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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot
Autoren: Hoeps/Toes
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Riesenauftrag würde Limbs auf dem Weltmarkt zu einem Player von Format avancieren. Auch das niederländische Militär konnte von diesem Know-how profitieren, besonders bei Missionen in weit entfernten Kriegsgebieten. Dass Limbs die Produktion auf ein Testgelände in Nevada verlegte, war die traurige, aber unvermeidliche Konsequenz des Wachstums, das das Unternehmen erfuhr.
    Molendorp legte den Bericht nieder. »Was soll ich Ihrer Vorstellung nach hiermit anfangen?«, fragte er.
    Anderman nahm den Bericht sofort vom Tisch und steckte ihn ein. »Das Dossier ist geheim!«, betonte er. »Nichts davon dringt nach außen.«
    Molendorp räusperte sich.
    »Uns wäre daran gelegen, dass Sie nichts mehr unternehmen«, sagte Anderman. »Ich verstehe, dass Sie die Ermittlungen nicht sofort auf Eis legen können. Das wäre zu auffällig. Aber mit einem langsamen, sicheren Tod könnten wir gut leben.«
    »Also schließen ›wir‹ die Augen vor Mord, Misshandlung, Entführung, Folter, Geiselnahme und Industriespionage?«, entgegnete Molendorp.
    Anderman begnügte sich mit einem wohlwollenden Nicken. »Manchmal bedient sich die Politik unorthodoxer Mittel. Ich habe Ihnen diesen Bericht nicht zu lesen gegeben, weil es mir persönlich Genugtuung verschafft, Sie wissen zu lassen, wie das Spiel gespielt wird. Ich will Ihnen die Regeln erklären. 2010 beschloss die niederländische Regierung, sich aus Uruzgan zurückzuziehen. Die USA fühlten sich durch den Rückzug ihres Verbündeten im Stich gelassen und haben uns das seitdem immer wieder spüren lassen. Die Niederlande wurden nicht mehr zu den G20-Treffen eingeladen, der Aufbau eines militärischen Logistikzentrums in Rotterdam wurde abgeblasen, ach, es gab zahlreiche große und kleine Nadelstiche …« Anderman hob die Hand, um einer Unterbrechung durch Molendorp zuvorzukommen. »Nein, die Polizeimission war für die nichts weiter als ein kleines Trostpflaster.«
    Er stemmte die Ellenbogen auf den Tisch und dämpfte die Stimme, ließ aber eine leichte Aufgeregtheit durchklingen, als bezöge er Molendorp in die Vorbereitungen zu einer Überraschungsparty ein.
    »Über Debriek haben wir eine Chance, uns mit den Amerikanern zu versöhnen. Verfolgen wir ihn weiter, gerät seine Firma in Gefahr. Wird die Firma gefährdet, gerät die Lieferung der Landroboter in Gefahr, und wenn das geschieht, müssen die Amerikaner noch länger ihre eigenen Truppen einsetzen …«
    »Landroboter aus Fleisch und Blut«, sagte Molendorp.
    »Exakt«, antwortete Anderman. »Und dann haben wir ein Problem. Denn das sind wir indirekt verantwortlich für jeden getöteten US-Soldaten. Das nützt niemandem etwas.« Er lehnte sich zurück und gleich wieder nach vorn. »Lassen wir aber Debriek und seine Männer in Ruhe, retten wir rechtzeitig vielen Amerikanern das Leben«, sagte er. »Und das ist den aktuellen Regierungen in beiden Ländern sehr viel wert. Und Ihnen auch, hoffe ich. Erwarte ich.«
    »Was bedeutet das konkret?«, fragte Molendorp.
    »Immunität für Debriek und die Männer von Secritor «, gab Anderman locker zurück. »Es muss nicht unbedingt offiziell sein. Das Team, das gegen sie ermittelt, wird einfach möglichst bald aufgelöst …«
    »Wie soll ich das der Presse erklären?«, unterbrach ihn Molendorp.
    »Sagen Sie einfach nur, dass jeder Polizeieinsatz leider irgendwann an seine Grenzen stößt«, schlug Anderman vor.
    Molendorp schwieg.
    Anderman schien sich nicht daran zu stören. »Die Akte verschwindet im Archiv und von dort aus in den Reißwolf. Alle elektronischen Daten werden gelöscht. Ein dummes Versehen«, schloss er. »Kurzum, die Ermittlungen werden aus Mangel an konkreten Resultaten eingestellt. Können Sie mir das garantieren?«
    Molendorp ließ sich gegen die Stuhllehne zurückfallen. »Debriek wird also der neue Wernher von Braun? Zum Dank für seine wissenschaftlichen Erfolge verschließen wir die Augen vor seiner Vergangenheit?«
    »Mal langsam, Debriek ist kein Nazi«, entgegnete Anderman. »Ich gebe ja zu, dass dieses Vorgehen ein wenig fragwürdig ist. Aber bitte, wer hat in diesem Fall schon eine weiße Weste?«
    Molendorp räusperte sich und schaute so, als wäre er überrascht.
    »Bei den Ermittlungen hat eine Privatdetektivin namens Micky Spijker ausgiebig mitgemischt«, setzte Anderman an. »Eine Zivilinfiltrantin also. Das ist seit dem Bericht der VanTraa-Kommission ein heikles Thema. Hatten Sie die Erlaubnis dazu oder haben Sie sie auf eigene Faust eingeschaltet?
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