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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual
Autoren: F. Paul Wilson
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haben.«
    »Der arme Lyle«, sagte Gia. »Ich komme mir richtig schäbig vor, weil wir ihn mit dieser tragischen Geschichte ganz allein gelassen haben.«
    Die drei hatten gemeinsam darauf gewartet, dass die Barriere endlich verschwand, aber nach ungefähr einer Stunde hatte bei Gia ein heftiger Schüttelfrost eingesetzt. Jack hatte sie schnellstens nach Hause bringen müssen und Lyle für die Nacht ein Bett angeboten. Lyle hingegen hatte verzichtet und gemeint, sie sollten sich ruhig auf den Weg machen, er würde weiter warten. Jack hatte ihm noch versprochen, am Morgen wieder zurückzukommen.
    »Die einzige Möglichkeit, wie er mit diesem Schicksalsschlag fertig werden kann, ist die, es allein durchzustehen. Wir dürfen uns dort nicht blicken lassen – zumindest ich nicht. Und es gibt keinen Grund, weshalb du es tun müsstest. Wir können zur Aufklärung der Geschichte nicht das Geringste beitragen.«
    »Wir könnten für ihn dort sein. Er und sein Bruder schienen ein sehr inniges Verhältnis gehabt zu haben.«
    »Sie hatten ihre Differenzen, so viel kann ich dir verraten, aber zwischen ihnen bestand eine Bindung, die über die Blutsbände hinausging. Sie haben gemeinsam eine ganze Menge durchgemacht.«
    »Ich bin trotzdem froh, dass er die Polizei gerufen hat. Sie werden die restlichen Leichen sicherlich finden. Dann werden die Eltern dieser armen Kinder endlich in der Lage sein, die noch vorhandenen sterblichen Überreste in aller Würde zu beerdigen und so ein zutiefst schmerzliches Kapitel ihres Lebens abzuschließen.«
    Ihr Blick schien in die Ferne zu wandern.
    »Denkst du an Taras Vater?«
    Sie nickte. »Ich frage mich, ob es für ihn und seinen Sohn irgendetwas ändert, wenn er Tara begraben kann.« Sie seufzte. »Ich habe da meine Zweifel. Ich glaube, sie haben zu viel durchleiden müssen, um wieder zu einem halbwegs normalen Leben zurückzufinden.«
    »Ich habe eine Idee«, sagte Jack. »Warum kehren wir der Stadt nicht für ein paar Tage den Rücken? Zum Beispiel könnten wir einen Abstecher nach Monticello machen und Vicky in ihrem Ferienlager besuchen.«
    »Aber sie kommt schon morgen wieder nach Hause.«
    Jack wusste das, Gias strahlende Miene aber verriet ihm, dass ihr diese Idee bestens gefiel. Nach ihrer qualvollen Begegnung mit Tara wäre ein Zusammentreffen mir ihrer kleinen Tochter genau der Trost, den sie in diesem Augenblick brauchte.
    »Mir fällt noch was Besseres ein. Wir beide suchen uns ein Motel, übernachten dort, frühstücken mit ihr am Morgen in diesem altmodischen Restaurant in der Nähe des Lagers, und nachher fahren wir gemeinsam zurück nach Hause. Das wäre doch ein großer Spaß.«
    Gia lächelte. »Okay, ich glaube, das könnte mir gefallen. Wann starten wir?«
    Jack unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung. Er hatte die ganze Zeit nach einer Möglichkeit gesucht, Vickys Ferienlager aufzusuchen, ohne Gia nervös zu machen. Dies war eine solche Möglichkeit. Am Abend vorher, als Gia unter der Dusche stand, hatte er zweimal im Lager angerufen. Der eine Anruf war ein anonymer Hinweis an die Lagerleitung gewesen, dass eins der Kinder – er erwähnte den Namen nicht- in Gefahr sei, im Zusammenhang mit gewissen Sorgerechtsstreitigkeiten entführt zu werden. Das Gleiche erzählte er im Verlauf eines weiteren Telefonats auch der Polizei von Monticello und empfahl gleichzeitig den Einsatz zusätzlicher Polizeistreifen in der näheren Umgebung des Ferienlagers.
    Nachdem der Anführer nicht mehr unter den Lebenden weilte, war Bellittos Zirkel so etwas wie eine Schlange ohne Kopf. Doch selbst das war Jack noch nicht genug. Er würde erst beruhigt sein, wenn sich Vicky unter seinem persönlichen Schutz befand.
    Das Gleiche galt auch für Gia. Sie hatte Jack erzählt, was Tara gesagt hatte: Es will deinen Tod. Wer konnte entscheiden, ob Tara die Wahrheit sagte, aber Jack war sich ziemlich sicher, dass Taras Aussage den Tatsachen entsprach. Mit »es« konnte nur die Andersheit gemeint sein. Was führte sie im Schilde? Die Vernichtung von allem, was ihm wert und teuer war?
    Dieser quälende Gedanke hatte ihn fast die ganze Nacht wach gehalten. Wie wehrt man sich gegen etwas, das man nicht sehen kann, das so weit entfernt ist und seine Fäden spinnt, dass man es nicht erreichen kann?
    Das Einzige, was ihm dazu einfiel, war, dass er die Augen wachsam offen hielt und dafür sorgte, dass Gia und Vicky ständig so nahe wie möglich bei ihm blieben.
    »Pack ein paar Sachen zusammen, während
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