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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)
Autoren: Silvia Roth
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Gewohnheiten und führten vollkommen unterschiedliche Leben. Sarah Endecke war Single, Tatiana Schwarz Witwe. Iris Vermeulen hatte zwei erwachsene Söhne und eine halbwüchsige Tochter, die noch zu Hause wohnte. Merle Olsen lebte mit einer Frau zusammen. Es gab keinerlei Gemeinsamkeiten zwischen ihnen, keinen roten Faden. Zumindest keinen, auf den diese Pappnasen von Journalisten hätten kommen können. Und wenn ihn irgendwann mal jemand fragen sollte, was all diese Frauen gemeinsam hatten, würde er schlicht antworten: Sie waren da .
Möglicherweise auf eine ganz besondere Art da, präsent, anwesend. Er dachte nach. Ja, das vielleicht. Die Präsenz der betreffenden Frau war ihm in allen fünf Fällen auf eine ganz spezifische Weise aufgefallen. Durch eine bestimmte Art zu gucken, durch eine Ausstrahlung, durch einen Blick, der Willensstärke und Unbeugsamkeit verriet.
    Aber solche Dinge nahmen nur wenige Menschen wahr.
    Es gehe ihm darum, die Frauen zu erniedrigen, schrieben die Zeitungen. Täter wie er wollten sich überlegen fühlen, sich selbst und anderen ihre Macht beweisen. Alles Quatsch, dachte er. Er wollte keine schwachen Frauen. Bei schwachen Frauen kam ihm das Kotzen. Dennoch maßten sich die Pappnasen immer wieder an, an ihm und seinen Motiven herumzudeuteln. Sie zitierten Psychoanalytiker und Kriminologen und wussten doch nichts über ihn. Nicht das Geringste!
    Bis auf diesen einen …
    Der allerdings schien mehr zu wissen, als er sich je hatte träumen lassen. Und das war vielleicht das, was ihm an der ganzen Sache am meisten aufstieß. Dass er seine Gegner unterschätzt hatte. Dass er sich seiner selbst zu sicher gewesen war.
    Er schluckte.
    In der Natur hatte jede Spezies ihren spezifischen Fressfeind. Egal, wie gut getarnt, wie gut bewaffnet oder wie giftig  – immer gab es einen, der noch stärker war. Noch besser ausgestattet. Immun gegen das Gift oder die Stacheln. Einen, bei dem alle Gegenwehr nichts auszurichten vermochte und der einen einfach vom Fleck weg verschlang, wenn man nicht aufpasste. Seine Finger spielten am Zündschlüssel des Mercedes, den er stecken lassen würde, ganz wie immer, und er dachte an den Anruf, den er erhalten hatte. Gestern früh, als er sich gerade auf den Weg zur Arbeit machen wollte.
    Eigentlich war er schon halb aus der Tür gewesen.
    Eigentlich  …
    Aber es kam so selten vor, dass sein Telefon läutete.
    Also hatte er das Gespräch angenommen. Schon aus reiner Neugier.
    Die Rufnummer war natürlich unterdrückt gewesen, das Display des drahtlosen Telefons bis auf die Information »UNBEKANNT« leer geblieben. Dann eine Stimme wie eine Bandansage. Verzerrt von irgendeinem dieser Geräte, die alles unkenntlich machten. Ich weiß, was Sie getan haben . Seltsamerweise hatte Damian sofort verstanden, dass es sich bei dem, was er da hörte, nicht um einen Scherz handelte. Und selbst jetzt fühlte er noch seinen Herzschlag, der in diesem Moment ein anderes Gewicht bekommen hatte. Schwerer. Gehen Sie ins Nachttierhaus. Die Uhr, gegenüber den Greifstachlern . Spätestens da war Damian auch klar gewesen, dass dieser Kerl sich auskannte in seinem Leben. Und dass er dort gewesen war, auf seinem Terrain, in seinem Revier. Noch so etwas, das ihn rasend machte. Hinter der oberen Verkleidung  finden Sie einen Zettel mit einem Namen und einer Adresse.  Stichtag ist morgen Abend, Punkt 23 Uhr. Wenn Sie sich verspäten,  lasse ich Sie ins Messer laufen. Die Frau wird zu diesem  Zeitpunkt allein sein. Sie wird Ihnen gefallen. Und sie verdient,  was sie bekommt. Achten Sie darauf, dass Sie alles so machen,  wie Sie es immer tun. Und dann verschwinden Sie.
    Damian stieg aus und blickte zu der hypermodernen Fassade des Hauses hinüber.
    Das ist der Deal. Ihre Freiheit gegen diesen einen Abend.
    Dieser eine Abend …
    Damian sog den Geruch des überhitzten Asphalts in sich auf und überlegte, ob er sterben würde. Er hatte sich nie zuvor Gedanken über seinen Tod gemacht, weder über den Ort noch über den Zeitpunkt. Aber heute war ihm, als ob das, was noch vor ihm lag, einen engen zeitlichen Rahmen hatte.
    Die Zeit, die ist ein sonderbar ’ Ding. Wenn man so hinlebt,  ist sie rein gar nichts. Aber dann, auf einmal, spürt man nichts  als sie … 
    Vielleicht war die Frau auf seinem Zettel gar nicht zu Hause. Dass es sie tatsächlich gab, hatte er abgecheckt. Aber
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