Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeit zu verschenken

Hochzeit zu verschenken

Titel: Hochzeit zu verschenken
Autoren: Sophie Kinsella
Vom Netzwerk:
eine Woche später noch keine Antwort erhalten hatte, schrieb ich einen weiteren Brief, um zu fragen, warum. Da lachten wieder alle.
    Dann hielt Luke eine Rede darüber, wie wir uns in London kennen gelernt haben - wie ich ihm bei einer Pressekonferenz aufgefallen war, zu der ich in meiner Funktion als Wirtschaftsjournalistin gegangen war. Damals hatte ich den PR-Chef der Barclays Bank gefragt, ob er schon mal daran gedacht hätte, etwas schickere, auswechselbare Umschläge für die Scheckhefte zu entwickeln, ähnlich den Covers, die es für Handys gibt. Und dann gestand Luke, dass er mir von da an Einladungen zu sämtlichen PR-Veranstaltungen zukommen ließ, ganz gleich, ob diese thematisch in meinen Bereich fielen oder nicht. Er fand einfach, ich würde diese trockenen Veranstaltungen immer ein klein wenig aufpeppen.
    (Das hat er mir noch nie erzählt! Aber jetzt, wo ich das weiß, erklärt das natürlich so einiges. Jetzt verstehe ich endlich, wieso ich ständig zu irgendwelchen seltsamen Konferenzen über Rohstoffbroking und die Zukunft der Stahlindustrie eingeladen wurde.)
    Und dann erhob sich auch noch Michael, stellte sich mit seiner warmen, rauen Stimme vor und erzählte ein bisschen von Luke. Er sprach davon, wie wahnsinnig erfolgreich Luke sei, und betonte, dass er jemanden an seiner Seite brauche, der ihn als den Menschen liebt, der er ist; jemanden, der dafür sorgt, dass Luke das Leben nicht allzu ernst nimmt. Dann sagte er, es sei ihm eine Ehre, meine Eltern kennen gelernt zu haben, die ein paar wildfremde Menschen aus Amerika so herzlich willkommen geheißen hätten. Er könne jetzt völlig verstehen, wo ich das herhabe, was er die »Bloomwood‘sche gutherzige Fröhlichkeit« nannte. Und er sagte, ich sei in letzter Zeit wirklich erwachsen geworden. Er habe mich dabei beobachtet, wie ich mit einigen wirklich verzwickten Situationen fertig geworden sei - er wolle nicht ins Detail gehen, aber er könne versichern, dass ich mich so einigen Herausforderungen hätte stellen müssen und dass ich diese alle glanzvoll überstanden hätte.
    Und zwar ohne die Visa-Karte zu benutzen, fügte er noch hinzu, worauf das Festzelt fast zusammenbrach vor Gelächter.
    Dann sagte er, er sei in seinem Leben ja schon auf vielen Hochzeiten gewesen, aber er habe noch nie eine solche Zufriedenheit erlebt wie auf dieser. Er wisse, dass Luke und ich füreinander bestimmt seien, und er habe uns beide wahnsinnig gern, und wir wüssten ja gar nicht, was wir für ein Glück haben. Und sollten wir einmal Kinder bekommen, dann wüssten die auch nicht, was für ein Glück sie hätten.
    Bei Michaels Rede musste ich fast weinen.
    Und jetzt sitze ich mit Luke auf dem Rasen. Nur wir zwei, weit weg von all den anderen. Meine Schuhe haben Grasflecken, und die Korsage des Kleides zieren Erdbeerflecken von Ernies Patschehänden. Eigentlich müsste ich mich total unwohl fühlen. Aber ich bin glücklich.
    Ich glaube, ich bin noch nie so glücklich gewesen.
    »Na«, sagt Luke, stützt sich nach hinten auf seine Ellbogen ab und sieht hinauf in den dunkler werdenden blauen Himmel. »Wir haben es geschafft.«
    »Wir haben es geschafft.« Der Blumenkranz rutscht mir langsam, aber sicher über das eine Auge. Ich nehme ihn vorsichtig ab und lege ihn ins Gras. »Und es gab keine Toten oder Verletzten.«
    »Weißt du... irgendwie kommen mir die letzten Wochen jetzt wie ein total verrückter Traum vor«, sagt Luke. »Ich war so mit mir selbst und allen meinen Problemen beschäftigt, dass ich überhaupt nicht mehr mitbekam, was im wirklichen Leben vor sich ging.« Er schüttelt den Kopf. »Ich glaube, da bin ich tatsächlich fast durchgedreht.«
    »Fast?«
    »Okay, okay. Dann bin ich eben durchgedreht.« Er dreht sich zu mir um und sieht mich aus seinen dunklen Augen, in denen sich das Licht des Festzeltes spiegelt, an. »Ich stehe tief in deiner Schuld, Becky.«
    »So ein Quatsch«, entgegne ich überrascht. »Wir sind jetzt verheiratet. Das heißt... jetzt ist alles unser gemeinsames Konto.«
    Vom Haus her höre ich ein Rumpeln, und als ich aufsehe, ist Dad dabei, unsere Koffer ins Auto zu laden. Wir können los.
    »Na dann«, sagt Luke, der meinem Blick gefolgt ist. »Unsere berühmten Flitterwochen. Darf ich jetzt erfahren, wo es hingeht? Oder ist das immer noch streng geheim?«
    Mein Magen fängt an, nervös herumzuspinnen. Jetzt ist es so weit. Das ist der letzte Teil meines Plans. Das letzte i-Tüpfelchen.
    »Okay«, sage ich und atme tief durch.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher