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Hochzeit zu verschenken

Hochzeit zu verschenken

Titel: Hochzeit zu verschenken
Autoren: Sophie Kinsella
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wenig pikiert. »Hat nicht einmal auf die Einladung reagiert!«
    »Was, echt?«
    Mist. Sollte ich tatsächlich vergessen haben, für eine authentische Absage von Elinor zu sorgen?
    »Habt ihr sie denn in letzter Zeit viel gesehen?«, fragt Mum.
    »Äh... nein«, sage ich. »Nicht sehr viel.«
    Wir tragen ein Tablett mit Kaffee nach oben in Mums Schlafzimmer, wo Suze und Danny auf dem Bett sitzen und Klein Ernie quietschfidel mit seinen kleinen rosa Füßen strampelt. Gegenüber, an der Tür des Kleiderschranks, hängt Mums Hochzeitskleid, das immer noch genauso weiß und rüschig ist wie beim letzten Mal.
    »Suze!«, rufe ich und falle ihr um den Hals. »Und mein süßer kleiner Ernie! Mann, ist der groß geworden!« Ich bücke mich, um ihm ein Küsschen zu geben, was er mit einem breiten, die zahnlosen Kiefer freilegenden Lächeln quittiert.
    »Du hast es geschafft.« Suze grinst. »Gut gemacht, Becky.«
    »Suze hat mir gerade das Hochzeitskleid-Familienerbstück gezeigt, Mrs. B.«, sagt Danny und wirft mir einen undefinierbaren Blick zu. »Das ist ja... wirklich einmalig.«
    »Was dieses Kleid schon alles mitgemacht hat!«, freut sich Mum. »Wir dachten ja schon, es sei ruiniert, aber der Kaffee ist wieder ganz rausgegangen!«
    »Das grenzt ja an ein Wunder!«, sagt Danny.
    »Und dann heute Morgen! Da wollte der kleine Ernie doch tatsächlich Apfelmus darauf verteilen -«
    »Ach ja?«, sage ich und sehe zu Suze, die leicht errötet.
    »Aber ich hatte es ja zum Glück in Plastik eingepackt!«, erzählt Mum weiter. Sie nimmt das Kleid, schüttelt es, dass die Rüschen wackeln, und bekommt plötzlich so gerötete Augen. »Von diesem Augenblick habe ich so lange geträumt. Davon, dass Becky mein Hochzeitskleid trägt. Albern, was?«
    »Gar nicht albern«, sage ich und nehme sie in den Arm. »Genau darum geht es bei einer Hochzeit doch.«
    »Mrs. Bloomwood - Becky hat mir das Kleid beschrieben«, erzählt Danny. »Und ich muss schon sagen, sie hat nicht übertrieben. Trotzdem hätten Sie doch sicher nichts dagegen, wenn ich noch ein paar winzig kleine Veränderungen daran vornehme, oder?«
    »Überhaupt nicht!«, sagt Mum und sieht auf die Uhr. »So, jetzt muss ich aber weitermachen. Die Sache mit den kleinen Blumensträußen ist immer noch nicht ausgestanden.«
    Kaum schließt sich die Tür hinter ihr, sehen Danny und Suze sich an.
    »Okay«, sagt Danny. »Was machen wir damit?«
    »Du könntest als allererstes mal die Ärmel abtrennen«, sagt Suze. »Und die vielen Rüschen am Oberteil.«
    »Ich glaube, die richtige Herangehensweise wäre: Wie viel von diesem Kleid wollen wir überhaupt beibehalten?« Danny sieht auf. »Was meinst du, Becky?«
    Ich antworte nicht. Ich sehe aus dem Fenster. Luke und Annabel spazieren durch den Garten und unterhalten sich intensiv. Und Mum redet mit Janice und zeigt auf den blühenden Kirschbaum.
    »Becky?«, sagt Danny noch einmal.
    »Nicht anrühren«, sage ich und drehe mich um.
    »Wie bitte?«
    »Du sollst das Kleid nicht verändern.« Ich muss lächeln, als ich Dannys entsetztes Gesicht sehe. »Lass es so, wie es ist.«
    Um zehn vor drei bin ich fertig. Ich stecke in dem Bratwurst-im-Schlafrock-Kleid. Janice hat mich zur strahlenden Frühlingsbraut geschminkt (das Allergrellste habe ich schnell mit einem Taschentuch und etwas Wasser abgemildert). Mein Haar ziert ein Kranz aus rosa Nelken und Schleierkraut, den meine Mutter zusammen mit meinem Brautstrauß bestellt hat. Das Einzige an mir, das zumindest ansatzweise stylish ist, sind meine Schuhe von Christian Louboutin, und die kann man nicht mal sehen.
    Aber es ist mir egal. Ich sehe genau so aus, wie ich aussehen will.
    Wir wurden unter dem blühenden Kirschbaum fotografiert, und Mum hat so viel geheult, dass ihr ganzes »Sommereleganz«-Make-up repariert werden musste. Und jetzt sind sie alle schon auf dem Weg zur Kirche. Nur Dad und ich sind noch zu Hause.
    »Bist du bereit?«, fragt er, als ein weißer Rolls-Royce in die Einfahrt fährt.
    »Ich glaube schon.« Meine Stimme zittert ein klein wenig.
    Ich heirate. Ich fahre jetzt in die Kirche und heirate!
    »Glaubst du, ich habe mich richtig entschieden?«, frage ich nur halb im Scherz.
    »Ach, ja, ich glaube schon.« Dad steht vor dem Spiegel im Flur und rückt seine Seidenkrawatte zurecht. »Ich weiß noch, als wir Luke kennen lernten, da habe ich hinterher zu deiner Mutter gesagt: >Der kann mit Becky mithalten.<« Er sieht mir im Spiegel in die Augen. »Habe ich Recht
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