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Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber
Autoren: Kathy Felsing
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an.
    „Hey, Tiger. Willst du auswandern? Soll ich dir das Tor öffnen?“
    Das Tier hätte sich durch den Spalt zwischen Tor und Boden drücken können, aber der Kater verließ das Gelände nie. Offenbar war er sauer, dass sie ihm gestern seinen Lieblingsplatz auf dem Hof geraubt und die verrottete Hollywoodschaukel entsorgt hatten.
    Sträflich maunzend kam der Kater einige Schritte auf ihn zu, hielt sich aber in sicherer Entfernung. Näher kam er nie – und er ließ sich auch von niemandem anfassen.
    „Na gut, komm. Erst mal ein saftiges Frühstück, danach kannst du es dir noch immer überlegen. Alles klar, Kumpel?“
    Virge kassierte einen weiteren hoheitsvoll strafenden Blick.
    Er öffnete die Tür zur Gemeinschaftsküche, trat ein und lauschte. Es drangen noch keine Geräusche aus der Trainingshalle über den langen Flur. Offenbar war er der erste heute Morgen.
    Er stellte die Kaffeemaschine an und gab anschließend Mr. Majestic das versprochene Futter. Der dankte es ihm mit einem Fauchen, doch als Virge rückwärts zurück in die Küche trat, näherte sich der Kater der Futterschale, als wäre es plötzlich uninteressant, dass der Feind ihn beobachtete.
    Grinsend wandte sich Virge ab.
    Seinem allmorgendlichen Ritual folgend ging er durch den langen Flur, vorbei an den Scheiben, die den Blick in die Trainingshalle freigaben, an mehreren Türen, die zu kleinen, ungenutzten Räumen führte. Er warf einen Blick durch die offen stehende Tür in Max’ kleines Büro. Auch ihr Teamleiter glänzte noch durch Abwesenheit.
    Dafür steckte wenigstens die Tageszeitung wie jeden Morgen pünktlich und zuverlässig in dem Briefschlitz der Eingangstür. Virge zog sie heraus.
    Ein Briefumschlag flatterte auf den Boden.
    Er hob das braune Kuvert auf und betrachtete es von beiden Seiten. Kein Absender, kein Empfänger, keine Briefmarken. Und ohnehin würde der Postbote erst in ein paar Stunden kommen.
    Statt den Brief in Max’ Büro auf den Schreibtisch zu legen, nahm er ihn mit zurück in die Küche und warf ihn mit der Zeitung auf den langen Tisch in der Raummitte.
    Die Kaffeemaschine gab ein letztes Gluckern und Zischen von sich. Der aromatische Geruch war bereits bis in den Flur gezogen, und Virges Gaumen sehnte sich nach dem ersten Schluck des schwarzen, heißen Gebräus. Und süß musste es sein.
    Er schaufelte fünf Teelöffel Zucker in einen Becher und goss ihn randvoll.
    Am Tisch ließ er sich auf einen Stuhl fallen und zog die Tageszeitung und den Umschlag heran.
    Er befühlte den Inhalt des Kuverts, aber ihm fiel nichts Ungewöhnliches auf. Mit dem Zeigefinger fuhr er unter die lose angeklebte Lasche und öffnete sie. Er zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier und eine Fotografie heraus.
    Der Spucke blieb ihm weg.
    Abgemagert, dreckverkrustet und nackt lag eine alte Frau in einem schmutzigen Raum auf einer stählernen Liege. Ihre Beine und Arme waren gefesselt, ihr Haar hing in dicken Strähnen über den Rand hinab. Blaue Flecke in unterschiedlichen Stadien übersäten ihren dürren Körper.
    Hastig faltete er den Papierbogen auseinander und las. Sein Herzschlag geriet für einen Atemzug lang aus dem Rhythmus. Virgin sprang auf. Die anderen mussten sofort herkommen, und wenn sie nackt aus der Dusche sprangen.
     
    Cindy und Jamie waren die beiden Letzten, die in die Küche traten.
    „Wo brennt’s denn?“, meinte Cindy und schob sich auf einen freien Stuhl an Virgins Seite.
    Max reichte Dix zu seiner Linken den Brief und das Foto.
    Seine Gesichtszüge verfinsterten sich. „Holy cow!“ Er reichte die Unterlagen weiter.
    Stumm vor Entsetzen schwiegen sie alle, während Zettel und Foto von Hand zu Hand wanderten. Max, ihr Anführer, knetete seine Finger, Dix und Seth starrten auf die Tischplatte. Neil und Wade saßen mit zusammengezogenen Brauen nebeneinander und warteten darauf, dass sie ebenfalls ins Bilde gesetzt wurden. Jamie stiegen Tränen in die Augen und Cindy schluckte mehrmals hörbar. Jay-Eff starrte mit zurückgelehntem Kopf an die Decke.
    Als sie die Eingangstür ins Schloss fallen hörten, zuckten sie reihum zusammen.
    Narsimha – kurz Simba genannt – kam nach Hause.
    Virgin fixierte die Küchentür.
    Als der breitschultrige Inder den Raum betrat, blieb er überrascht im Türrahmen stehen.
    Sein Blick schweifte von einem zum anderen.
    Die Überraschung, die gesamte Truppe am frühen Morgen in der Küche versammelt zu sehen, zeichnete sich in seinem Gesichtsausdruck ab.
    Noch mehr musste ihn
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