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Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
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kleine Stechpalmenzweige in die Ecken der Klebezettel zeichnete, wußte sie recht gut, daß sie Lord Lindsay von nun an aus dem Wege gehen mußte. Und dieser Entschluß wurde keineswegs aus Zorn geboren, sondern war reine Notwendigkeit, sich selbst zu schützen.
    Sie sah auf und bemerkte Mrs. Brown, die sie von der Tür aus beobachtete und sich die Hände an der Schürze abwischte. Sie lächelte gewinnend und begann, über die nahen Feiertage
    zu plaudern, um die Haushälterin versöhnlich zu stimmen. Wenn Lord Lindsay keine Zeit daran verschwendete, an Blair zu denken, und der Kuß seinen Seelenfrieden nicht zu erschüttern vermochte, warum sollte sie sich dann davon verstören lassen?
    Diese Einsicht änderte allerdings wenig daran, daß Blair sich elend fühlte. Sobald Mrs. Brown gegangen war, schwand auch das Lächeln aus ihrem Gesicht.
    ★
    Es war stockfinster und die Luft kalt und schneidend. Cameron Montgomery, Earl of Lindsay, zog einen Strohhalm aus dem Haar und veränderte, die Pistole in der Hand, lautlos die Stellung, während er darauf wartete, daß der Bedienstete sich endlich nach der nutzlosen Suche ins Haus zurückziehen würde. Zwar schlug sein Herz heftig, doch er atmete ruhig und zeigte nicht, wie sehr er sich in den letzten Stunden körperlich angestrengt hatte. Seine Miene war wie aus Stein gemeißelt und verriet nichts von den Gefühlen, die in ihm tobten.
    Der Verfolger rief Befehle. Vermutlich beteiligten sich noch andere Männer an der Jagd nach dem Eindringling. Cameron unterdrückte eine Verwünschung und grollte sich wegen des halsbrecherischen Wagnisses, in das er sich verstrickt hatte, statt gemütlich daheim am Kaminfeuer zu sitzen und einen Whisky zu trinken.
    Mißvergnügt fragte er sich, was er eigentlich hier zu tun hatte. Das Stroh kratzte ihn erbärmlich. Die Antwort war denkbar einfach. Es ging um Blair Duncan. Es war ihre Schuld, daß er unter diesen Umständen überhaupt unterwegs war. Zugegeben, er hatte solche Abenteuer in der Vergangenheit oft genug gewagt, in dieser Nacht jedoch nicht eingeplant. Erst die Begegnung mit Blair Duncan hatte ihn rastlos gemacht. Nur deshalb war er ausgezogen, einem anderen das Eigentum zu stehlen.
    Diesmal hatte es sich freilich nicht gelohnt. Er unterdrückte einen Seufzer. Tief in die schützenden Schatten geduckt, mußte er sich eingestehen, daß er keineswegs Genugtuung empfand und sein Verlangen nicht gedämpft war. Es war zu spät. Er war sich bewußt, daß nach dem Zusammentreffen mit Blair Duncan nichts ihn mehr trösten könnte. Nur sie beschäftigte seine Gedanken, nur nach ihr stand ihm der Sinn. Stattdessen versteckte er sich jetzt in einem Heuschober! Dabei hätte er ein fröhliches und geruhsames Christfest verbringen können! So jedoch würde sein Verlangen nach Blair ihn wahrscheinlich um den Verstand bringen, ehe der Weihnachtstag heraufdämmerte.
    Er wurde zornig, als er an Haverbrooks Rat dachte. Fahrig schob er sich eine schwarze Locke aus der Stirn. Er war ein Narr gewesen, auf Harry zu hören. Wie ein verliebter Trottel war er zu Blair Duncan gestürzt, hatte sie verärgert und sich wie ein schwachsinniger Tölpel aufgeführt. Damit nicht genug, merkte er, gleichermaßen niedergeschlagen und wütend, daß nun auch die geringste Chance dahin war, mit Blair ins reine zu kommen und sie nach all den Jahren wieder für sich zu gewinnen.
    Es war leichter gesagt als getan, ins Horn zu stoßen und die Jagd zu beginnen. Der Fuchs hatte sich in seinen Bau zurückgezogen; der Jäger saß in einem verdammten Heuschober fest, und die Landjunker hetzten ihm die Diener auf den Hals. Selbst jetzt, da die Stimme des Verfolgers aus nächster Nähe laut wurde, machte Cameron sich mehr Gedanken, wie er es anstellen könne, einen Weg zu Blair zu finden, als Sorgen um die eigene Sicherheit.
    Als Knabe hatte er Blair innig geliebt, als Mann begehrte er sie mehr als jede andere Frau. Die Zärtlichkeit, die er in der Jugend für sie empfunden hatte, ließ sich nicht mehr mit dem Gefühl des vergangenen Morgens vergleichen. Seine Regungen waren drängender, leidenschaftlicher, fordernder. Und er konnte nicht einmal etwas dagegen tun. Je mehr er sich auflehnte, desto stärker geriet er in den Wirbel der Leidenschaft. Was sollte daraus werden? Er versuchte sich einzureden, daß Blair ihm nur eine Freundin aus der Kindheit war, nicht mehr. Und selbst diese lose Beziehung schien nicht länger zu bestehen. Blairs Benehmen in der Küche von Duncan
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