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Hochzeit in Hardingsholm

Hochzeit in Hardingsholm

Titel: Hochzeit in Hardingsholm
Autoren: Inga Lindstroem
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Dreitagebart, strahlend weißen Zähnen im tiefbraun gebrannten Gesicht und mit verstrubbelten, dunklen Haaren kam bei Frauen gut an, die Erfahrung hatte er immer wieder gemacht.
    Er hatte sein Aussehen in den vergangenen Jahren reichlich eingesetzt, dabei aber darauf geachtet, den Frauen keine falschen Hoffnungen zu machen. Er hatte immer betont, dass es keine feste Beziehung geben würde, dass er nicht dazu in der Lage war, sein Herz vollständig zu vergeben. Nur der Moment zählte, mehr nicht!
    Die Stewardess ging weiter, und Lars ließ seinen Blick durch das kleine, runde Bullauge gleiten.
    Morgennebel hüllte die Landschaft unter ihm ein. Stellenweise brach der Nebel und gab den Blick frei auf Wälder, kleine Seen und Ansiedlungen. Wie verzaubert lag die Welt unter ihm, und er spürte plötzlich ein Gefühl des Nachhausekommens, das ihn selbst überraschte. Er sah sich als Weltbürger. Gefühle wie Heimweh oder in seinen Augen spießige Begriffe wie Heimat hatte er für sich stets abgelehnt.
    So auch jetzt, er schob seinen emotionalen Aufruhr, der sich nach der Landung verstärkte, auf die Müdigkeit, die ihn immer noch umfangen hielt.
    Lars blieb sitzen, nachdem die Maschine ihren Standort erreicht hatte, bis die meisten Fluggäste ausgestiegen waren und das Gedränge auf dem schmalen Gang zwischen den Sitzreihen nachließ.
    »Wir hoffen, Sie hatten einen guten Flug«, verabschiedete sich die hübsche Stewardess am Ausgang von ihm und schenkte ihm auch jetzt wieder ein verheißungsvolles Lächeln.
    »Perfekt!« Lars zwinkerte ihr zu und verließ die Maschine.
    Am Gepäckband wartete er auf seinen Rucksack, passierte ohne Kontrolle die Zollabfertigung, und dann war er draußen, vor dem Gebäude des Flughafens Arlanda.
    Lars blieb stehen. Asphalt, Straßenlärm, Autos auf der Suche nach Parkplätzen, Menschen, die umherhasteten, versetzten ihn sofort in einen Stresszustand. Plötzlich sehnte er sich zurück nach der Stille des Himalaya, nach der Eintönigkeit der Wüsten, nach den Eingeborenen in tiefen Wäldern, die von einem Tag zum nächsten lebten, ständig damit rechnen mussten, dass die Natur, die sie ernährte, ihnen jederzeit das Leben nehmen konnte, und trotzdem eine beeindruckende Gelassenheit ausstrahlten.
    Lars hatte das Gefühl, nicht hierher zu gehören. In den Jahren, in denen ihm die Welt zu einem Zuhause geworden war, war ihm die eigene Heimat offensichtlich fremd geworden. Oder lag das nur am Flughafenvorplatz? In großen Städten hatte er sich noch nie heimisch gefühlt, egal in welchem Teil der Erde. Er horchte in sich hinein. Wollte er wirklich nach Hardingsholm oder nicht doch lieber wieder hineingehen und irgendeinen Flug nehmen, egal, wohin?
    Als sein Blick auf eine Reklametafel fiel, in der ein schwedischer Süßwarenhersteller in schwedischer Sprache für ein neues Produkt warb, spürte er es plötzlich wieder, dieses Gefühl, das ihn nach Schweden gelockt hatte. Es wurde stärker in ihm und zog ihn mit aller Macht nach Hause. Langsam setzte er sich in Bewegung.

– 8 –
    E s war fast wie damals, als sie während ihrer Ausbildung zeitweise bei Lara gewohnt hatte. Sogar das gleiche Zimmer hatte Lara ihr gegeben. Der Raum mit den weißen Wänden, hellen Möbeln und einer pastellfarbenen Bettdecke war zweckmäßig und trotzdem gemütlich eingerichtet. Hellen war sich sicher, dass sie sich in den nächsten Wochen hier wohlfühlen würde.
    Schnell packte sie ihre Reisetasche aus und ging dann zu Lara nach unten. Sie fand ihre Freundin im Garten über eine Karte gebeugt.
    »Bist du sehr müde von der langen Reise?«, wollte Lara wissen.
    Hellen schüttelte den Kopf. »Ich bin topfit«, sagte sie. »Am liebsten würde ich mich gleich wieder in deine Maschine setzen und losfliegen.«
    »Wunderbar«, erwiderte Lara trocken. »Das kannst du haben. Dein erster Auftrag wartet bereits auf dich.«
    »Super!« Hellen freute sich. »Wo soll es denn hingehen?«
    Lara reichte ihr das Logbuch.
    »Zuerst nach Örebro, da musst du dringend etwas abholen und es dann sofort nach Hardingsholm bringen. Das ist eine Halbinsel am Ende des Fjords.«
    Lara zeigte ihr den kleinen Punkt auf der Karte. »Du kannst dort gut wassern, und zwar direkt beim Haus des Empfängers.«
    Hellen nickte. »Und was ist an diesem Auftrag so dringend?«
    Laras Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. »Auf Hardingsholm findet morgen eine Hochzeit statt, aber der Braut fehlt das Kleid, weil der Laden in Örebro es nicht rechtzeitig
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