Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
Mühe gabst …
     
    MRS. DALILAH SNYPE
AN MISS AMARANTH SYLVESTER-QUICKE
     
    … Natürlich ist diese Heirat Wimsey-Vane die Sensation. Ich denke, es muß so eine Art soziologisches Experiment sein, denn wie Du ja weißt, mein Schatz, ist er der kälteste Einfaltspinsel der Welt, und mir tut das Mädchen ganz entschieden leid, trotz Geld und Titel und allem, denn an einen schwatzhaften Eiszapfen mit Monokel gebunden zu sein, dafür kann einen nichts entschädigen, meine Liebe, das ist zu arg. Es wird ja sowieso nicht von Dauer sein …
     
    HELEN, HERZOGIN VON DENVER
AN LADY GRUMMIDGE
     
    Liebe Marjorie,
    Hab Dank für Deine freundliche Nachfrage. Dienstag war in der Tat ein äußerst strapaziöser Tag, aber heute fühle ich mich doch schon wieder etwas ausgeruhter. Es war allerdings eine sehr anstrengende Zeit für uns alle. Peter war natürlich so unausstehlich wie er nur konnte, und das will allerhand heißen. Als erstes bestand er darauf, in der Kirche zu heiraten, obwohl ich in Anbetracht der Umstände das Standesamt für angemessener gehalten hätte. Schließlich haben wir uns aber mit St. George am Hanover Square abgefunden, und ich war sogar bereit, alles in meinen Kräften Stehende zu tun, damit die Sache so ablief, wie es sich gehörte, wenn es nun schon einmal sein mußte. Aber dann hat mir meine Schwiegermutter alles aus der Hand genommen, und dabei hatte man uns doch deutlich zu verstehen gegeben, daß die Hochzeit an dem von mir vorgeschlagenen Tag stattfinden werde, und das wäre nächsten Mittwoch gewesen. Aber wie Du sehen wirst war das nur wieder eine von Peters Finten. Die Kränkung trifft mich sehr, zumal wir uns alle Mühe gegeben hatten, höflich zu sein, und das Mädchen sogar schon zum Abendessen eingeladen hatten.
    Also! Als wir vorigen Montagabend in Denver waren, bekamen wir ein Telegramm von Peter, das kurz und bündig lautete: »Wenn Ihr wirklich zu meiner Hochzeit kommen wollt, versucht’s mal morgen um zwei Uhr in der St. Cross-Kirche in Oxford.« Ich war außer mir – dieser weite Weg, und mein Kleid noch nicht fertig, und um alles noch schlimmer zu machen, mußte Gerald, der sechzehn Leute zur Jagd eingeladen hatte, auch noch lachen wie ein Idiot und sagen: »Gut gemacht, Peter!« Er bestand darauf, wir sollten beide hinfahren, einfach so, und die Gäste sich selbst überlassen. Ich habe den starken Verdacht, daß Gerald von Anfang an Bescheid wußte, obwohl er es entschieden abstreitet. Jerry wußte es jedenfalls, darum ist er auch in London geblieben. Ich sage immer zu Jerry, daß sein Onkel ihm anscheinend mehr bedeutet als seine eigenen Eltern; und Dir brauche ich ja nicht zu sagen, daß ich Peters Einfluß auf einen Jungen in seinem Alter für höchst verderblich halte. Gerald meinte nach typischer Männerart, Peter habe das Recht, zu heiraten wo und wann er wolle; er kümmert sich nie um die Peinlichkeiten und Ungelegenheiten, die er anderen Leuten mit seinen Exzentrizitäten bereitet.
    Wir sind also nach Oxford gefahren und haben die angegebene Stelle gefunden – ein unscheinbares Kirchlein in einer Nebenstraße, sehr düster und feucht aussehend. Wie sich herausstellte, sollte die Braut (die zum Glück keine lebenden Verwandten mehr hat) ausgerechnet von einem Mädchencollege in die Ehe gegeben werden. Ich war schon erleichtert, Peter wenigstens im Cut zu sehen, wie es sich gehört; allmählich hatte ich nämlich schon gefürchtet, er werde in Talar und Barett heiraten. Jerry war als Brautführer da, und meine Schwiegermutter erschien im großen Staat und strahlte nach allen Seiten, als ob sie alle miteinander etwas besonders Kluges angestellt hätten. Und sie hatten Onkel Paul Delagardie – ächzend vor Arthritis, die arme Kreatur – angeschleppt, mit einer Gardenie im Knopfloch und sichtlich bemüht, spritzig zu wirken, was in seinem Alter abstoßend ist. Es waren alle möglichen sonderbaren Leute in der Kirche – praktisch keiner aus unserm eigenen Freundeskreis, dafür aber diese lächerliche Miss Climpson und so ein paar Schmarotzer, die Peter bei seinen »Fällen« aufgegabelt hat, sowie mehrere Polizisten. Charles und Mary erschienen im letzten Moment, und Charles zeigte mir einen Mann in Heilsarmee-Uniform, einen bekehrten Einbrecher, wie er behauptet – aber das kann ich denn doch nicht glauben, nicht einmal von Peter.
    Die Braut wurde von einem unmöglichen Sortiment von Brautjungfern begleitet – lauter Professorinnen! – und eine merkwürdige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher