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Hochzeit in Hardingsholm

Hochzeit in Hardingsholm

Titel: Hochzeit in Hardingsholm
Autoren: Inga Lindstroem
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nicht schuldig. »Wir haben die leeren Kanister abgeholt. Rate mal, wessen Fingerabdrücke sich darauf befinden.«
    Verflixt, daran hätte er denken müssen! Er spürte Panik in sich aufsteigen, hatte das Gefühl, in einer Falle zu sitzen, deren Tür er selbst zugeschlagen hatte.
    »Und zwar nur deine Fingerabdrücke«, fuhr sein Auftraggeber eiskalt fort. »Ich rate dir also, vorsichtig mit solchen Drohungen zu sein. Mir kannst du nichts, aber ich kann dich jederzeit auffliegen lassen, und statt mit deiner schönen Braut im Bett, kannst du es dir dann in einer Gefängniszelle gemütlich machen.«
    Die Erkenntnis brach mit voller Wucht über ihm zusammen. Er hatte immer nur an Ulrika gedacht und dabei jeden Gedanken an die Konsequenzen seines Handelns ausgeschlossen. Für ihn und andere. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Worauf hatte er sich da nur eingelassen?
    »Was ist? Kann ich auf dich zählen?« Sein Auftraggeber klang ärgerlich.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er lahm.
    »Du hast vierundzwanzig Stunden Zeit, darüber nachzudenken«, lautete die barsche Antwort. »Aber egal, was passiert, du hältst dich raus. Ist das klar? Du weißt, was sonst passiert.«
    Dann war das Gespräch beendet. Nachdenklich legte er den Hörer auf und starrte vor sich hin. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte.

– 7 –
    E inen Direktflug von Kathmandu gab es nicht. Lars musste in Maskat, der Hauptstadt von Oman, in die Maschine nach Stockholm umsteigen.
    Er vertrieb sich einen Teil der langen Flugzeit damit, auf seiner Digitalkamera die Fotos der letzten Expedition zu betrachten. Es war eine spannende Tour gewesen, durch die tiefste Schlucht der Erde am Kali Gandaki bis zum Panoramaberg Poon Hill. Die sengende Sonne, die bunten Felder und die kleinen Ansiedlungen mit weiß-ockerfarben gestrichenen Häusern faszinierten ihn selbst jetzt auf den Bildern noch.
    Als das Foto des Sonnenaufgangs am Poon Hill auf dem Display erschien, tauchte er ab in die Erinnerung. Dieses Erlebnis war etwas ganz Besonderes gewesen. Den Augenblick, als die Sonne aufging und die Silhouette von Machapuchare freigab, würde er nie vergessen. Die Gipfel lagen dunkel in der Dämmerung, und dann, von einem Moment zum nächsten, stieg die Sonne zwischen den Bergen auf und tauchte alles in ein goldenes Licht.
    Nach dieser Expedition hatte es für ihn einfach kein neues Ziel gegeben. Dabei hatte er in den vergangenen Jahren eigentlich immer irgendetwas gefunden, seit er sich durch die Welt treiben ließ, auf der Suche nach einer neuen Herausforderung, einem neuen Abenteuer.
    Dieses Mal aber hatte er erstaunt bemerkt, dass er immer öfter an Schweden dachte, und schließlich war ihm der Gedanke gekommen, einen Abstecher dorthin zu machen. Das war ungewöhnlich, er hatte in den vergangenen Jahren nie ansatzweise diesen Wunsch verspürt, geschweige denn das Verlangen, dorthin zurückzukehren. Warum dieses Gefühl jetzt da war, und zwar so stark, dass er mit all seiner Abenteuerlust nicht dagegen ankam, war ihm ein Rätsel.
    Etwas in ihm zog und zerrte plötzlich, aber er weigerte sich, dieses Gefühl Heimweh zu nennen. Er hatte beschlossen, dass es Neugierde war. Einmal nachsehen, wie es zu Hause aussah, was sein Bruder machte, wie er klargekommen war nach jener Nacht …
    Das war der Punkt, an dem er seinen Gedankengang regelmäßig unterbrach. Es war der Punkt, der ihn damals endgültig dazu gebracht hatte, das Land zu verlassen. Dabei hatte er schon vor dem Tod seiner Eltern mit dem Gedanken gespielt, alles hinter sich zu lassen. Dieses ganze vorgeplante, geordnete Leben, das keine Überraschungen bot und ihn irgendwann schrecklich gelangweilt hatte. Beruf, Heirat, Familie – und das sollte es gewesen sein?
    Plötzlich überkam ihn eine tiefe Müdigkeit. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass noch ausreichend Zeit für ein Nickerchen blieb, und so verstaute er die Kamera und machte es sich dann auf seinem Sitz so gut es ging bequem. Er schmunzelte. In den vergangenen Jahren hatte er wahrlich gelernt, überall und in jeder Lage zu schlafen. Ob im heißen Wüstensand, im Regenwald oder auf der Klippe eines Berges. Dagegen war der Flugzeugsitz fast schon Luxus.
    Lars erwachte erst, als die Maschine zum Landeanflug auf Stockholm ansetzte und die Stewardess ihn vorsichtig antippte, weil er sich anschnallen musste.
    Lars lächelte die junge Frau an und erhielt ein strahlendes Lächeln zurück. Das war er gewohnt. Ein attraktiver Abenteurer mit
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