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Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Jochen Frech
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denken, dass sie in ihrem Leben nie etwas Schlimmeres gesehen hatte als an jenem Abend.
    Es war zwanzig Uhr achtunddreißig am Sonntag, dem 21. Juli 2013.
    Susanne Jessen zitterte vor Wut und Aufregung. Sie saß am Küchentisch und versuchte, sich zu beruhigen. Mühsam gelang es ihr, die Gedanken zu ordnen und zu überlegen, was sie als Nächstes tun konnte. Vor wenigen Minuten hatte sie ihren Exmann erreicht. In dem Moment, als sie die Hintergrundgeräusche des fahrenden Wagens und die Stimmen seiner Kegelfreunde gehört hatte, hatte sie sich wieder an die Absprache erinnert. Gerd hatte ihr vor Wochen von dem Ausflug erzählt und sie darum gebeten, dass er im Tausch gerne die beiden darauffolgenden Wochenenden mit Manuela verbringen wollte.
    Er war am Telefon kurz angebunden gewesen und hatte sich barsch nach dem Grund ihres Anrufs erkundigt. Sie hatte gesagt, sie habe sich verwählt. Über Manuela hatten sie nicht gesprochen. Er hatte auch nicht nach ihr gefragt. Susanne Jessen verdrängte den Gedanken daran, dass etwas passiert sein könnte. Sie verdächtigte vielmehr ihren Exmann, ihre Tochter, ohne es vorher mit ihr abzusprechen, mit in die Berge genommen zu haben. Sicher hatte er das längst mit Manuela geplant gehabt, und die hatte sich auf die Täuschung eingelassen. Ihr Kind hätte gewusst, dass sie mit dieser Reise niemals einverstanden gewesen wäre. Gerd erwähnte, sie wären kurz vor Ulm. Das bedeutete, er würde spätestens in einer Dreiviertelstunde hier sein. Dann würde das Versteckspiel auffliegen.
    Die beteiligten Fahrzeuge brannten lichterloh. Auf den ersten Blick war nicht zu erkennen, ob sich Personen darin befanden. Ihr Kollege stellte den Wagen in einiger Entfernung ab. Lea Thomann griff zum Funkgerät.
    »Wir brauchen die Feuerwehr, hier brennt alles!«, rief sie in den Hörer.
    »Sind unterwegs«, bekam sie als knappe Antwort von der Leitstelle mitgeteilt.
    Es war unmöglich, sich den brennenden Fahrzeugen zu nähern. Bereits in dreißig Metern Entfernung waren die Hitze und der beißende Geruch von brennenden Reifen unerträglich. Sie griff in ihre Jackentasche und hielt sich eine Serviette des Schnellrestaurants vor Mund und Nase. Die beiden Kollegen der hinzugekommenen Streife liefen in weitem Abstand um die Unfallstelle herum. Einer hielt einen Autofeuerlöscher in der Hand.
    Was für ein nutzloses Unternehmen, dachte sie.
    Lea entdeckte eine Gruppe Schaulustiger in einem Gartengrundstück. Einer der Männer filmte offenbar das Geschehen mit seinem Mobiltelefon. Sie ärgerte sich über die Sensationsgier solcher Gaffer, denen sie in ihrer polizeilichen Arbeit beinahe täglich begegnete und gegen die sie rechtlich nichts in der Hand hatte.
    Sie beschloss dennoch, den Filmer nach der Unfallaufnahme zur Rede zu stellen.
    Zum wiederholten Male blickte sie auf die Uhr. Jeden Moment musste die Feuerwehr am Unfallort eintreffen. Ihr Kollege hatte damit begonnen, einige Übersichtsaufnahmen anzufertigen. Ansonsten waren die mittlerweile drei Streifenwagenbesatzungen zum Nichtstun verurteilt. Lea steckte sich das Funkgerät in die Jackentasche, kletterte eine Böschung hinab und lief in Richtung der Schaulustigen. Von dort konnte sie sich geschützt bis auf Höhe der brennenden Wagen vorarbeiten. Mit vorgehaltener Hand hob sie den Kopf über die natürliche Deckung. Sie kniff die Augen zusammen, um im grellen Schein der brennenden Autos etwas erkennen zu können. Die Umrisse dreier Fahrzeuge zeichneten sich vor ihr ab. Es schien, als ob jemand auf dem Beifahrersitz des vordersten Wagen sitzen würde. Aber es konnte eine Täuschung sein. Wenn, dann wäre er längst verbrannt.
    Etwas stimmte nicht an den Umrissen der Blechkarossen. Im Frontbereich des mittleren Wagens steckte ein etwa zwei Meter langer, rechteckiger Gegenstand. Sie hatte keine Vorstellung davon, was das sein konnte. Für ein abgerissenes Fahrzeugteil war es zu groß. Eine Zeitlang wendete sie ihr Gesicht von der beißenden Hitze ab und verkroch sich hinter der Böschung. Als sie ihren Blick wieder in Richtung der Unfallstelle wandte, geschah das Unfassbare.
    Mitten aus dem Inferno erhob sich plötzlich eine Gestalt, die einen Lederkombi samt Sturzhelm trug.
    Mit Entsetzen verfolgte Lea Thomann die roboterhaften Bewegungen der geisterhaft wirkenden Figur. Helm und Kleidung des Unfallopfers waren rußschwarz. Anstatt aus den Flammen zu fliehen, versuchte die Kreatur jetzt den Kinnriemen des Helms zu lösen. Verzweifelt versuchte Lea
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