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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot
Autoren: Hoeps/Toes
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erst mit unseren Informationen vertraut machen.«
    Bei dem Bericht handelte es sich um die zweite Kopie von insgesamt drei Exemplaren, so stand es auf dem Umschlag, direkt unter dem Stempel GEHEIM. Molendorp schob die beiden Ordner beiseite, in denen er die Protokolle seiner eigenen Ermittlungen aufbewahrte. Anderman blieb im Zimmer und checkte neue Mitteilungen auf seinem Handy, während Molendorp las.
    Der Bericht enthielt eine Reihe von Ermittlungsergebnissen, auf deren Basis Molendorp gerne weiterrecherchiert hätte. Er begann mit einer Schilderung der Flucht Debrieks und seiner Bodyguards de Man und Baars in Begleitung von drei unbekannten Motorradfahrern. Molendorp wusste bereits, dass der Hubschrauber eine ganze Zeit lang stand-by auf dem Dach der Firma Limbs gewartet hatte. Debriek hatte offenbar mit der Möglichkeit gerechnet, dass man ihm eine Falle stellte, vor allem, nachdem er nicht mehr auf seine Insiderquelle innerhalb der Verhaftungseinheit zurückgreifen konnte. Ferner war rekonstruiert worden, wie der Hubschrauber sicher auf einem Sportplatz der Internationalen Schule in Brunssum gelandet war und die Insassen in aller Ruhe zur Rembrandtstraat spaziert waren, um dort in einen bereitstehenden Kleinbus zu steigen. Im Bericht hieß es, der mit Diplomatenkennzeichen ausgestattete Kleinbus sei noch einmal auf einer Straße namens Tolbaan gesehen worden, die einige Kilometer weiter die Grenze zu Deutschland bildet. Direkt dahinter liegt die NATO-Flugbasis Geilenkirchen. Im Bericht wurde gemutmaßt, Debriek habe sich mit Anhang erfolgreich auf dem Luftweg in sicherere Gefilde abgesetzt.
    Molendorp blätterte die erste Seite um.
    »So, so. Dieser Fluchtweg scheint doch darauf hinzuweisen, dass sich die Amerikaner in eine innerniederländische Angelegenheit eingemischt haben«, sagte Molendorp zu Anderman.
    »Könnte sein«, antwortete Anderman.
    Molendorp las bei dem Absatz weiter, in dem die Abwicklung von Debrieks geschäftlichen Angelegenheiten in den Niederlanden beschrieben wurde. Seine gesamten Finanzmittel waren innerhalb von vierundzwanzig Stunden an die Bank Capital One überwiesen und die niederländischen Mitarbeiter entlassen worden. Die Büroräume des Direktionssitzes waren gekündigt worden und wie die Observations teams meldeten, hatte man Archiv sowie Buchhaltung bereits mit Umzugs-Lkws abgeholt. Auch die Demontage der Fabrikgebäude, in denen die Roboter produziert worden waren, war in vollem Gange. Die Anlagenteile wurden größtenteils zur Militärbasis nach Geilenkirchen transportiert.
    »Die Bewohner im Grenzgebiet werden wohl in Kürze über die Lärmbelästigung durch einen unerwarteten Frachtflug klagen.«
    »Einer mehr oder weniger fällt doch gar nicht auf«, spielte Anderman auf die AWACS-Flugzeuge an, die regelmäßig die Nachtruhe störten.
    Molendorps Blick flog weiter über die Zeilen. Er sagte: »Ich vermisse noch ein Gemälde. Was geschieht damit?«
    »Darauf kommen wir noch«, antwortete Anderman.
    Er sah auf die Uhr. Molendorp begann mit dem nächsten Abschnitt. Er handelte von den juristischen Konsequenzen polizeilicher Ermittlungen über die Aktivitäten der Firma Limbs bv , die in einer Schießerei in der Dominikaner-Buchhandlung kulminiert waren. Als die Sprache auf den internationalen Haftbefehl kam, stieß Molendorp auf seinen eigenen Namen. Der Bericht schloss mit der Feststellung, dass kaum eine Chance auf eine Auslieferung der Herren Debriek, de Man und Baars bestand, angesichts ihres geänderten Status.
    »Äh … welchen Status haben Debriek und seine Handlanger denn inzwischen?«, fragte Molendorp.
    »Die amerikanische Regierung ist extrem geizig mit ihren Staatsbürgern«, sagte Anderman. »Sie liefern prinzipiell keine eigenen Untertanen aus.«
    Molendorp konnte einen Fluch nicht unterdrücken. Fressen und Moral kämpften offenbar einen ungleichen Kampf.
    Der vierte und letzte Absatz ging näher auf die Geschäfte von Limbs sowie die Bedeutung ein, die die Firma für die US Army besaß. Vor einigen Monaten hatte Limbs einen Mega-Auftrag über die Lieferung von mehreren Hundert Landrobotern ergattert. Der Vertrag lief bis 2018 und in der Leistungsbeschreibung wurde eine neue Technologie erwähnt, deren Entwicklungskosten Limbs recht niedrig eingeschätzt hatte, wodurch sie auch die Roboter zu einem günstigen Preis anbieten konnten. Dennoch war die Gewinnmarge von über zweihunderttausend Dollar pro geliefertem Roboter mehr als üppig. Durch diesen
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