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Höhenrausch (German Edition)

Höhenrausch (German Edition)

Titel: Höhenrausch (German Edition)
Autoren: Ildikó von Kürthy
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haben, sondern auch behalten will?
     
    Happy Ente und fröhliche Weihnachten!
    Dein Andreas

«MIT MÄNNERN IST ES WIE MIT ASPIRIN – MANCHMAL BRAUCHT MAN ZWEI»
    Es ist drei Uhr morgens und Heiligabend ist vorbei. Gerade habe ich Andreas’ Mail gelesen. Zum Glück bin ich zu betrunken, um noch ernsthaft darüber nachzudenken, ob er womöglich mal wieder Recht hat.
    Warum muss er mir auch immer alles vermiesen? Da freut sich unsereins, dass sich tatsächlich einmal im Leben gleich zwei Männer für einen interessieren, und schon kommt so ein Neunmalkluger daher und macht dem Höhenrausch mit zwei, drei schmerzhaften Argumenten ein Ende.
    Ob er noch wach ist? Ob ich ihn einfach mal anrufe, um ihn persönlich zu beschimpfen? Was er wohl für eine Stimme hat, mein Freund Andreas, der Besserwisser, der alles über mich besser weiß? Nein, ich rufe ihn nicht an. Das wäre zu intim. Ich werde mich morgen in Ruhe über seine Mail ärgern.
    Immerhin habe ich an diesem langen Abend vier Beschlüsse gefasst.
     
    Beschluss Nummer eins, Betreff: Welcher Mann?
    Bis Silvester werde ich mich entscheiden: Beziehung mit Draco? Affäre mit Johann Berger? Oder vielleicht beides?
    Erdal und seine Mutter waren entzückt über die jüngsten Entwicklungen.
    «Warum sich entscheiden, Liebes? Am Buffet nimmst du doch auch von allem etwas!», meinte Erdal begeistert.
    Renate Küppers-Gökmen röhrte mit der Wucht eines Schwertransporters: «Lasst uns anstoßen, ihr Lieben! Ich will mal so sagen: Mit Männern ist es wie mit Aspirin – manchmal braucht man zwei!»
    «Aber nur, wenn man einen schlimmen Kater hat», gab Karsten, der Überraschungsgast des Abends, zu bedenken, wurde aber sofort als elender Miesepeter und verknöcherter Moralist zum Schweigen gebracht.
     
    Beschluss Nummer zwei, Betreff: Welche Stadt?
    Ich werde erst mal in Berlin bleiben und mir eine Wohnung auf Zeit suchen. Erdal schlug mir vor, in Hamburg zu leben und in Karstens Wohnung zu ziehen. «Die Sache mit dem Miststück hat sich erledigt. Deshalb haben Karsten und ich beschlossen zusammenzuziehen.»
    Erdal hatte mich gleich zu Beginn des Abends beiseite genommen und mir die neuesten Entwicklungen berichtet.
    «Sei nicht böse, dass ich mich nicht mit dir beratschlagt habe, Linda, aber die wesentlichen Entscheidungen seines Lebens muss ein Mann ganz allein treffen. Ich habe beschlossen, ganz ich selbst zu sein. Ich bin nun mal nicht geduldig und gelassen. Ich übertreibe und überstürze alles. So kennt mich Karsten, und so hat er sich auch in mich verliebt.»
    «Worauf willst du hinaus?»
    «Nach der Party in Travemünde wollte ich ja eigentlich nie wieder was mit ihm zu tun haben, aber dann habe ich ein halbes Pümpchen Asthma-Spray und eine drei viertel Flasche Sekt zu mir genommen und bin zu ihm hingefahren. Erst habe ich im Treppenhaus gesungen …»
    «Du hast was?»
    «Ich finde, dass ich eine recht passable Singstimme habe. Meine Mutter sieht das genauso.»
    «Und wie hat Karsten reagiert?»
    «Er hat mich auf der Stelle hereingebeten. Ich habe sofort geweint, mich an seine Brust geworfen und gesagt, dass ich es keine Sekunde länger ohne ihn aushalten könne und dass ich erst mich und dann das verdammte Weib umbringen würde, wenn er nicht zu mir zurückkäme. Dann habe ich mich dekorativ gegen die Wand gelehnt und bin langsam zusammengesackt.»
    «Und Karsten?»
    «Er sagte, er hätte seine Entscheidung längst getroffen. Und jetzt wisse er auch wieder ganz genau, was er in der Zeit ohne mich so sehr vermisst habe.»
    «Was war das denn nun zwischen ihm und dieser Frau?»
    «Diese Pissnelke ist eine Kollegin von ihm. Sondereinsatzkommando. Wahrscheinlich so ein furchtbares Mannweib, das sich noch nie irgendwo rasiert hat. Sie hat sich total an ihn rangeschmissen. Karsten sagt, sie sei das genaue Gegenteil von mir – jetzt mal abgesehen davon, dass sie eine Frau ist. Und da hätte er sich gefragt, ob er mit einem weniger wartungsintensiven Menschen auf Dauer vielleicht besser bedient wäre.»
    «Und?»
    «Schon bei der zweiten Verabredung mit ihr hat er sich zu Tode gelangweilt. Sie raucht und trinkt nicht, ernährt sich vegetarisch, kriegt nie Strafzettel und schläft auch im Winter bei offenem Fenster. ‹Geländegängig› nennt man so was wohl. Grauenhaft! Die hat noch nicht mal die kleinste Allergie. Das hätte ich ihm gleich sagen können, dass das nichts für ihn ist. Bei seinem sonst so geregelten Leben braucht Karsten jemanden wie mich: eine
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