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Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2

Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2

Titel: Hocking, A: Tochter der Tryll - Entzweit: Band 2
Autoren: Entzweit Band 2
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war sie aus der Rolle gefallen.
    »P rinzessin, es tut mir schrecklich leid«, stammelte sie. »I ch habe es nicht so gemeint. Der Stress ist einfach zu viel für mich.«
    »W ir alle sind gestresst«, erinnerte ich sie.
    Aurora packte, Entschuldigungen murmelnd, eiligst ihr Zeug zusammen, sagte, sie werde zu Hause gebraucht, und verließ schleunigst den Ballsaal. Ich wusste nicht, ob es richtig gewesen war, mich zu wehren, aber im Moment war mir das auch egal.
    Denn in diesem Moment war ich endlich, endlich einmal ganz allein. Keine Wachen. Kein Duncan, kein Tove und keine Aurora. Ich brauchte dringend frische Luft.
    Ich beeilte mich, denn wenn ich gewartet hätte, wäre sicher bald jemand gekommen, der sich mit mir unterhalten wollte. Ich wollte aber nicht reden. Ich wollte endlich einmal durchatmen.
    Also rannte ich den Flur im Nordflügel entlang und huschte aus einer Seitentür zu einem schmalen Kiespfad, der von hohen Hecken gesäumt war. Er wand sich um das Haus und führte bergab, bis er in einen wunderschönen Garten mündete.
    Überall lag Schnee, der im Mondlicht wie Diamantstaub glitzerte. Das kalte Wetter hätte die Pflanzen eigentlich umbringen müssen, aber die blauen, pinkfarbenen und violetten Blumen standen in voller Blüte. Der Frost auf ihren Blättern machte sie nur noch schöner. Die Efeu- und Glyzinienranken auf der Gartenmauer waren immer noch saftig grün, und auch der kleine Wasserfall, der durch den blühenden Obsthain plätscherte, war nicht gefroren.
    Die dünne Schneeschicht auf dem Boden war zu kalt für meine nackten Füße, aber es war mir egal. Ich rannte den Abhang hinab und rutschte ein paarmal aus, aber ich fiel nicht. Zwei geschwungene Bänke standen neben dem Teich, und ich setzte mich auf die erste.
    Der Garten war ein kleines Stück Magie, und ich liebte ihn. Ich lehnte mich zurück und atmete die kalte Luft ein. Mein Atem bildete weiße Wölkchen, und die Eiskristalle in der Luft glitzerten im Mondlicht. Ich war viel zu lange im Haus eingesperrt gewesen.
    Das Knacken eines Zweiges riss mich aus meinen Gedanken, und ich wirbelte herum. Ich sah niemanden, aber im Schatten einer Hecke in der Nähe der Ziegelmauer bewegte sich etwas.
    »W er ist da?«, fragte ich.
    Ich nahm an, dass Duncan oder ein anderer Tracker gekommen war, um mich ins Haus zu holen. Aber als ich keine Antwort bekam, wurde mir klar, dass es doch zu leichtsinnig gewesen war, alleine hierherzukommen. Ich konnte mich zwar verteidigen, aber ich hätte gerne darauf verzichtet.
    »I ch weiß, dass da jemand ist.« Ich stand auf, ging um die Bank herum und bahnte mir einen Weg zwischen den Bäumen hindurch.
    Eine männliche Gestalt stand an der Mauer, zu weit entfernt, um sein Gesicht deutlich erkennen zu können. Helles Haar schimmerte im Mondschein.
    »W er ist da?«, wiederholte ich, richtete mich kerzengerade auf und versuchte, so beeindruckend auszusehen wie möglich. Nicht gerade einfach für eine Prinzessin im Kleid, die nachts allein in einem Garten steht.
    »P rinzessin?« Der Mann klang überrascht und kam näher. Als er die Bäume umrundet hatte und auf mich zuging, sah ich endlich sein Gesicht.
    »L oki?«, fragte ich und spürte, wie Freude in mir aufstieg. Dann Verwirrung. »W as machst du denn hier?«
    »I ch wollte zu dir.« Er wirkte genauso verwirrt wie ich. »W as machst du denn hier draußen?«
    »I ch wollte frische Luft schnappen. Aber woher wusstest du denn, dass du mich hier finden würdest?«
    »D as wusste ich nicht. Ich nehme immer diesen Weg.« Er zeigte auf die Mauer hinter sich. »I ch klettere über die Mauer. Ihr solltet sie wirklich bewachen lassen.«
    »W arum bist du hier?«, fragte ich.
    »T u doch nicht so. Du freust dich, mich zu sehen.« Sein freches Grinsen ließ sein Gesicht strahlen. »S eit meiner Abreise weinst du dir sicher die Augen aus.«
    »W ohl kaum«, schnaubte ich. »I ch plane gerade meine Verlobungsfeier.«
    »J a, ich habe davon gehört. Schreckliche Sache.« Er rümpfte angewidert die Nase. »I ch bin gekommen, um dich zu retten.«
    »M ich zu retten?«, fragte ich verdutzt.
    »J a, wie ein Prinz in schimmernder Rüstung.« Loki breitete die Arme aus und verbeugte sich tief. »I ch werfe dich über die Schulter und klettere mit dir über die Mauer. Wie Rapunzel.«
    »R apunzel hat den Prinzen an ihrem Haar zu ihrem Fenster heraufklettern lassen«, informierte ich ihn.
    »V erzeihung. Die Vittra halten nicht viel von Märchen.«
    »I ch auch nicht«, sagte ich.
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