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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi
Autoren: Jörg Maurer
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offensichtlich schon so lange bedrückt. Jedes Mal war etwas dazwischengekommen.
    »Auf einen perfekten Leitenden«, sagte sie und erhob ihrerseits das Glas. Sie stießen an. Der Abend ist viel zu schön dafür, dachte er, heute noch nicht.
    Mein Gott, er ist wirklich schüchtern, dachte Maria.

    Sah man von ihrer Reha-Manschette am Fuß ab, war sie die einzige Figur, die die Ereignisse ohne Schaden überstanden hatte. Ganz im Gegenteil, sie war in der Hierarchie sogar aufgerückt. Die Agentur IMPOSSIBLE hatte eine neue Mitarbeiterin. Sie hatte eine neue Projektmanagerin. Diese saß an ihrem chromblitzenden Arbeitsplatz und ging das Herbst-Angebot durch. Viele Großkunden waren durch die Schlagzeilen, die es über das
Werdenfelser Land gegeben hatte, auf die Agentur aufmerksam geworden, und die Auftragsbücher quollen über. Soeben hatte eine große Weltfirma angefragt.
    »Nacktklettern!«, dachte Ilse Schmitz und ließ sich ein Lachskanapee zum Prosecco bringen. »Nacktklettern, das wäre was für den Vorstand.«

    »Fornjoter und Bergelmir werden dich führen«, sagte Odin, der Gott mit den zwei Raben auf der Schulter. Åge Sørensen wurde von den beiden gutmütig dreinblickenden Riesen durch ein hohes, schmiedeeisernes Tor geführt, drinnen tat sich eine riesige, aus dunkelblauem Basaltstein gebaute Halle auf. Von der schier unendlich weit entfernten Reliefdecke tropfte es stalaktitisch herunter, und das Klatschen auf den Marmorfliesen hallte tausendfach nach. Åge staunte nicht schlecht über die bunten Wandteppiche, auf denen die Stammbäume der Asen, Vanen und vieler anderer Göttergeschlechter bis in die kleinsten Verästelungen zu sehen waren. Sie schritten durch zwei mächtige Säulen, zwischen die eine Tafel mit der Aufschrift
Willkommen in Asgard
gespannt war. Durch die großflächigen Fenster sah man draußen die Landschaften von Sökkwabeck und Ydalir, in denen sich allerlei vorzeitliches Getier tummelte, Einhörner, Greife und Nöcke. Manchmal krachten geflügelte Urechsen an die Scheibe, rappelten sich wieder auf und flogen kreischend davon.
    »Halt! Hier ist es!«, rief einer der Riesen, und er öffnete eine dicke, samtbeschlagene Tür, die zu einem behaglich eingerichteten Zimmer führte. Auf einem Kanapee saß ein gemütlich wirkender Mann, der so aussah, als hätte er auf Åge gewartet. Er winkte ihn zu sich und wies auf einen Tisch, auf dem allerlei Tiegelchen und Tassen, Teller und Bleche standen, gefüllt
mit duftenden Pasteten und scharf riechenden Gewürzen. Åge beugte sich über eine Schale.
    »Greif zu, es ist genug davon da!«, sagte der Mann. Åge tauchte den Finger in das rot schimmernde Gelee und kostete. Noch niemals in seinem Leben hatte er so gute Grütze gegessen. Und jetzt erst begriff Åge, wer da vor ihm auf dem Sofa saß: Thor, der Gott des Donners und der Naturgewalten, einer der Mächtigsten aus dem Geschlecht der Asen. Åge hatte sich den Blitzeschleuderer wahrlich anders vorgestellt! Um den Hals trug Thor eine Kette, daran hing, wie bei einem Schlüsselkind der Hausschlüssel, ein kleines Hämmerchen.
    »Was meinst du, wie oft ich den schon verlegt habe«, sagte Thor und reichte Åge die Hand.
    »Ich habe den Eindruck, dass er ganz zum Schluss noch ein ganz klein wenig gelächelt hat«, sagte Frau Sørensen zu dem kahlköpfigen Chefarzt. Dann schloss sie Åge die Augen.

[Danksagung]
    Dank|sa|gung [daːngkˈsaːguŋ]: unvermeidliche und doch immer wieder gern gelesene Schnürschleife am Ende [seltener: am Anfang, nie: in der Mitte] eines Buches. Die Dsng. ist eine von Rudyard Kipling (1894 im
»Dschungelbuch«
) erstmals gebrauchte Form, alle Helfer, Informanten und Mitwirkende eines Buches (die von ihm so bezeichneten »Dienstelefanten« ) zu nennen, in höchsten Tönen zu preisen, und ihre Funktion knapp und sachlich zu umreißen; dabei werden (nach F. Naumann
»Die Dsng. als literarische Form«
, Hamburg, 1967) Textbausteine wie … ›
für ihre aufopferungsvollen Recherchen‹ … ›für den immer frischen Kaffee‹ … ›für das unermüdliche Rückenfreihalten‹ …
usw. in geheimnisvoller Reihenfolge kombiniert und mit konkreten Namen verknüpft. In vorliegendem Buch ist alles ganz anders. Aus der Menge der ›Dienstelefanten‹ greife ich nur diejenigen heraus, ohne die der Roman nie und nimmer durch den Dschungel der Desinformation gekommen wäre. Zunächst sei die Ärztin und Psychiaterin Dr. Pia Wolf vom örtlichen Klinikum genannt, die einem Werk wie dem
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