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Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
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wenig zur Weihnachtsfreude von Glenmuir beigetragen zu haben.
    Dieser Gedanke bewog sie, ein gewinnendes Lächeln aufzusetzen, den mißtrauischen Arnos MacGregor entschlossen anzusehen und ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Sie wußte, er würde sich kaum widerstandslos von seinem Hab und Gut trennen, da er schon früher Opfer ihres Hanges zu tätiger Nächstenliebe geworden war.
    Kaum zehn Minuten später verließ sie das Geschäft, und ihre Miene spiegelte Genugtuung. Beinahe hätte sie aufgelacht, als MacGregor sie mit einem Seufzer der Erleichterung
    hinausbegleitete und rasch die Tür verriegelte. Immerhin hatte der Besuch sich sehr gelohnt. Blair wechselte den Korb, der nun wesentlich schwerer war als vorher, von einem Arm zum anderen und dachte belustigt, daß ihren Ahnen ähnlich zumute gewesen sein mußte, wenn sie einst einem anderen Clan die Rinder abgejagt hatten.
    Der Weidenkorb ächzte unter der Last des Inhaltes. Zwei Säckchen Zucker, ein Beutel Tee, einige Stangen Salz, eine Schere und etliche kleine Handspiegel waren die Schätze, die sich den von der Schneiderin gespendeten hübschen Bändern zugesellt hatten. Je schwerer der Korb, desto leichter wurde Blair Duncan ums Herz.
    Sie ging auf die Leute zu, die immer noch plaudernd zusammenstanden, um ein Weilchen mit ihnen zu reden, ehe sie sich auf den Rückweg in ihr stilles Haus machte. Nach dem erfolgreichen Tag betrachtete sie die Muße als wohlverdiente Belohnung.
    ★
    Blair Duncan hatte erst wenige Schritte gemacht, als sie ihren Namen hörte. Der volle Klang der Stimme ließ ihr die Hitze in die Wangen steigen und erregte ihren Zorn.
    „Miss Duncan", rief der Mann von neuem, diesmal schon viel näher. Sie blieb stehen, straffte die Schultern und drehte sich um. Es brauchte keiner Worte, dem Unmut Ausdruck zu geben, den sie über die unhöfliche Art der Begrüßung empfand.
    „Mylord", erwiderte sie kühl.
    „Ich freue mich sehr, Sie zu treffen, Miss Duncan", antwortete Lord Lindsay und sah sie heiter an. „Kennen sie Lord Haverbrook?" „Harry", wandte er sich an seinen Begleiter, „das ist Miss Blair Duncan, eine Freundin aus Kindertagen."
    Harry Rogers, Earl of Haverbrook, war ganz das Gegenteil von Cameron Montgomery, Earl of Lindsay. Lord Haverbrook ging an die Vierzig und war untersetzt und rundlich. Das unter dem Zylinder hervorlugende Haar war schon grau, und das Gesicht ziemlich weich. Lord Lindsay dagegen mochte Ende Zwanzig sein, war hochgewachsen und kräftig. Sein dichtes schwarzes Haar unterstrich die regelmäßigen, angenehmen Gesichtszüge, denen die Überraschung, in Glenmuir Miss Duncan zu begegnen, anzusehen war. Das einzige, was er mit Lord Haverbrook gemeinsam hatte, war die klare, vornehme Ausdrucksweise.
    „Ich weiß nicht genau, ob ich schon das Vergnügen hatte", sagte Lord Haverbrook, sichtlich beindruckt von Miss Duncans Schönheit, deren schäbiges Äußeres im Dämmerlicht nicht weiter auffiel. „Du bist mit dieser reizenden Dame schon von Kindheit an bekannt, Cameron? Ich gestehe, es war mir entfallen, daß deine Mutter aus Schottland stammt."
    „Ich würde schwören, daß auch Lord Lindsay es längst vergessen hat", murmelte Miss Duncan, schaute ihn vorwurfsvoll und stumm herausfordernd an.
    Er zwang sich zu einem Lächeln, obwohl die Begrüßung der schönen, heißblütigen Hochländerin ihm tiefe Enttäuschung bereitete. Ohne auf die deutliche Beleidigung einzugehen, wandte er sich wieder an Haverbrook, verbarg die Bestürzung und erwiderte beiläufig: „Gewiß, Harry, Vater heiratete eine Connery. Ich erinnere mich an manchen überaus angenehmen Sommer, den ich als Knabe hier verbrachte, und an lustige Streiche mit Miss Duncan. Damals war ich ganz sicher, ich würde mich eines Tages auf den Connery-Gütern niederlassen und Miss Duncan heiraten."
    „Das beweist einmal mehr, daß Kindheitsträume hoffnungsloser Unsinn sind", äußerte Blair schroff und war froh, daß die rasch zunehmende Dunkelheit die Röte ihrer Wangen verschleierte. Wie konnte Lord Lindsay so unverschämt sein, sich über ihre Erinnerungen lustigzumachen, die kindischen Schwüre von damals, noch dazu vor einem Fremden? Sie beschloß, das Gespräch mit den Dörflern zu unterlassen, obwohl sie die Begegnung mit dem Earl of Lindsay neugierig beobachteten. Sein Erscheinen hatte ihr gründlich die Laune verdorben. Sie wünschte sich nichts mehr, als nach Haus zurückzukehren. In diesem Augenblick erschien es ihr wie ein Ort beschaulichen
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