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Historical Exclusiv Band 44

Historical Exclusiv Band 44

Titel: Historical Exclusiv Band 44
Autoren: Blythe Gifford , Ana Seymour
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Gesicht hinter einer schwarzen Seidenmaske. Nacheinander besiegte sie die Männer des Königs, bis schließlich nur noch einer übrig blieb. Er stand über ihrem Vater und schwang ein großes Schwert. Dieser Mann war furchteinflößender als alle, denen sie je begegnet war. Von dieser Stelle an gab es mehrere Varianten in ihrem Traum. Manchmal verwandelte sich ihr Vater in einen Adler, der sich hoch in den hellen blauen Himmel schwang. Manchmal senkte sich das schreckliche Schwert und alles, was sie noch sehen konnte, waren große rote Blutlachen.
    Vergangene Nacht träumte sie eine neue Version. Plötzlich sah sie Jack in einer Wiese bei Wiggleston. Er hielt Norah Thatcher eng umarmt. Dann änderte sich das Bild. Da stand nicht mehr Jack, sondern der Baron. Sie konnte sich nur noch ungenau erinnern. Sein schwarzes Haar fiel ihm ins Gesicht, während er den Kopf an den Oberkörper einer Frau presste. Aber es war nicht Norah gewesen …
    „Sarah!“ Jacks Stimme klang ungeduldig. „Was ist nur los mit Euch? Ihr seid ganz blass geworden.“
    Sie riss sich zusammen und schwang die Beine zur Seite, um aus dem Bett zu springen. „Nichts von Bedeutung. Der Gedanke daran, dass ein Gesandter des Königs im Haus ist und dass mein Bruder wie ein heißer Kater durch das Dorf streicht, hat mich nur letzte Nacht schlecht schlafen lassen.“
    Jack erschrak über ihren scharfen Ton. „Ich verstehe Euch nicht, Sarah. Erst wolltet Ihr, dass ich vom Gut fernbleibe, und nun seid Ihr verärgert, weil ich Euren Wünschen entsprochen habe.“
    Sie seufzte. „Ihr habt recht. Es tut mir leid, Jack. Dieser Baron verwirrt mich völlig. All dieser Unsinn, den er mir über meine angebliche Schönheit erzählt …“
    Jack lächelte sie nachsichtig an. „Aber Ihr könnt dem Mann doch nicht vorwerfen, dass er Augen im Kopf hat. Ihr seid nun einmal sehr anmutig.“
    Sarah gürtete den weit geschnittenen Morgenmantel eng um die Taille und blickte ihren Bruder an. Jack hatte sich wirklich verändert. Die Tatsache, dass sie eine Frau war und er ein Mann, schien ihm plötzlich viel bewusster. Noch vor ein paar Wochen hätte er solche Dinge nie gesagt. Sie fühlte sich nicht wohl dabei, aber diese Veränderung machte sie auch neugierig. „Danke für das Kompliment“, erwiderte sie sanft.
    Jack wich ihrem Blick aus. „Ich vermute, dass Vater und ich Euch nicht viel Nettes sagen konnten.“
    „Das macht doch nichts.“ Sarah schüttelte verlegen den Kopf.
    „Doch.“ Jack wirkte ernst. „Das ist schon wichtig. Ich habe die schönste Schwester im ganzen Land und fand diese Tatsache nie erwähnenswert. Man sollte mich übers Knie legen und zumindest zwingen, eine von Pastor Hollanders Predigten anzuhören.“
    Sarah musste lachen. Jack hatte die Gabe, die schlimmsten Augenblicke mit seinem Humor zu entschärfen. Sie war erschöpft und mehr als verwirrt über die Gefühle, die sie gestern und diese Nacht gequält hatten, doch davon abgesehen, empfand sie eine überwältigende Zuneigung für ihren Bruder. Ohne ihn wäre ihr Leben wirklich öde.
    Sie ging zu ihm, beugte sich vor und drückte ihm einen Kuss auf das blonde Haar. „Auf alle Fälle ist es wichtiger als je zuvor, dass Ihr Euch hier nicht mehr sehen lässt. Ihr solltet im Dorf wohnen, bis der Baron wieder abgereist ist. Bitte sprecht doch auch mit Pastor Parson Hollander, damit er den Leuten einschärft, dass sie Eure Anwesenheit geheim halten.“
    „Was ist mit den Dienstleuten auf dem Gut?“
    „Ich werde mit Onkel Thomas reden.“
    „Bess wird Euch sicher unterstützen.“ Sie war die Oberköchin, die Alleinherrscherin in der Küche von Leasworth, und die einzige Frau, auf die Jack, abgesehen von Sarah, je gehört hatte.
    „Sie tut bestimmt alles, um Euch zu schützen“, erwiderte Sarah. „Es ist also abgemacht. Jetzt solltet Ihr aber aufbrechen.“
    „Und Ihr versprecht mir, dass Ihr mir keine Vorwürfe mehr macht, wenn ich die Nacht woanders verbringe?“
    „Ihr könnt ja bei Pastor Hollander wohnen.“
    Jack schnitt eine Grimasse und wirkte für einen Augenblick wieder wie ein kleiner Junge. Sarah war belustigt. „Also gut“, meinte sie. „Ihr könnt bleiben, wo Ihr wollt. Aber Ihr dürft nicht zurückkehren, bevor ich Euch Nachricht gegeben habe, dass keine Gefahr mehr droht.“
    „Aber was ist mit Euch? Die Vorstellung, dass Ihr ungeschützt mit diesem Mann verkehrt, beunruhigt mich.“
    „Macht Euch um mich keine Sorgen“, meinte sie. „Mir passiert schon
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