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Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Jochen Frech
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Monitor.
    »Zwar können wir sein Telefon nicht so exakt orten wie bei dem Mädchen, aber immerhin das.«
    Kepplinger erkannte etwa zwei Dutzend roter Punkte und eine grün gezackte Linie, die sich halbkreisförmig über den gesamten Bildschirm schlängelte.
    »Kann mir das jemand erklären?«
    »Das ist ganz einfach«, erklärte Markus Ackermann. »Die roten Punkte sind Sendemasten, die das Mobiltelefon von Erich Sander in den letzten sechs Stunden erfasst haben.« Ackermann führte den Mauszeiger auf einen der Standorte. Neben dem Punkt erschienen zwei Uhrzeiten.
    »Die Software liefert die Zeitpunkte, in denen sich das Mobiltelefon in die Funkzelle eingeloggt hat und wann sie wieder verlassen wurde. Die grüne Linie ist die chronologische Verbindung der Funkzellen, die das Mobiltelefon passiert hat. Daraus können wir schließen, dass Erich Sander, vorausgesetzt, er hat das Telefon bei sich, diese Route genommen hat. Die Angaben sind nicht besonders genau, da sich die Funkzellen teilweise stark überschneiden. Dennoch kann man nachvollziehen, in welche Richtung Sander gefahren ist.«
    »Und wo befindet er sich jetzt?«
    »Das ist das Problem. Wir bekommen keine neuen Signale mehr und gehen davon aus, dass er sein Mobiltelefon abgeschaltet hat oder der Akku leer ist.«
    »Die dritte Möglichkeit wäre, dass er sich in einem Bereich aufhält, in dem es keinen Funkkontakt zu einer Verstärkeranlage gibt«, fügte Nils Schubart hinzu. Kepplinger nickte.
    »Gut. Wo war sein letzter Standort?« Markus Ackermann deutete mit der Spitze eines Kugelschreibers auf die Stelle.
    »Hier. Das ist Wiesensteig, eine Gemeinde direkt unterhalb des Albaufstieges.«
    »Wann war das? Ich meine, wann hat er die Funkzelle verlassen?«
    »Vor zehn Minuten.«
    Er blickte auf seine Armbanduhr. Es war halb vier.
    »Haben wir eine Karte von dem Gebiet?«
    Nils Schubart reichte ihm eine Wanderkarte. Hastig breitete Moritz sie auf dem Tisch aus. Markus Ackermann machte einen Kringel um die mittelalterliche Stadt am Fuß der Schwäbischen Alb.
    »Hier ist der Filsursprung«, erklärte Nils Schubart.
    »Bei diesem Unwetter wohl kaum ein geeignetes Ausflugsziel«, brummte Wolfgang Herder.
    »Das glaube ich auch nicht. Aber was könnte Sander in dieser Gegend wollen?«
    Lea Thomann war die ganze Zeit über nachdenklich im Türrahmen stehen geblieben und hatte den Kollegen schweigend zugehört. Jetzt steuerte sie zielbewusst den Tisch an, beugte sich über die Karte und fuhr mit ihrem Zeigefinger darüber. Kepplinger beobachtete sie aufmerksam. Schließlich klopfte sie mit ihrem Finger auf eine Stelle.
    »Da ist er hin«, sagte sie ernst. Die Kollegen horchten gespannt auf. Als Kepplinger den Eintrag auf der Karte las, auf den sie gedeutet hatte, durchlief ihn ein Schaudern.
    Sander zerrte ihn grob aus dem Fahrzeug. Dann spürte Jessen eine eiskalte Klinge an seiner Wange.
    »Ich schneide jetzt die Fesseln durch. Wenn du auf dumme Ideen kommst, stech ich dich ab wie ein Schwein – verstanden?«
    »Was hast du vor, Erich?«
    »Beweg dich. Wir machen einen Spaziergang!«
    »Wohin?«
    Als Antwort packte Sander ihn am Arm und schubste ihn vor sich her. Der Weg führte vom Parkplatz zunächst einige Meter abwärts, von da an ging es steil bergauf. Sein Herz raste vor Anstrengung. Was war das nur für ein Zeug gewesen in dieser Spritze? Er fühlte sich völlig kraftlos und torkelte wie ein Betrunkener. Immer wieder geriet er ins Straucheln. Zweimal fiel er der Länge nach hin und zog sich schmerzhafte Schürfwunden an beiden Handgelenken zu.
    Endlich schienen sie ihr Ziel erreicht zu haben. Sander befahl ihm, sich auf den Boden zu setzen. Er spürte die Kälte und zitterte am ganzen Körper. Die durchnässten Kleider hingen zentnerschwer an ihm. Dann riss ihm Sander die Augenbinde vom Kopf.
    »Du bleibst hier. Ich bin gleich wieder da!«
    Er sah sich um und versuchte herauszufinden, wo er sich befand. Inzwischen herrschte fast völlige Dunkelheit, obwohl es erst später Nachmittag war. Gespenstisch zeichneten sich die Umrisse einer alten Burg vor seinen Augen ab. Er saß im Innenhof auf dem feuchten Boden, an einen Brunnen gelehnt. Er betrachtete seine Hände. An den Gelenken hatte sich eine dicke Kruste aus Blut und Gewebeflüssigkeit gebildet. Der Anblick erinnerte ihn an die Verletzung seiner Nase. Augenblicklich stellten sich die pochenden Schmerzen wieder ein. Von Sander war weit und breit nichts zu sehen. Er zog die Beine an den Körper, winkelte
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