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Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Jochen Frech
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bereitete ihm große Sorgen. Schließlich entschied er, alle anwesenden Ermittler zu einer kurzen Lagebesprechung im großen Konferenzraum zu rufen.
    Kepplinger fasste die Erkenntnisse des Gesprächs mit Susanne Jessen und dem Assistenzarzt in kurzen Worten zusammen. Falcone berichtete von dem Telefonat mit der Lebensgefährtin von Gerd Jessen, Nils Schubart von den Maßnahmen vor Ort.
    »Wir haben alles durchsucht und die Nachbarn befragt, doch niemand hat etwas gesehen oder gehört. Jessen hat sich förmlich in Luft aufgelöst.«
    »Erich Sander war ebenfalls nicht zu Hause und nimmt keine Anrufe auf seinem Handy entgegen«, fasste Kepplinger den Ernst der Lage zusammen. »Wir können davon ausgehen, dass er es auf Jessen abgesehen hat und müssen alles daransetzen, die beiden so schnell wie möglich ausfindig zu machen.«
    »Die Funkfahndung läuft seit einer Stunde«, berichtete Wolfgang Herder. »Was sollen wir sonst tun?«
    Kepplinger dachte einen Augenblick lang nach. Schließlich blickte er zu Markus Ackermann.
    »Meinst du, dass du dieses Ortungsgerät in Gang bekommst?«
    Markus Ackermann nickte. »Ich kann es auf jeden Fall probieren. Nils war am Montag auch dabei. Vielleicht schaffen wir es gemeinsam.«
    »Gut. Das ist im Moment unsere einzige Chance!«
    »Dafür brauchen wir aber das Okay des Polizeichefs«, gab Nils Schubart zu bedenken.
    »Versucht es trotzdem«, sagte Kepplinger, ohne sich über die Konsequenzen Gedanken zu machen. »Ich übernehme die Verantwortung.«
    Das Sturmtief wütete orkanartig über der gesamten Region. Überall kämpften Feuerwehr und Hilfskräfte gegen die Wassermassen. Nahezu alle Städte und Gemeinden meldeten Wasserschäden und vollgelaufene Keller- und Wohnräume. Tausende Sandsäcke wurden an den bedrohlichsten Stellen aufgeschichtet, um die Häuser vor den übergetretenen Flüssen und Bächen zu schützen. Überall sah man Fahrzeuge mit Blaulicht und Martinshorn. Im unteren Filstal forderte das Unwetter sein erstes Todesopfer. Eine ältere Frau blieb mit ihrem Wagen in einer mit Wasser und Schlamm vollgelaufenen Bahnunterführung stecken und ertrank in ihrem Fahrzeug.
    Im Landratsamt hatte sich ein Katastrophenstab eingefunden, der kurz vor der Entscheidung stand, für das Gebiet den Notstand auszurufen. Rettungskräfte aus den benachbarten Regionen wurden angefordert. Obwohl es für solche Situationen in allen zuständigen Behörden Maßnahmenkataloge gab, herrschte in diesen ersten Stunden das reinste Chaos.
    Dabei stand der Höhepunkt des Unwetters erst noch bevor.
    Erich Sander ließ sich von den gewaltigen Wassermassen nicht abhalten. Ungerührt setzte er seine Fahrt fort. Auch als er in der Dämmerung beinahe gegen einen umgestürzten, quer über der Fahrbahn liegenden Baum fuhr, ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen und schaltete nur die Scheinwerfer des Wagens ein. Mehrmals begegneten ihm Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr und der Polizei. Als ihm der erste Streifenwagen entgegenkam, rechnete er damit, überführt zu sein. Aber der Wagen bog an der nächsten Kreuzung ab. Von da an war er sicher, seinen Plan zu Ende bringen zu können. Die Polizei ahnte nichts von seinem Vorhaben. Er war stolz darauf, es so weit geschafft zu haben und seine Unruhe kontrollieren zu kön nen. Über eine längere Steigung fuhr er bis zur Albhochfläche. Von hier aus waren es nur noch wenige Kilometer bis zum Ziel. An der nächsten Abzweigung bremste er scharf ab. Eine Reihe von rot-weißen Gittern stand quer über der Fahrbahn. Davor lehnte ein Warnschild mit der Aufschrift Sturmschäden. Wütend schlug er mit den Fäusten gegen das Lenkrad und fluchte. Soweit er wusste, gab es keine Alternativstrecke. Er ärgerte sich maßlos, dass das Unwetter seine Pläne nun doch zu durchkreuzen schien. Sander stieg aus dem Wagen und sah sich um. Vorsichtshalber ging er zurück und schaltete das Licht aus. Dann räumte er zwei der Absperrgitter zur Seite und fuhr im Schritttempo durch die entstandene Lücke. Anschließend stellte er die Gitter wieder zurück und setzte die Fahrt fort. Nach einem guten Kilometer sah er das Hinweisschild des Wanderparkplatzes. Erleichtert stellte er den Wagen auf dem leeren Platz ab. Dann begann er, die letzten Vorbereitungen zu treffen.
    Moritz Kepplinger hatte sich in sein Büro zurückgezogen, während Ackermann die Ortung von Sanders Mobiltelefon anleierte. Er versuchte, die zahlreichen Ereignisse der vergangenen vierundzwanzig Stunden zu sortieren. Sie
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