weiteren Phasen gefolgt? – spätestens 950 v. Chr. ausgelaufen sei. Ein Brand habe Berg
     und Ebene bis kurz vor 700 v. Chr. wüst gelassen. Aber eine Gegenthese lässt unmittelbar anschließend an VIIb2
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