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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc
Autoren: kram
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beaufsichtigte sie die Unterbringung der Bewohner des nahegelege nen Weilers und der von ihnen mitgeführten Tiere. Sie schickte einen jungen Knecht mit dem Auftrag aus, vorsichtig die Lage der Dinge zu erkunden, und betete im stillen darum, dass keine Gefahr im Verzüge sei. Schon früher hatte es oft bedrohliche Situationen gegeben, doch Lambourn Priory war jedesmal ungeschoren davongekommen. Nun hoffte sie, der Kelch möge auch diesmal an ihnen vorübergehen.
    Lange nach dem AbSchluss der Vesper meldete ihr einer der Leibeigenen, die auf der Wehrmauer Wache hielten, dass ein Zug Reisiger sich nähere. Ruhig verließ Mutter Rohese das Priorat und begab sich in den Klosterhof.
    Mit Dreschflegeln, Sensen und Sicheln bewaffnete Bauern bewachten das schwere Eichentor, dessen kleine Nebenpforte in diesem Moment für einen einzelnen Krieger geöffnet und sogleich wieder geschlossen wurde. Er trug keinen Helm, und das hellblonde Haar hing ihm wirr in die Stirn. Das Gesicht war von Erschöpfung gezeichnet, und er machte den Eindruck, als habe er tagelang im Sattel gesessen. Dennoch war seine Haltung straff und aufrecht.
    Langsam ging die Priorin zu ihm und fragte: „Was ist dein Begehr, Herr?"

    „Wie ich sehe, bist du die Ehrwürdige Mutter", antwortete er ruhig. „Ich bin Adrian de Lancey, Baron of Warfield, und mit meinen Reisigen in einen Hinterhalt geraten. Sei so gütig, dich um die Pflege der Verletzten zu kümmern."
    „Ich habe von dir gehört", erwiderte Mutter Rohese und neigte leicht das Haupt. Sie hätte nicht erwartet, dass dieser Ritter, dem der Ruf eines sturmkühnen Kämpen vorausging, noch so jugendlich war und ein so ausdrucksstarkes Antlitz hatte wie das eines feinsinnigen Gelehrten. Die Frische, die aus den klaren grauen Augen sprach, erinnerte sie daran, dass sie selbst nicht mehr die Jüngste war und ein Recke frühzeitig das Kriegshandwerk erlernen musste, um seinen Mann zu stehen. „Mir wurde berichtet, du seist ein gottesfürchtiger Mann", sagte sie freundlich. „Jeder, der die Heiligen Gebote achtet, ist mir willkommen. Wie viele Verwundete hat es gegeben?"
    „Elf. Außer ihnen, von denen zwei gewiss sterben werden, möchte ich noch drei Soldaten zur Bewachung der Gefange nen zurücklassen. Mach dir keine Sorgen, Ehrwürdige Mutter, ich lege die Hand dafür ins Feuer, dass meine Leute dir und den Schwestern nicht zu nahe treten."
    „Bist du dir dessen so sicher?" entgegnete die Priorin und hob eine Braue. „Vergib mir die Bedenken, Herr, doch in diesen unruhigen Zeiten schützt nicht einmal die Androhung ewiger Verdammnis Gottes Diener vor möglicher Gewalttätigkeit."
    „Ich versichere dir, deine Befürchtungen sind grundlos", erwiderte Adrian de Lancey.
    „Meine Männer mögen Zweifel haben, dereinst im Feuer der Hölle brennen zu müssen, doch meines Zornes sind sie sich gewiss."
    „Wie du meinst, Herr." Mutter Rohese lächelte schwach. Der Baron of Warfield wusste bestimmt, wovon er sprach. Der entschlossene Ton seiner Worte vermittelte ihr das Gefühl, Vertrauen haben zu können. Mit gebieterischer Geste gab sie den Bauern zu verstehen, das breite Eichentor zu öffnen.
    Die Reisigen, angeführt von ihrem Hauptmann, hielten Einzug im Klosterhof, und die Verletzten wurden ins Haus getragen. Die Priorin ließ die Nonnen rufen und wies sie an, die Leidenden zu versorgen.
    „Es heißt", wandte sie sich dann an den Baron, „bei Wilton sei es zu einer neuen Schlacht gekommen."
    „Ja", bestätigte Adrian de Lancey. „Um nicht im Kastell eingeschlossen zu werden, hatte König Stephen den Kampf auf offenem Gelände gesucht. Er wurde vom Earl of Gloucester in die Flucht geschlagen und nur durch die von William Martel geführte Nachhut davor bewahrt, in Gefangenschaft zu geraten."
    „Auf wessen Seite hast du gestanden?" wollte Mutter Ro hese wissen.
    „Auf Gloucesters. Mein Bruder und der größte Teil meines Heeres sind noch bei ihm und beteiligen sich an der Verfolgung", antwortete der Baron of Warfield, und seine Mundwinkel zuckten spöttisch. Er wusste sehr wohl, dass Stephens Gemahlin Mathilde de Boulogne die Patronin von Lambourn Priory war, verzichtete indes darauf, der Ehrwürdigen Mutter sein Wissen mitzuteilen. Es war nicht nötig, sie daran zu erinnern, dass« ihrer beider Loyalität verschie denen Fronten galt.
    „Noch mehr gute Männer haben das Leben verloren!" sagte die Mutter Oberin seufzend.
    „Aber Frieden zieht dennoch nicht ins Land ein."
    „Solange König Stephen
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